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INTERVIEW/071: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - im Spiegel ihrer Folgen ...    Michael Wildenhain im Gespräch (SB)


Gegenentwurf zur herrschenden Geschichtsklitterung

Interview am 20. Mai 2016 im Brecht-Haus in Berlin-Mitte


Michael Wildenhain ist in Westberlin aufgewachsen und hat Informatik, Philosophie, Mathematik und Wirtschaftsingenieurwesen studiert. In den frühen 80er Jahren gehörte er einer Gruppe junger Hausbesetzer an. Nach einer Zeit als Regiehospitant am Hamburger Thalia-Theater ließ er sich 1987 als freier Schriftsteller in Berlin nieder. Er verfaßte Romane, Erzählungen, Gedichte, Theaterstücke und Jugendbücher. In seinen ersten Werken schildert er die Hausbesetzer- und Autonomenszene in Berlin-Kreuzberg wie auch den "Deutschen Herbst". Seine Stücke beschäftigen sich mit Themen wie Gewalt und Rechtsradikalismus unter Jugendlichen.

Bei der zweiten Schriftstellertagung "Richtige Literatur im Falschen?" gehörte Michael Wildenhain dem Kreis geladener Autorinnen und Autoren wie auch Kultur- und Literaturwissenschaftler an. Am Rande des Symposiums beantwortete er dem Schattenblick einige Fragen zu seiner Arbeit als Schriftsteller, der Resonanz bei der Leserschaft, der Konkurrenz innerhalb des Berufsstandes und der Auseinandersetzung mit den herrschenden Lebensverhältnissen.


Im Büro des Literaturforums - Foto: © 2016 by Schattenblick

Michael Wildenhain
Foto: © 2016 by Schattenblick


Schattenblick (SB): Wie bist du zum Schreiben gekommen und was bedeutet es für dich?

Michael Wildenhain (MW): Mein erstes Buch ist 1983 im Westberliner Rotbuch-Verlag erschienen, einem Kollektiv, bei dem ich ungefähr zehn Jahre und vier Bücher lang geblieben bin. Zum Schreiben bin ich über eine politische Erfahrung gekommen, und zwar die Hausbesetzerbewegung, für mich vorwiegend in Westberlin Anfang der 80er Jahre, und das Jahr 1981 wird in meinem ersten Buch "Zum Beispiel K." [1] thematisiert. Ich hatte nicht unbedingt vor, ein literarisches Buch zu schreiben, sondern wäre auch damit zufrieden gewesen, wenn es ein politisches Buch geworden wäre. So bin ich auch an den Verlag herangetreten, und es lag dann recht lang im Sachbuch-Lektorat. Die Lektorin hat jedoch mit mir über viele Fassungen hinweg gearbeitet und den literarischen Kern herausgeschält. Es ist ein Buch, das man durchaus in den Kontext unserer Diskussion hier bei der Tagung stellen kann, da es eine exemplarische Person behandelt, die eben nicht menschelnd beschrieben wird, sondern bezüglich dessen, was sie in diesem Jahr durchlebt und was für andere stehen könnte und auch sollte. Es ist ein Ansatz zu einem zwar nicht kollektiven, aber immerhin exemplarischen Protagonisten.

SB: Das Schreiben entsprang demnach deiner persönlichen
Lebenserfahrung und deinem politischen Engagement?

MW: Genau, es schöpfte aus meiner persönlichen, vor allem politischen Erfahrung dieser Zeit. Ich hatte schon davor geschrieben, aber das war der ernsthafte Anfang. Daß ich dabeigeblieben bin hatte diverse Gründe, wobei ich zwischenzeitlich aufgrund bestimmter Umstände durchaus des öfteren versucht war, mich davon abzuwenden und mir etwas Neues zu suchen. Aber es hat sich dann doch in der einmal eingeschlagenen Richtung weiterentwickelt.

SB: Die linke Verlagsszene war damals in Westdeutschland wesentlich stärker aufgestellt als heute. Das hat sich im Zuge des allgemeinen Niedergangs der Linken gravierend verändert.

