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MELDUNG/004: Vor 150 Jahren starb Wilhelm Grimm (Stadt Kassel)


Pressemitteilung von Dienstag, 15. Dezember 2009

150. Todestag von Wilhelm Grimm


Vor 150 Jahren, am 16. Dezember 1859, starb in der Berliner Linkstraße Nr. 7 Wilhelm Grimm, der jüngere der beiden berühmten Grimm-Brüder. In der Grimmschen Familienbibel findet sich dazu folgender Eintrag von Jacob Grimm:

Den 16. december 1859 nachmittag 3 uhr starb mein lieber bruder Wilhelm an den folgen eines rückrathblutgeschwürs (karfunkel), das sich zuletzt nach innen schlug. er wäre den 24. febr. 1860 74 jahre alt geworden. Begraben wurde er dienstag den 20. dec. Auf dem Matthäifriedhof, im hause hielt hr. probst Nitsch die leichenrede, auf dem grab das gebet cons.-rath Snethlage. ich werde diesen liebsten bruder über nicht lange nachfolgen und an seiner seite zu liegen kommen, wie ich ihm im leben fast immer vereint gwesen bin.

Leben und Wirken

Wilhelm Grimm wurde am 24. Februar 1786 in Hanau geboren. Er wirkte zeitlebens in enger Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zusammen mit seinem älteren Bruder Jacob. Ihre Kindheit und frühe Jugend brachten beide Brüder in dem hessischen Landstädtchen Steinau an der Straße zu, ab 1798 besuchten sie das Friedrichgymnasium in Kassel und bezogen darauf 1802 Jacob und 1803 Wilhelm die hessische Landesuniversität zu Marburg an der Lahn.

Die längste Zeit ihres Lebens aber lebten und arbeiteten sie in Kassel, wo Wilhelm 1814 eine Anstellung an der Kurfürstlichen Bibliothek im Museum Fridericianum erhielt, wohin ihm sein Bruder Jacob 1816 nachfolgte. 1825 heiratete Wilhelm Grimm seine Jugendfreundin Dorothea Wild aus der Kasseler Sonnenapotheke, die ihm 1812 unter anderem das erste Märchen in der Grimmschen Sammlung, den berühmten "Froschkönig", erzählte. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: die Söhne Herman und Rudolf sowie die Tochter Auguste.

Jacob Grimm, der zeitlebens unverheiratet blieb, wurde von den Kindern liebevoll "apapa" genannt und lebte bis zuletzt in häuslicher Gemeinschaft mit seinem Bruder Wilhelm und dessen Familie.

Viele berühmte Werke haben die Brüder Grimm in Kassel gemeinsam zusammengetragen und bearbeitet, unter anderem die berühmten "Kinder- und Hausmärchen" (1812-15), das althochdeutsche "Hildebrandlied" (1812), die nordische "Edda" (1815), den "Armen Heinrich" von Hartmann v. Aue (1815) oder die "Deutschen Sagen" (1816-18).

Am Ende ihres Lebens krönte das noch in Kassel begonnene "Deutsche Wörterbuch", das den gesamten neuhochdeutschen Sprachschatz von Luther bis Goethe zusammenfasst, die einmalige wissenschaftliche Leistung der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm.

Eigene Schwerpunkte von Wilhelm Grimm

Trotz aller gemeinschaftlichen Arbeit zeigen die Werke der Brüder Grimm auch Unterschiede und gegensätzlicher Standpunkte. So widmete sich Wilhelm Grimm wiederholt den Editionen alt- und mittelhochdeutscher Dichtungen und schuf immer wieder auch neuhochdeutsche Übersetzungen mittelalterlicher Poesie. Sein erstes eigenständiges Buch behandelte die "Altdänischen Heldenlieder, Balladen und Märchen" (1811). Besondere Sorgfalt widmete er unter anderem auch der Herausgabe des mittelhochdeutschen Sprachdichters "Freidank".

Schöpfer des "Märchentons"

Vor allem aber die sprachliche Darbietung und stetige Verfeinerung der Märchen ist Wilhelm Grimm zu schulden, der aus vielen verschiedenen Quellen jenen romantischen Erzählton schuf, der bis heute Kinder und Erwachsene anhaltend begeistert.

Jacob Grimm charakterisierte das Wirken seines Bruders mit den folgenden Worten: "(...) seine arbeiten waren durchschlungen von silberblicken, die mir nicht zustanden. Seine ganze art war weniger gestellt auf erfinden als auf ruhiges, sicheres in sich ausbilden."


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Quelle:
Pressemitteilung von Dienstag, 15. Dezember 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2009