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SPRÜNGE/012: Das Märchen - ein literarischer Sonderling (SB)


Das Märchen - ein literarischer Sonderling


Märchen kennt doch jeder. Wie kann man sie da als "Randerscheinung in der Literaturgeschichte" bezeichnen und zum Thema für SPRÜNGE machen wollen? Wäre es nicht erfreulicher, einfach einen reichen Einblick in die Märchenwelt zu geben, also eine Märchentextsammlung zusammenzustellen und sie für sich sprechen zu lassen, statt sie durch Analysen zu zerreißen?

Keine andere literarische Form ist so erschöpfend von der Deutungswut verschiedenster Interessengruppen mißbraucht, ausgenutzt und verschlissen worden wie diese. Da bleibt kein "anderer" Blickwinkel für die BRILLE außer dem, den sich auch einige unverbesserliche Weiterfrager - sprich Liebhaber - zueigen gemacht haben: Das Märchen läßt sich nicht einordnen und ist deshalb außerordentlich anpassungsfähig und für jeden Zweck verwendbar. In diesem Sinne werden Märchen in der Regel mit Erwartungen überfrachtet und ihrer nachvollziehbaren, wenig mysteriösen Entstehungsgeschichte als literarische Form nicht selten arg entfremdet. Das geht soweit, daß die Interpreten sogar häufig nicht mehr wissen, was sie eigentlich mit ihnen anfangen sollen. So werden Märchen entweder motivisch geordnet oder geographisch gegliedert, live erzählt oder musikalisch vertont, linguistisch, philosophisch, theologisch, psychologisch, pädagogisch, soziologisch und politisch gedeutet. - Auf jeden Fall aber wird damit dem Leser die Chance verscherzt, jemals den Blick auf ein kleines Männchen zu erhaschen oder das, was er dafür hält ...

... so sah ich da ein kleines Haus und vor dem Haus brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie:

'Heute back ich, morgen brau ich,
übermorgen hol' ich der Königin ihr Kind;
ach, wie gut, daß niemand weiß,
daß ich Rumpelstilzchen heiß.'

[...] und als hernach das Männlein hereintrat: [...]

Das hat dir der Teufel gesagt! Das hat dir der Teufel gesagt!", schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, daß es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst mitten entzwei."
(aus: Grimms Märchen, Gesamtausgabe, Gondrom Verlag Bayreuth, 1978, Rumpelstilzchen, S. 508)


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Statt hier nun den vielen unterschiedlich motivierten Sammlungen noch eine hinzuzufügen, wird die BRILLE diesmal dazu verhelfen, sich mit Hilfe der Märchendeutung ein Bild von Märchen zu machen. So ganz nebenbei steht das Ausmaß der Abwegigkeit eines solchen Unterfangens hier stellvertretend für die hilflosen Versuche literaturwissenschaftlicher Erklärungen generell. Auf keinen Fall wird die BRILLE deshalb hier bestrebt sein, den roten Faden in die zusammenhanglose Märchenrezeption zu bringen, den es gar nicht gibt.

Hier nun einige erheiternde Beispiele aus dem Rezeptionsumfeld: Wie folgt hört sich die etwas "verklärte" Sicht über Märchen an. Wer mag, kann mit Hilfe des zur Erinnerung oben zitierten Märchentextes für sich selbst testen, ob er diese für sich zutreffend findet:

* "Die Sprache und Bilder der Märchen bewirkt, dass etwas in uns bereit ist, sich zu öffnen und ansprechen zu lassen. Die Märchen geben Lebenshilfe, Urvertrauen und ermutigen, die eigenen Kräfte zu mobilisieren." (aus der Süddeutschen Zeitung vom 28.4.2001, Christel Sperlich: Wenn ich die Wölfin tanzen lasse)

* "Ein Tor öffnet sich zu geheimen Wünschen und unterdrückten Gefühlen." (ebd.)