MW: Der Rotbuch-Verlag, bei dem ich angefangen habe, war in seiner kollektiven Form von 1973 bis 1993 eine 20 Jahre währende Abspaltung des Wagenbach-Verlags. Es war ein explizit linker, wenn nicht sogar linksradikaler Verlag, der sich in Opposition zu Wagenbach auch so verstand - noch linker, wenn man so will. Rotbuch war ein Bewegungsverlag, ein Ausdruck der linksradikalen politischen Bewegung, die dann einige Veränderungen durchlaufen hat, und so auch der Rotbuch-Verlag. Ab 1990/91/92 ging es dann aus nachvollziehbaren Gründen bergab, was bekanntlich bei den anderen linken Verlagen genauso verlaufen ist.

SB: Bist du der eingeschlagenen Linie weiter gefolgt oder hast du eine andere Richtung gewählt, als du dann weitergeschrieben hast?

MW: Es gab verschiedene Aspekte, die für mich dazu beigetragen haben, daß ich insbesondere in dieser Zeit vieles immer wieder in Frage stellte. Ich habe Ende 1991 ein Buch von über 500 Seiten veröffentlicht [2], das durchaus einer recht avancierten Politologie oder einem avancierten formal-ästhetischen Anspruch folgte. Ich wußte im Grunde schon zu diesem Zeitpunkt, daß ich damit auf keine größere Resonanz stoßen würde. Das Buch ist zwar ziemlich breit besprochen, aber relativ wenig verkauft worden. Es wird in einigen linken Buchläden, zum Beispiel bei Schwarze Risse, immer noch verkauft, die meine alten Restexemplare unters Volk bringen, was ich sehr schön finde.

Aber danach kam ich zu dem Schluß, daß das, was ich bis dahin betrieben habe, an einen Höhe- und Endpunkt gelangt sei. Zum einen mußte ich überlegen, wie ich im Bereich Prosa weiterschreiben wollte. Zum anderen habe ich damals mit dem Theater angefangen. Es war sicher kein Zufall, daß auf unserer Tagung Bernd Stegemann ein Vortrag über Theater gehalten hat, weil dieses natürlich eine kollektivere Form als das Schreiben ist. Man kann auch Kollektive mühelos auftreten lassen, zum Beispiel in Form von Chören oder anderen Gruppen. Dem habe ich mich also gewidmet, was allerdings nur einige Jahre getragen hat. Während der 90er Jahre habe ich relativ viel fürs Theater gearbeitet, und auch durchaus Geld damit verdient. Dort gibt es einfach vergleichsweise viel Geld, weil die Subventionen zumindest im bundesdeutschen Theater sehr hoch sind.

Weil ich dann Kinder bekommen habe, mußte ich grundsätzlich überlegen, womit ich mein Geld verdiene. Nachdem ich ausgeschlossen hatte, Informatiker zu werden, und sämtliche anderen Anknüpfungspunkte unter die Lupe nahm, habe ich unter Pseudonym einen Krimi und weiter Prosa geschrieben, am Theater gearbeitet und insbesondere auch ein Jugendbuch verfaßt. Das hat für recht lange Jahre mein weiteres Schreiben zwar nicht vollständig absorbiert, aber doch in einem großen Umfang ausgemacht. Ich habe in der Folge eine ganze Reihe von Jugendbüchern, auch einige Kinderbücher, geschrieben und daraus vornehmlich an Schulen gelesen.

SB: Welche Resonanz erfährst du bei diesen Lesungen? Triffst du dabei auf ein junges Publikum, das mit Büchern noch etwas anfangen kann?

