Schattenblick →INFOPOOL →DIE BRILLE → REDAKTION

LITERATURBETRIEB/048: Zeitschriften und Verlage 7 (SB)


"Deutsch perfekt" - Deutsch als Fremdsprache


ein neues Magazin des Spotlight-Verlags, kompetent, einfühlsam, professionell

Seit einem Jahr ist das Zuwanderungsgesetz in Kraft - der vollständige Titel: Gesetz zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern. Sein Schwerpunkt liegt auf der Integration von Ausländern in Deutschland, als deren wichtigste Voraussetzung die Beherrschung der deutschen Sprache gilt.

81.000 Neuzuwanderer haben nach Angaben des ehemaligen Innenministers Otto Schily im letzten Jahr an einem Integrationskurs teilgenommen. Sie haben sechshundert Stunden Deutsch gepaukt und sich in dreißig Stunden Wissen zur Rechtsordnung, Geschichte und Kultur in Deutschland vermitteln lassen. Für alle Ausländer, die 2005 neu nach Deutschland kamen, war dieser Kurs verpflichtend und endete mit einer Prüfung. Der Bund investiert gut 200 Millionen Euro jedes Jahr in diese Integrationskurse.
(aus: Deutschlandradio vom 03.01.2006, Hintergrund Politik: Steuerung und Begrenzung, von Andrea Lueg)

"Verpflichtend" und "Prüfung" klingt nach einer Einschränkung, denn so wird die Aneignung sogenannter "deutscher Werte" dem Neuzuwanderer aufgezwungen. Dieser sogenannten "Integration" würden, nebenbei bemerkt, auch einheimische deutsche Staatsbürger aufgrund der Schwierigkeit der Fragen in einer Prüfung nicht unbedingt standhalten können. Auch die Sprachprüfung ist auf ein Niveau gehoben, das eine höhere Ausbildung voraussetzt, an der mancher Einheimische scheitern würde.

Es liegt deshalb die Vermutung nahe, daß sich hinter einem solchen "Integrationskurs" ein gezieltes Auswahlverfahren versteckt, das die Problematik des europäischen Migrationsdrucks verschleiert oder mit repressiven Maßnahmen zu umgehen sucht. Ein Staat, der über eine verfassungsmäßige Schulung hinaus bestrebt ist, sich in die Lebensführung und Ansichten seiner Bürger einzumischen, zeigt die Tendenz zu einem Obrigkeitsstaat.

Auch in den Medien wird zur Zeit das Thema "Integration" angesichts der gewalttätigen Ausschreitungen Jugendlicher aus Zuwandererfamilien in Frankreich und der Diskussion um den "Gesprächsleitfaden" für Einwanderungswillige aus Baden Württemberg, der sich gegen Muslime richtet, kontrovers und umfassend diskutiert, denn es wird deutlich, daß die Regierungsparteien eine restriktive Praxis einschlagen, die die Ausländerproblematik nur verschärft. Innenminister Schäuble hat darauf verwiesen, daß von 48.000 Asylanträgen, die im letzten Jahr gestellt wurden, lediglich 411 anerkannt wurden. Rita Süßmut merkt an, daß sich der Zugang zum Arbeitsmarkt für Ausländer ständig verschlechtert, was "ein gefährlicher Nährboden für explosive Entwicklungen" sei (Rita Süßmuth, Deutschlandradio vom 03.01.2006, s.o.). Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat den Vorstoß einer Berliner Realschule begrüßt, Deutsch als Pflichtsprache auf dem Schulgelände zu verordnen (AFP-Meldung vom 23. Januar 2006): "Es ist sinnvoll, diese Maßnahme auszudehnen, um zu zeigen, dass wir unser Bemühen um Integration ernster nehmen" (Thierse in den "Stuttgarter Nachrichten"). Darauf sprach die migrationspolitische Sprecherin der Berliner Linkspartei, Giyasettin Sayan, von einer "hilflosen Geste", die zur Lösung bestehender Integrationsprobleme nicht beitrage.

