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PREIS/177: Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2014 an Thomas Hettche verliehen (Stadt Braunschweig)


Stadt Braunschweig - Pressemitteilung von Sonntag, 2. November 2014

Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2014 an Thomas Hettche verliehen



Braunschweig. Der Schriftsteller Thomas Hettche hat für seinen Roman "Pfaueninsel" den von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandfunk gestifteten und mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2014 erhalten. Der Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Deutschlandradio-Programmdirektor Andreas-Peter Weber überreichten die Auszeichnung am Sonntag, 2. November.

Der Roman des diesjährigen Preisträgers "Pfaueninsel" trägt einen überzeitlichen Glanz und ist doch ein souverän verfasstes literarisches Werk ganz von heute, heißt es in der Begründung der Jury. Das Werk befasst sich mit der Grundfrage, wie das Andere und Fremde geordnet wird in einer Kultur der permanenten Wandlungen. Indem Thomas Hettche seine Protagonistin genau verfolgt, begleitet er den Wandel einer ganzen Epoche. Die Laudatio hielt der Literaturkritiker Richard Kämmerlings.

Mit der Verleihung des Wilhelm Raabe-Literaturpreises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus, das einen besonderen Stellenwert in der Entwicklung des Preisträgers markiert. Es muss im Vergabejahr erschienen sein. Ausgeschlossen ist die Würdigung eines Erstlingswerkes oder des Gesamtwerkes.

Die Jury, bestehend aus Prof. Dr. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), Katrin Hillgruber (u.a. Der Tagesspiegel), Sandra Kegel (FAZ), Dr. Michael Schmitt (3sat), Prof. Dr. Renate Stauf (Germanistisches Institut, TU Braunschweig), Katharina Teutsch (u.a. FAZ) und Dr. Hubert Winkels (Deutschlandfunk) begründet die Auszeichnung wie folgt:

"Die Pfaueninsel ist ein preußischer Mythos, und sie ist eine kleine Insel in der Havel als Teil eines großartigen Landschaftsgartens. Mit Thomas Hettches gleichnamigem Roman ist die Pfaueninsel nun auch Ort, Ambiente und ästhetische Bedingung einer hinreißenden tragischen Liebesgeschichte, in der Botanik, Zoologie und menschliche Sexualität miteinander verwachsen. Die Zwergin Marie, die ein historisches Vorbild hat, verliebt sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Gärtnersohn Gustav. Sie muss erfahren, wie ihre Andersheit zur Deformation wird, und die Deformation sie ausschließt aus den Konventionen der zeitgenössischen Gefühle.

Dem belesenen und reflexionsstarken Autor Thomas Hettche gelingt es in diesem Roman, die Kultur- und Sittengeschichte des preußischen Arkadien zu erzählen und uns zugleich ganz nah an eine Figur heranzuführen, an deren Geschick sich der Wandel einer ganzen Epoche ablesen lässt. Von spätbarockem Überschwang bis zur technischen Rationalität des Eisenbahnzeitalters.

Dies gelingt Thomas Hettche in einer sinnlich aufgeladenen Sprache, so distanziert klug wie menschlich einfühlsam. Die Grundfrage, wie das Andere und Fremde geordnet wird, in einer Kultur der permanenten Wandlungen, ist drängend aktuell, ohne dass der Roman starke Zeichen dieser Aktualität bemühen muss. 'Pfaueninsel' hat einen überzeitlichen Glanz und ist doch ein souverän verfasstes literarisches Werk ganz von heute. Es gibt viel zu wissen und es weckt die ganz großen Gefühle."

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Quelle:
Pressemitteilung von Sonntag, 2. November 2014
Stadt Braunschweig
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2014


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