MW: Eine Lesung vor Kindern oder Jugendlichen läuft vor allem dann gut, wenn die Lehrer oder anderen Betreuer die Schüler angemessen darauf vorbereitet haben. Sie sollten ihnen im Vorfeld klargemacht haben, daß eine Lesung okay und kein Scheiß ist. Dann funktioniert die Sache fast immer ganz gut, zumal die Leute ja nicht selber lesen müssen, sondern sich etwas anhören können. Etwas vorgelesen zu bekommen mögen alle. Besonders gut läuft es eigentlich in sehr literaturfernen Gegenden wie zum Beispiel in Jugendknästen. Da ist es eine kleine Sensation, weil es den Alltag durchbricht, selbst wenn die Leute hinterher manchmal sagen, daß sie Bücher doof finden, weil sie doch Fernsehen haben. Trotzdem funktioniert die Lesung ziemlich gut. Probleme tauchen, wie gesagt, im Grunde nur dann auf, wenn der Boden nicht entsprechend bereitet ist. Ich habe an allen Schultypen gelesen, von der Grundschule und Hauptschule über die Berufsschule und Realschule bis hin zur Gesamtschule, vor allem vor der achten bis zehnten Klasse, weil die Jugendbücher dieser Altersstufe entsprechen. Dabei habe ich sehr häufig vor einem Publikum gelesen, das ansonsten mit Büchern gar nichts anfangen kann, und dabei immer wieder die Erfahrung gemacht, daß das durchaus möglich ist.

SB: Wie sich auf dieser Tagung zeigt, sprechen die Autorinnen und Autoren fast ausschließlich in der Ich-Form über ihr Schaffen, ihre Arbeitsbedingungen und ihren Anspruch an Literatur. Hingegen taucht ein Lebenszusammenhang mit anderen oder ein Kollektiv, aus dem ein gemeinsames Werk hervorgeht, so gut wie nie auf. Kann man in diesem Metier von einer weitreichenden Individualisierung oder möglicherweise sogar Isolation sprechen?

MW: Das muß man auf jeden Fall so sagen. Zum einen findet Literatur im engeren Sinne über die Konkurrenzsituation, die in der Gesellschaft ohnehin herrscht, hinaus in einer hoch konkurrenten Situation statt. Das liegt vor allem daran, daß es sehr viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller gibt, aber nur sehr wenige an die Fleischtöpfe kommen. Das ist der eine Punkt. Hinzu kommt, daß Autoren per se Narzißten sind. Sie müssen ja von der Wichtigkeit dessen, was sie selbst veröffentlichen wollen, so sehr überzeugt sein, daß sie es dann auch wagen. Überdies ist alles, was etwas kollektiver laufen könnte, sehr stark aus der Mode gekommen. Ich engagiere mich seit fast zwei Jahren ein bißchen im Berliner Schriftstellerverband, dessen Vorstand ich angehöre. Es ist schon sehr schwierig, überhaupt Leute dazu zu bewegen, da mal wieder einzutreten. Zum Teil wissen sie gar nicht, daß es diesen Verband immer noch gibt. Das kennzeichnet die Situation durchaus.

Ich habe selber versucht, in größeren Gruppen zu schreiben. Es mag Leute geben, die das können, wie beispielsweise Krimi-Duos oder Autoren im Bereich Sachbuch, die zu zweit oder dritt etwas verfassen. Ich kenne auch Übersetzer, die als Kollektiv Aufträge akquirieren und Bücher in eine andere Sprache übertragen. Ich persönlich kann das aber nicht besonders gut und habe im Laufe der Zeit gemerkt, daß ich meinen Text lieber selber schreibe. Wenn mir eine Lektorin oder ein Lektor etwas sagt, komme ich mit der Zusammenarbeit recht gut klar und kann mich in die Abläufe einfügen. Was aber das Schreiben an sich betrifft, arbeite ich am besten allein. Dennoch kann ich Autoren nur raten, ihre Interessen gemeinsam zu vertreten, weil sie in der Tat die Avantgarde des Prekariats sind, und zwar ohne ihr Zutun - es ist einfach so über sie gekommen. Deswegen sollten sie sich wesentlich stärker zusammenschließen.

SB: In der Diskussion um emanzipatorische oder linke Literatur kam die oftmals fehlende Auseinandersetzung mit den Lebensverhältnissen des überwiegenden Teils der Gesellschaft zur Sprache. Wäre das die Nähe zum Realismus, sich mit solchen sozialen und politischen Themen zu befassen?