Das neue Magazin vom Spotlight Verlag, "Deutsch perfekt", ein Sprachmagazin für Deutsch als Fremdsprache, erklärtermaßen ein "neues sprachliches Integrationsmedium", erschien mit seiner ersten Ausgabe im Oktober 2005 wie ein weiterer und - allerdings erst auf den zweiten Blick - sehr kompetenter Beitrag zu dieser Problematik - von einer "hilflosen Geste" weit entfernt. Zunächst sollte es "jede Menge Service und Integrationshilfen" bieten, so Chefredakteur Burkhard Riedel, was nach Aussparen von Konflikten und Zurückhalten einer eigenen Stellungnahme klingt. Tatsächlich entwickelte sich diese Zeitschrift innerhalb der ersten drei bisher erschienenen Hefte jedoch zu einem regelrecht unentbehrlichen Hilfsmittel und einer Entscheidungshilfe für alle, die sich in Deutschland vor dem oben genannten Hintergrund zurechtfinden müssen, egal in welcher Situation und auf welchem sprachlichen Niveau.

Dabei läßt das Magazin brisante Themen keineswegs aus, auch wenn sie durch das gewöhnungsbedürftige bild- bzw. farbbetonte und fast textverdrängende Layout nicht gleich ins Auge springen. Auf den ersten Blick scheinen die Hochglanzhefte nämlich inhaltlich wie gestalterisch eine Sicht von Deutschland zu unterbreiten, als gäbe es hier vornehmlich eine heile, politisch korrekte Welt, einen harmonischen Alltag mit lauter netten Leuten, die sich an Leistung und Wohlstand orientieren. Liest man dann die Texte, stellt sich heraus, daß diese Darstellungen keineswegs einladend oder anwerbend sind, sondern inhaltlich eher sachlich und nüchtern als Meinungsbildungs- und Orientierungshilfe mit ausformulierten Widersprüchen - ausschließlich aus der Distanz und aus der kritischen, weil eher befremdeten Sicht der Ausländer geschrieben.

Der inhaltliche Schwerpunkt der Redaktion liegt in der
Aufbereitung des sprachlichen Anteils dieser Texte:

Jeden Monat liefern Korrespondenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Beiträge für 'Deutsch perfekt'. Der Themen-Mix umfasst Aktuelles aus Gesellschaft, Politik, Kultur in 'Nahaufnahme', sowie praktische Tipps für Leben und Arbeiten in Deutschland. Drei verschiedene Schwierigkeitsstufen ermöglichen Lesevergnügen und Lernfortschritte für Anfänger und Fortgeschrittene. Vokabelerklärungen in einfachem Deutsch und ein umfangreicher Sprachteil mit Sammelkarten helfen jedem, der beruflich oder privat seine Deutschkenntnisse verbessern will.

Die Professionalität und sprachliche Kompetenz dieses Magazins ist der Mühe und wohl zeitaufwendigen Kleinarbeit zu verdanken, die jeder Redakteur in Inhalt und sprachliche Aufbereitung der Artikel steckt - eine journalistische Herausforderung und nie Routine. Für die Optimierung des Deutschlernens zeigt sich die Redaktion offen und flexibel. Ist es doch ein schwer umzusetzendes Anliegen, ein deutsches Sprachniveau zu finden, das für die verschiedenen Fremdsprachen zugänglich ist. So beschränkt sich das Heft ganz auf Deutsch. Im ständigen Austausch mit den Lesern und auf der Grundlage des neuesten Forschungsstandes der Didaktik und der Präsentation von "Deutsch als Fremdsprache" ist die Bearbeitung folgender Fragen stets im Hintergrund zu spüren: Wie läßt sich das Erlernen verbessern und effektiver gestalten? Ist die Wahl der sprachlichen Schwerpunkte nach den Bedürfnissen der Leser ausgerichtet? Darüber ist ein offener Methodenaustausch mit den Lesern sichtbar. Denkt man sich etwas in die Systematik des Heftes ein und hält sich an die Inhaltsangabe, um wichtige Schwerpunkte beim Blättern nicht zu übersehen, wird jedes Heft zu einer umfangreichen, wahren Fundgrube für diejenigen, die sich auf den Pflicht-Integrationskurs oder einen Beruf in Deutschland vorbereiten müssen. Die Systematik, mit der, die Sprache betreffend, durch das Heft geführt wird, läßt Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermaßen Neues entdecken.

