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PREIS/210: Eckhard Henscheid erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2018 (Stadt Kassel)


Stadt Kassel - Pressemitteilung von Dienstag, 29. August 2017

Eckhard Henscheid erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor


Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", vergeben von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel, geht im Jahr 2018 an den Schriftsteller Eckhard Henscheid. Der Preis zeichnet den 1941 geborenen Autor als "Klassiker der literarischen Hochkomik" aus. Dafür steht ein ungemein vielfältiges und virtuos gestaltetes Werk, das das Schreiben zahlreicher Autoren nach ihm geprägt hat. Diese Entscheidung gab Oberbürgermeister Christian Geselle jetzt bekannt.

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", gestiftet von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, wird seit 1985 vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autoren aus, deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Komik und Groteske geprägt ist. Der erste Preisträger war Loriot; nach ihm wurden u. a. Ernst Jandl, Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Wolf Haas und zuletzt Karen Duve ausgezeichnet. Die Kasseler Sparkasse unterstützt den Preis großzügig.

Die Preisverleihung findet am 3. März 2018 im Kasseler Rathaus statt und beschließt das am 24. Februar beginnende Festival des 8. Kasseler Komik-Kolloquiums, zu dem Künstler wie Gerhard Polt, Nora Gomringer, Barbara Auer oder Frank Schulz erwartet werden. Die Laudatio auf Eckhard Henscheid hält der Schriftsteller Oliver Maria Schmitt.

Wer den mit 3000 Euro dotierten und auf Vorschlag von Verlagen vergebenen "Förderpreis komische Literatur" erhält, wird im Oktober bekannt gegeben.

Begründung des Stiftungsrates

"Eckhard Henscheid hat als humoristischer Autor, als virtuoser, innovativer Stilist wie als satirischer Sprach- und Kulturkritiker die deutschsprachige Gegenwartsliteratur entscheidend mitgestaltet. Schier unermesslich ist sein Formenreichtum, vielfältig und feinsinnig, scharf, aber auch zart sein Ton, mit dem er ernsthaft scherzt und grotesk provoziert. In enzyklopädischer Sammellust hat er Dummdeutsch, die Kulturgeschichte der Missverständnisse oder ein Jahrhundert der Obszönität zusammengetragen und ebenso kritisch wie komisch decouvriert. Ohne seinen prägenden Einfluss, ohne die 'Henscheidsche Wende', die mit der Trilogie des laufenden Schwachsinns eingeleitet wurde, ist das Werk vieler jüngerer Autoren und Preisträger des Kasseler Literaturpreises kaum denkbar. Eckhard Henscheid ist ein Klassiker der literarischen Hochkomik."

Über Eckhard Henscheid

Eckhard Henscheid, geboren 1941 in Amberg, gab die zunächst geplante musikalische Laufbahn zugunsten eines Germanistik- und Publizistikstudiums in München auf. Mitte der sechziger Jahre startete er seine schriftstellerische Tätigkeit und arbeitete auch als Redakteur, unter anderem bei der Satirezeitschrift "Pardon". Seit 1971 ist er freier Schriftsteller mit einer großen Vielfalt literarischer Produktionen: Romane, Kurzprosa, Satiren, Glossen, Gedichte, Rezensionen, Musik- und Kunstkritiken, Hörspiele, Essays, kulturgeschichtliche Abhandlungen und anderes mehr. Eckhard Henscheid zählt zur Künstlergruppe der "Neuen Frankfurter Schule", die das Komische in Literatur und Kunst neu justiert hat. 1979 war er Mitbegründer des 'endgültigen Satiremagazins' "Titanic". Seinen ersten Roman "Im Kreis" veröffentlichte er 1968 unter Pseudonym im Selbstverlag. Zwischen 1973 und 1978 erschien die überaus erfolgreiche "Trilogie des laufenden Schwachsinns". Deren Schreibweisen führt Henscheid selbst besonders auf Erzähltraditionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück, was noch sein Buch zu "Dostojewskis Gelächter" (2014) beglaubigt. Dieser Bezug sei besonders geeignet, so Henscheid, "die zeitgenössische Eskalation von Irritation" zu fixieren. Das Programm setzt sich in den Romanen "Dolce Madonna Bionda" (1983) und "Maria Schnee" (1988) und auch noch im 'Infantilroman' "auweia" (2007) fort. In das breite und virtuos entfaltete Spektrum des Autors gehören neben vielem anderen ein Opernführer ("Verdi ist der Mozart Wagners", 1979) und enzyklopädische Sammlungen (das Wörterbuch "Dummdeutsch", 1985 / 2009, "Alle 756 Kulturen", 2001) oder auch die Autobiografie "Denkwürdigkeiten. Aus meinem Leben" (2013), deren Klappentext verkündet: "Eine kleine Geschichte der Bundesrepublik, wie man sie noch nicht gelesen hat - und das Selbstporträt eines großen deutschen Autors."

"Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" und "Förderpreis Komische Literatur"

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" wurde der Stadt Kassel von der Stiftung Brückner-Kühner zum Geschenk gemacht und erstmals 1985 vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird Sprachkünstlern (im ersten Jahrzehnt des Preises auch Literaturwissenschaftlern) zugesprochen, deren Werk sich auf hohem künstlerischen Niveau durch Humor, Komik und Groteske auszeichnet. Folgende Personen erhielten die Kasseler Auszeichnung: Loriot, Eike Christian Hirsch, Ernst Jandl, Wolfgang Preisendanz, Irmtraud Morgner, Ernst Kretschmer, Robert Gernhardt, Walter Hinck, Christoph Meckel, Volker Klotz, Hanns Dieter Hüsch, Karl Riha, Max Goldt, Franzobel, Ingomar von Kieseritzky, Peter Bichsel, George Tabori, Franz Hohler, Eugen Egner, Ror Wolf, Katja Lange-Müller, Gerhard Polt, F.W. Bernstein, Peter Rühmkorf, Herbert Achternbusch, Thomas Kapielski, Ulrich Holbein, Wilhelm Genazino, Dieter Hildebrandt, Frank Schulz, Wolf Haas und zuletzt Karen Duve.

Den gleichzeitig vergebenen "Förderpreis Komische Literatur" in Höhe von 3000 Euro, gefördert von der Kasseler Sparkasse, erhielten bisher Frank Schulz, Jochen Schmidt, Tilman Rammstedt, Jess Jochimsen, Philipp Tingler, Michael Stauffer, Rebekka Kricheldorf, Jan Neumann, Tino Hanekamp, Wolfram Lotz, Arno Camenisch, Kirsten Fuchs und zuletzt Ferdinand Schmalz.

Die Stiftung Brückner-Kühner

wurde 1984 von den Schriftstellern Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner ins Leben gerufen, die 30 Jahre zusammen in Kassel lebten und dort 1996 kurz nacheinander verstarben. Die Stiftung wirkt heute als Literaturzentrum auf den Gebieten des Komischen und der internationalen Sprachkunst, und sie unterhält das Dichterhaus Brückner-Kühner als Literaturmuseum, um von hier aus die Erinnerung an das Stifterpaar wach zu halten.

Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an: der Literaturprofessor Dr. Dr. h.c. Walter Pape (Vorsitzender, Köln), die Lektorinnen Friederike Emmerling (Frankfurt a.M.) und Dr. Renate Jakobson (Berlin), der Autor und Kasseler Literaturpreisträger Ingomar von Kieseritzky (Berlin), der Literaturwissenschaftler und Autor Christian Maintz (Hamburg), der Literaturprofessor Dr. Uwe Wirth (Gießen), Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter des Hauses für Poesie in Berlin, sowie einmalig der jeweilige Preisträger bzw. die Preisträgerin. Geschäftsführender Kurator der Stiftung ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich W. Block.

Näheres zum Engagement der Literaturstiftung unter
http://www.brueckner-kuehner.de.

Kasseler Komik-Kolloquium unter
http://www.komik-kolloquium.de

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Quelle:
Pressemitteilung von Dienstag, 29. August 2017
Stadt Kassel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2017

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