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PROJEKT/215: Simbabwe - Ein Netz für vernachlässigte Kinder


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2010

Nach vorne blicken
Simbabwe: Ein Netz für vernachlässigte Kinder

Von Sabrina Gaisbauer


Heute ist ein besonders heißer Tag in Gweru, einer der größten Städte in Simbabwe. Während im Stadtzentrum die Klimaanlagen surren, zieht Jessica Sakuta entschlossen durch die Armenviertel. Hier ist ihr Arbeitsplatz. Es gibt Menschen, die Stärke ausstrahlen, sobald sie nur anwesend sind, und Respekt ein flößen, sobald sie anfangen zu sprechen. Jessica Sakuta ist einer dieser Menschen. Sie arbeitet mit Kindern, die unter Krankheit, Armut und Vernachlässigung leiden, die viel verloren haben; vor allem ihre Hoffnung. Doch wenn Jessica redet, werden die notdürftig zusammengebauten, kaum Schutz bietenden Behausungen, in denen die Familien auf engstem Raum zusammengepfercht sind, zu Klassenräumen, Sprechzimmern und Hospitälern.

Jessica ist Sozialarbeiterin bei der Midland Aids Service Organisation (MASO), einem langjährigen Projektpartner von terre des hommes. Ihre Klienten sind sogenannte OVC, also »Orphans and Vulnerable Children«: Kinder, die ihre engsten Familienangehörigen durch Aids verloren haben und häufig selbst HIV-positiv sind. »Die meisten Kinder hier haben keine Kleidung, keine Decken und kein Essen. Nachdem der US-Dollar den wertlosen Zimbabwe-Dollar als Zahlungsmittel abgelöst hat, haben viele Haushalte kein Geld mehr, um Schulgebühren zu bezahlen. Die Menschen sind auf sich allein gestellt«, berichtet Jessica. Sie nutzt die häusliche Situation, um vor Ort Basiswissen zu HIV/Aids, Kinderrechten und Eigenversorgung zu vermitteln. Ehrenamtliche machen die Kinder ausfindig, die Jessica anschließend besucht.


Kinder stark machen

Direkte Ansprache, Vertrauen, Offenheit und Professionalität bilden das Fundament der Arbeitsweise der MASO. »Wir machen Hausbesuche und unterstützen die Kinder in ihrer eigenen Umgebung. Wir nehmen sie mit in verschiedene Camps und arbeiten mit ihnen in den Schulen. Auch Vereine, in denen wir mit den Kindern Ball spielen, gehören dazu«, beschreibt Jessica ihre Arbeit.

MASO hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinder, deren Leben durch Aids drastisch verändert wurde, in psychischer, physischer und sozialer Hinsicht zu unterstützen. Die Organisation verfügt über breitgefächerte Programme und Maßnahmen. Mehrere hundert Kinder wurden bereits betreut. »Seelsorge spielt eine große Rolle, um das Wohlbefinden dieser Kinder zu steigern und ihnen das Rüstzeug zu verleihen, sich ihren emotionalen Herausforderungen zu stellen«, so der Direktor Tishawa Masimira. MASO kümmert sich überdies um Grundversorgung, wie häusliche Pflege und Essen für die Kinder, bietet aber auch schulische Unterstützung, Verhaltenstrainings und Workshops zu Kinderrechten an. Das weitläufige Gelände von MASO besitzt zudem einen großen Gemüse- und Kräutergarten, den die Kinder selbst zu bewirtschaften lernen. Am wichtigsten ist, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft finden und erkennen, dass sie eine Perspektive haben.


Schulbesuche ermöglichen

Ropafadzo Chenhizda ist 16 Jahre alt und hat fünf Geschwister. Kurz vor ihrem Abschluss musste sie die Schule abbrechen, da ihre Mutter, eine Gemüsehändlerin, die dafür nötigen 250 Dollar nicht mehr aufbringen kann. »Damit hatte ich im Leben so viele Möglichkeiten verloren. Ohne eine abgeschlossene Schulausbildung kann ich nichts tun«, erinnert sich Ropafadzo. Dann kam sie zur MASO. »Als ich mich MASO anschloss, habe ich viel Unterstützung erhalten. Es gab Bildungsmaterial, Saatgut, Workshops und Austauschprogramme. Ich habe viel gelernt.« Auch die Schulgebühren will MASO in Zukunft übernehmen. So möchte die 16-Jährige die Schule abschließen, ein eigenes Leben führen - und ihrer Mutter etwas für ihre Fürsorge zurückgeben.

Sabrina Gaisbauer (presse@tdh.de)

terre des hommes unterstützt MASO mit rund 32.000 Euro.


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2010, S. 6
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2011