* "Milleniumfieber hin, Zukunftsängste her - am Ende des Jahrtausends wendet hr2 zwischen Weihnachten und Neujahr bewusst den Blick zurück auf uralte Wahrheiten und deren jahrhundertelange Überlieferung. Wer lässt sich nicht gerne von alten Weisheiten verzaubern? Das leise Raunen, die Beschwörung, der Blick in den Spiegel: Wer ist die Schönste? Wen nimmt der Prinz zur Frau, wer siegt durch Klugheit, was führt die Schwiegermutter im Schilde? Gerechtigkeit, Trost und Verheißung im Märchen - all dies werden Erwachsene und Kinder auch im nächsten Jahrtausend brauchen." (aus "Es war einmal..." - das märchenhafte Programm in hr2 vom 24.12.-31.12.1999)

* "Wer ein Märchen liest, nimmt sich selbst bei der Hand und steigt Stufe um Stufe in einen Brunnen herab", sagt der Paderborner Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann. Und dort in der Tiefe begegnet er all den Schätzen, "die ihm stets verborgen und verboten wurden, die er aber erringen muss, um wirklich zu sein". Deshalb ist Drewermann überzeugt, dass Erwachsene der Märchen bedürfen und zwar weit mehr noch als damals, da sie Kinder waren. Die tiefenpsychologische Deutung, mit deren Hilfe der Theologe ihre Reichtümer zu Tage fördert, entschlüsselt Märchenbilder als überaus wirkmächtige Bilder der Seele. "Die Märchen retten nicht nur die Liebe", ist Drewermann überzeugt, "sie retten zugleich unser Kindsein, sie ermöglichen uns in gewissem Sinne, Menschen zu sein und zu bleiben"." (aus "Es war einmal..." - das märchenhafte Programm in hr2 vom 24.12.- 31.12.1999)

* "Mädchen- und Frauenbilder im Märchen:

Märchen spiegeln typische, allgemein menschliche Situationen und Schicksale wider. Jeder kann sich in ihnen auf die eine oder andere Weise wieder finden - trotz der "märchenhaften" Veränderungen lassen sich leicht Parallelen zur persönlichen Lebenssituation herstellen. Märchen zeigen erstaunlich genau, welche Fallen und Schwierigkeiten auf dem Weg der weiblichen Entwicklung zu einer reifen Persönlichkeit lauern. Nicht nur die beliebtesten Volksmärchen der Brüder Grimm wie zum Beispiel "Hänsel und Gretel", "Rotkäppchen", "Aschenputtel" oder "Der Froschkönig" zeigen Persönlichkeitsentwicklungen und Hilfe bei der Lösung von Lebensschwierigkeiten auf. Selbst ein so grausames Märchen wie "Das Mädchen ohne Hände" kann heute noch die dunklen Seiten vieler Vater-Tochter-Beziehungen verdeutlichen." (aus "Es war einmal..." - das märchenhafte Programm in hr2 vom 24.12.- 31.12.1999)

* "Unerhörte Geschichten aus 1001 Nacht erzählt von Saddek Kebir: Das Wesen der Märchen ist total. Es gibt kein Ende, es geht immer weiter. Alles ist offen, alles ist möglich, man gibt sich der Geschichte hin und findet in ihr eine Geborgenheit. "Ich sage immer", so Kebir, "wenn die Zuhörer dabei träumen, entrücken, vielleicht sogar einschlafen, dann habe ich gewonnen, dann sind meine Geschichten wirklich gut."" (aus "Es war einmal..." - das märchenhafte Programm in hr2 vom 24.12.-31.12.1999)

* "Die Volksmärchen aus Deutschland und aller Welt spiegeln Erfahrungen, Träume, Hoffnungen der Menschen auch hier und heute wider. In Bibliotheken, Seniorentreffs, Literaturgruppen, Krankenhäusern lassen sich Kinder wie Erwachsene be- und verzaubern. Aber auch die Sinne werden durch Märchen geweckt und geschärft, besonders jene, die verschlossen sind." (aus "Es war einmal..." - das märchenhafte Programm in hr2 vom 24.12.- 31.12.1999)