Ausführliche, kurze oder ultrakurze Texte gibt es zu den Themenbereichen "Sprachservice", "Lesen und Hören", "Themen des Monats", "Medien", "Kultur" und "Alltag". Dahinter verbergen sich zum Beispiel (nicht nur für Ausländer) wissenswerte Strategien darüber, wie man eine Bewerbung schreibt (Heft 11/2005), Interviews, z.B. mit dem russischen Kult-Schriftsteller Wladimir Kaminer (Heft 1/2006), Kommentare und Nachrichten im Themenvergleich aus verschiedenen Zeitungen z.B. über Angela Merkel, die deutsche Steuerpolitik, zum Zuwanderungsgesetz, zur Sterbehilfe usw. und der Tauglichkeitstest der großen deutschen Tageszeitungen für Ausländer und Kino-, Konzert- und Ausstellungstermine. Ein Vorschlag oder Wunsch wäre, den Nachrichtenteil noch anwachsen zu lassen. Das Konzept, verschiedene Tageszeitungen zu einem brisanten Thema zu zitieren, erhöht das Hörverständnis aus Funk und Fernsehen und damit vielleicht die Kommunikationsmöglichkeiten im öffentlichen Leben.

Durch Hinweiszeichen für Abweichungen wird auf ein modernes Hochdeutsch Wert gelegt, das für alle Sprecher, junge und ältere, Deutsche wie Ausländer, akzeptabel ist. Daran arbeiten sowohl Sprachprofis als auch Magazinprofis. Zu jedem Artikel, zu jeder kleinsten Nachricht oder Überschrift und Werbung gibt es Vokabelhilfen, ein umfangreicher Sprachteil mit Sammelkarten in der Mitte des Heftes bietet Möglichkeiten zu unterschiedlichsten methodischen Anwendungen, die wortschatz- und grammatikvertiefend wirken.

Aber damit nicht genug: Zusätzlich zum Magazin und inhaltlich bezogen auf Magazinartikel gibt es alle zwei Monate den Sprachtrainer "Deutsch perfekt plus". Auf 24 Seiten bietet er praktische Übungseinheiten zum Vertiefen der Sprachkenntnisse und einen Test zum Überprüfen des erarbeiteten Niveaus. Er bereitet auf die Prüfung zum "Zertifikat Deutsch" vor, ist übersichtlich, systematisch und auf "Büffeln" angelegt.

"Deutsch perfekt" wäre nicht perfekt und kein Profi-Magazin, wenn es nicht auch einen Lehrer-Service für den DaF-Unterricht (DaF = Deutsch als Fremdsprache) bieten würde - die Übungen basieren auf den Texten der jeweils aktuellen Magazinausgabe -, und wenn es nicht noch die digitale Ausgabe des Magazins geben würde, die jeweils am ersten Verkaufstag als PDF-Datei zu beziehen ist.

Man merkt ihm die Erfahrung mit einem bewährten Konzept an, "Deutsch perfekt" ist das siebte Sprachmagazin aus dem Spotlight Verlag, der 2003 mit dem Bayrischen Printmedienpreis ausgezeichnet wurde.


*


Herausgeber und Verlagsleitung: Dr. Wolfgang Stock Deutsch perfekt - Sprachmagazin für Deutsch als Fremdsprache Chefredakteur: Burkard Riedel Spotlight Verlag GmbH, München, ab 19. Oktober 2005 erscheint monatlich am letzten Mittwoch des Vormonats über 80 Seiten, 5,50 Euro


Erstveröffentlichung am 27.01.2006

5. Januar 2007