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DICHTERSTREIT/008: Generationsverluste und kein Ende (SB)


Generationsverluste und kein Ende Zweitausendvier oder Vom Ende des Generationenvertrags "Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen" - So krass sah das bereits Herr Gryphius im Barock. Der alte Mensch von heut geht schmerzlicher am Stock, Weil niemand dafür sorgt, ihn zeitig auszumerzen. Träg schleppt er sich dahin. Mit tiefverderbtem Herzen Läßt er sich durchkuriern. Er hat auf gar nichts Bock, Als immer nur kassiern. Ihm ist der eigne Rock, Und nur der, lieb und wert, als wie der Pelz dem Nerzen. Wer ihm das alles zahlt? Die Zähne, Hüftgelenke? Das kümmert keine Greisin. Das geht dem welken Greis Total am Arsch vorbei. Die rechnen auf Geschenke. Doch jemand rechnet mit. Die Jugend kennt den Preis. Sie löhnt ja all den Scheiß. Sie sinnt, wie man der Ränke Der Alten wehren kann. Sie weiß: Der Strauß wird heiß! Robert Gernhardt aus sueddeutsche.de GmbH, SZ1231.003, vom 31.12.2003
Eule
Jugendgeneriert und träge ... Ist zum Jahr Zweitausendvier dieses Pseudokluggeschmiere heulen mit dem Raubgetier oder etwa gar Satire? Beides dann wohl eh'r mißlungen, denn dem Mainstream nach dem Munde, und in opportunen Zungen wär's wohl eine faule Kunde. Sollte jedoch wer vermuten, das sei kritisch-scharfer Frust, müßt' sein Argument sich sputen wegen dem Gewichtsverlust. Denn hier schreibt er sichtlich nieder, unser kleiner Humorist, wie er sich im Für und Wider herz- und seelenlos verpißt. H. Barthel aus dem Hinterstübchen

Erstveröffentlichung am 31. Dezember 2003

12. Dezember 2006