* "Die Welt der Märchen - eine dem Leben selbst innewohnende Poesie, die ursprünglicher als die geschaffene Poesie des Menschen ist." (aus "Es war einmal..." - das märchenhafte Programm in hr2 vom 24.12.-31.12.1999)

* "Fast jedes Märchen hat ein Ziel - mal die Hochzeit, mal ein Königreich. Aber über dieses Ziel werden kaum Worte verloren. Das eigentliche Thema der Märchen ist der Weg zum Ziel. Und auf diesem Weg gibt es nicht nur Erfreuliches, sondern jede Menge Bedrohliches. Was könnte mehr Angst machen, als dem größten Bösewicht der Welt drei Haare zu stehlen? Aber ein Held muß seiner Angst ins Auge sehen. Dann öffnet sich auch ein Weg, der ans Ziel führt. Das Königreich, das es dabei zu gewinnen gibt, ist tatsächlich nur Stellvertreter für das Ziel jedes Menschen: die Furcht vor der Welt zu überwinden und frei von inneren und äußeren Zwängen zu leben." (aus "Mach was!, Planer 1999/2000 der Postbank, S. 49)

Steckt doch der Teufel des Unverständnisses in diesen Zuordnungen, wenn Männchen und Märchen erst einmal einen Namen und eine Funktion haben und damit festgenagelt sind...


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Die Antwort auf die Frage, was das Märchenhafte denn ausmacht, das so wortreich gelobt wird und das die immerwährende Sehnsucht nach der Wiederkehr einer glücklichen Kindheit, die Suche nach einem unschuldigen Weltzugang oder den Glauben an die ordnende Kraft mythischer Mächte wachruft, kommt selbst schon einem Märchen gleich, denn die literaturwissenschaftlichen Definitionen lesen sich abenteuerlich vielfältig, so daß man auch hier wieder zu dem Schluß kommt: Eine verbindliche Definition gibt es nicht. Die Wirkung der Märchen, auf die es besonders anzukommen scheint, weil sie so begehrt ist, entzieht sich jeder literaturwissenschaftlichen Erklärung.

Nur beschreibenden Charakter haben die folgenden
Definitionspunkte, die immer wieder erwähnt werden:

Ursprünglich waren Märchen Unterhaltung für Erwachsene (im Orient heute noch), zur Zeit zählt man sie eher unter Kinderliteratur. Durch die Brüder Grimm sind die Märchen bekannt geworden. Sie sind phantastische Erzählungen mit Wundern, bei denen Ort und Zeit des Geschehens unbestimmt bleiben.

Man unterscheidet die mündlich überlieferten Volksmärchen anonymer Herkunft von sogenannten Kunstmärchen, deren Autoren bekannt sind wie Hans Christian Andersen, Wolfgang Hauff und viele andere. Kunstmärchen übernehmen Stil und Motive der schriftlich niedergelegten Volksmärchen und variieren sie.

Typische Kennzeichen des Märchens sind die schematisch- einsträngige Handlung, das Nebeneinander von realer und phantastischer Welt, das Fehlen von ausdifferenzierten Charakterisierungen und die einfache Unterteilung der Figuren in Gegensätze wie gut/böse, schlau/dumm usw. Natur- und Kausalgesetze werden aufgehoben und übernatürliche Gewalten greifen ins Alltagsleben ein. Das Märchen bedient sich wie selbstverständlich sprechender und Menschengestalt annehmender Tiere, Tier- oder Pflanzengestalt annehmender, verwunschener Menschen ebenso wie Riesen, Zwergen, Drachen, Feen, Hexen und Zauberern, die den Naturgesetzen widersprechen.

Das Märchen führt bruchlos in eine magische Welt. Stilistische Mittel wie knappe Benennung, formelhafte Wendungen (am Anfang und am Schluß) und Verse (Zauber- oder Verschwörungsformeln) sowie der Gebrauch der gesprochenen Sprache machen Unwirkliches glaubhaft. Sein Aufbau ist meist dreigegliedert: die Ausgangssituation beinhaltet den Konflikt, im Mittelstück muß die Hauptfigur in der Regel drei Abenteuer oder drei Aufgaben lösen, ehe am Schluß dann die Wende eintritt. Diese Dreigliederung bietet dem Erzähler ein gutes Gerüst zum Erzählen.

Alter und Herkunft des Märchens sind umstritten. Den ersten Versuch einer Begriffsbestimmung und systematischen Erforschung des unternahmen die Brüder Grimm. Die sogenannte finnische Schule (Antti Aarne, Kaarle Leopold Krohn) erarbeitete nach der historisch-geographischen Methode einen Katalog internationaler Typen und Varianten des Märchens.

Manche Forscher behaupten, daß das Volksmärchen eine der ältesten Überlieferungen der Menschheit überhaupt ist. Die ältesten heute bekannten Vorformen stammen aus dem Orient: die Etana-Erzählung (entstanden 2000 v. Chr.) und die Gilgamesch-Epen (1800 v. Chr.). Weitere Überlieferungen sind auf Papyri erhalten (Altägypten), wieder andere stammen aus der griechischen und römischen Antike. Gute Beispiele finden sich auch in der indischen Fabelsammlung Pancatantra (1.-6. Jh. n. Chr.). Die orientalische Märchentradition wurde von Seefahrern, Pilgern, Kreuzfahrern und Kaufleuten nach Europa gebracht. Die erste französische Übersetzung (1704-17) von "Tausendundeine Nacht" machte das Märchen in der französischen Aristokratie beliebt.

Über Frankreich kamen die Märchen im 18. Jahrhundert vor allem durch Übertragungen von Christoph Martin Wieland in Deutschland in Mode.

Das Wort "Märchen" hatte ursprünglich eine festgelegte mittelhochdeutsche Bedeutung. "Maere" war die "Kunde" im Sinne von "Bericht, Erzählung". Noch Luther verwendete das Wort in diesem Sinne: "Ich bring euch gute, neue Mär." Die Verkleinerungsformen "märchen" oder "märlein" bedeuteten ursprünglich "kurze Erzählung" - erst im Spätmittelalter erhielten sie auch den Nebensinn "erdichtete" Erzählung. Sie wurden ausschließlich durch mündlichen Vortrag im vertrauten Kreis weitergegeben. Eine Bedeutungsveränderung erfuhr der Begriff "Märchen" seit dem 18. Jahrhundert. Zunächst wurde er für französische Feengeschichten gebraucht, dann festgelegt auf die Sammlung der Brüder Grimm. Seit der Veröffentlichung der Kinder- und Hausmärchen (kurz KHM, 1812-15) durch Jakob und Wilhelm Grimm erfuhr das ehemals verachtete "Ammenmärchen" seine Anerkennung. Die Brüder nahmen, angeregt durch Herder und Brentano, in ihre Sammlung auf, "was das Volk erzählt". Von den insgesamt 211 Texten der Sammlung sind nur 32 echte "Volksmärchen".

Die sogenannten KHMs entstanden eher beiläufig. Ursprünglich sammelten die Brüder Märchen für den Dichter Clemens Brentano, der eine Sammlung deutscher Volksliteratur herausgeben wollte. Nach einigen Jahren hatten sie rund 50 beisammen, die meisten stammten von Gewährsleuten um Kassel. Als Brentano nichts mehr von sich hören ließ, entschlossen sich die Grimms, ihre Arbeit selbst zu veröffentlichen. Etwa 40 Personen steuerten Geschichten bei, viele Erzähler besuchten die Grimms in Kassel. Besonders willkommen waren ihnen die Besuche Dorothea Viehmanns, der Frau eines Schneiders, die auf dem Markt Gemüse verkaufte. Als Gastwirtstochter hatte sie oft den Geschichten der Gäste gelauscht, die auf der Durchreise bei ihnen eingekehrt waren. Marie Hassenpflug, eine langjährige Freundin der Grimm-Schwester Charlotte, steuerte französische Kindermädchen bei. Die Grimm'schen Märchen spiegeln die Lebensumstände des Mittelalters wider, Hexenscheiterhaufen, verlassene Kinder, den gefährlichen Wald als notwendige Lebensgrundlage.

Die Brüder Grimm verstanden sich in erster Linie als Volkskundler und nicht als Erzähler für Kinder. Als sie mit ihrer Arbeit begannen, hatten die Franzosen gerade Deutschland besetzt, damals ein Sammelsurium von Kleinstaaten. Unter der napoleonischen Fremdherrschaft erwachten nationale Bestrebungen und auch die Brüder Grimm verfolgten mit dem Sammeln von Volksmärchen politische Ziele: Sie wollten bedrohtes Kulturgut retten.

Im 19. Jahrhundert wurde die Grimm'sche Sammlung von Lehrern, Eltern und Kirchenvertretern wegen ihrer gewalttätigen Passagen mißbilligt. Sie nahmen an der Grausamkeit Anstoß, mit der die Bösewichte bestraft wurden (so wird die Stiefmutter in "Schneewittchen" gezwungen, in rotglühenden Eisenschuhen zu tanzen, bis sie tot umfällt; im der "Gänsemagd" wird eine betrügerische Kammerfrau nackt in ein Faß gesteckt, das innen mit spitzen Nägeln beschlagen ist.) Die Brüder begannen, die ursprünglichen, offen berichtenden Märchenfassungen abzumildern. Grausame Mütter verwandelten sich in böse Stiefmütter, und unverheiratete Liebende heirateten.

Im 20. Jahrhundert erlebten die Kinder- und Hausmärchen dann weltweit ihren Einzug in die Kinderzimmer. In den 50er Jahren paßte die Moral der Märchen zu den Erziehungsprinzipien der Nachkriegszeit: Halte deine Versprechen! Laß dich nicht von Fremden ansprechen! Sei fleißig! Gehorche deinen Eltern! In den 70er Jahren wurden sie dann ebenfalls aus erzieherischen Gründen wieder angegriffen, Märchen verträten eine sexistische und autoritätsgläubige Weltanschauung.


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Aber das war einmal. Zur Zeit sind Märchen sind wieder "in". Beliebt sind mündliche Vorträge von deutschen Märchenerzählern oder -erzählerinnen und von Schriftstellern aus der Türkei oder Fernost, die in der berühmten orientalischen Erzähltradition stehen. Von ihnen wird erwartet, daß sie den Zuhörer aus den Problemen des Alltag entführen, der Ratio und Realität entrücken. Nur noch wenige Leser haben Lust, sich in ihrer Freizeit, in die Märchen ja gehören, mit den Krisenerscheinungen unserer Zeit zu befassen, denn wir sind katastrophenübersättigt und der öffentlichen Warnungen müde. Zudem haben Autoren, die auch mit Märchen wirklichkeitsbezogenere Inhalte transportieren wollen, hauptsächlich unter Jugendlichen mit einer offen unpolitischen Haltung zu kämpfen. Für einen großen Teil der Bevölkerung in unserer Konsum- und Wohlstandsgesellschaft, in der Fernsehen, Popmusik, Klamotten und Markenprodukte den Blick für die Realität verschleiern, sind andere Inhalte als Phantasie- und Traumwelten inakzeptabel geworden. Es sei an dieser Stelle jedem selbst überlassen, inwieweit er allein diese Ersatzfunktion in den Märchen sucht, in dem die Sehnsucht nach einem Wunder keiner Erklärung bedarf. - Ist vielleicht doch etwas daran, daß sich Feen, Trolle, Hexen, der Teufel, Gevatter Tod und das kleine Erdmännchen jedem menschlichen Zugriff entziehen?


Erstveröffentlichung am 13. August 2001

5. Januar 2007