MW: Was mir bei dieser Diskussion ein bißchen fehlt - und das war auch vor einem Jahr schon so - ist der Bezug der Schreibenden zu den Lebensverhältnissen in dieser Gesellschaft. Ich finde einen Roman wie "Johann Holtrop" [3] oder das, was Kathrin Röggla teilweise macht, durchaus sehr interessant. Am interessantesten ist jedoch für mich, wenn man über Leute schreibt, die als politische oder zumindest als soziale Akteure in irgendwelchen Auseinandersetzungen stecken. So verstehe ich in gewisser Weise auch Brecht, und so habe ich zum Beispiel auch Anna Seghers verstanden oder einen Autor, der für mich sehr wichtig war, nämlich Christian Geissler, über den wir hier im Herbst eine Konferenz veranstalten werden. Ich bevorzuge es, innerhalb dessen oder mit Bezug darauf zu schreiben, was sich an sozialen Verwerfungen und den entsprechenden Konflikten, die sich daraus ergeben, auftut. Allerdings ist es natürlich schwierig, anderen Leuten so etwas vorzuschreiben, zumal es dann künstlich wird. In solchen Fällen merkt man den Büchern schon an, daß ein geschickter formal-ästhetischer Aufwand betrieben wird, um den Mangel zu kaschieren, aber die Geschichte doch recht ausgedacht daherkommt.

Ich gehe davon aus, daß sich Literatur in einer minoritären Situation befindet, darin auf absehbare Zeit befinden wird und wahrscheinlich sogar aufgrund der technischen Entwicklung langfristig bleiben dürfte. Dem widerspricht nicht, daß es durchaus Phasen gibt, in denen sie stärker hervortritt. Die Bezüge, auf die wir immer wieder zurückkommen, wie die Nachkriegszeit, Böll, Grass oder die 68er neue Linke, sind ja untypische Phasen, denen lange Strecken gegenüberstehen, in denen in der Gesellschaft nicht soviel los ist, was sich auf vergleichbare Weise artikulieren würde. Das Genre als solches ist zwar extrem ausgebaut und bietet Spannung, Unterhaltung und andere Welten, wogegen ich auch gar nichts einzuwenden habe. Aber Literatur im engeren Sinne als Reflexion der gesellschaftlichen Verhältnisse mit dem Ansatz der Kritik und vielleicht sogar Überwindung bleibt minoritär. Das gilt gleichermaßen für ihr bürgerliches Pendant, da muß man sich ja nicht in die Tasche lügen. Die Leute werden nur vom Literaturbetrieb teilweise besser subventioniert, das ist der einzige Unterschied, denn sie verkaufen auch nicht mehr Bücher. Die Literatur wird sich meines Erachtens auch langfristig in dieser minoritären Position befinden. Insofern sind das manchmal zu akademische Debatten, die wir führen.

Wenngleich es das Spektrum des eigenen Schreibens limitiert, halte ich es mit Blick auf den einzelnen doch für klug, dort anzusetzen, wo er oder sie sich auskennt. Genau da kann man nämlich die Stärken zum Einsatz bringen, die gute Literatur für mich ausmachen. Wir haben vorhin über das Detail diskutiert, wobei ich der Auffassung bin, daß Literatur nicht nur davon lebt, ein Detail zu finden, in dem sich der gesamte Klassengegensatz ausdrücken läßt. Häufig ist es tatsächlich auch ein Geschmack, Geruch oder irgendein anderes Phänomen, das die Welt, die nicht mehr da ist, nahebringt. Und das führt mich zu einem weiteren Punkt, den ich für wichtig halte. Ich denke, daß Literatur durchaus gewinnt, wenn sie sich Gegenständen widmet, die sich abgesetzt haben, die gesättigt sind, die zeitlich schon etwas ferner liegen, aber deren Zeitgenosse man selber war. Dieses milde Licht des großen zeitlichen Abstands läßt die Dinge oftmals sehr viel klarer hervortreten als der Versuch, unmittelbar an der Gegenwart oder vielleicht sogar der Zukunft anzusetzen. Ich kann diese Position für mich vertreten, aber verallgemeinern und fordern, so bitte schön hat sich die zukünftige Ästhetik im literarischen Bereich auszurichten, fände ich denn doch etwas vermessen.

Ich glaube aber, daß darin schon zum Ausdruck kommt, worin Literatur letztlich unschlagbar ist, und zwar bei der Abbildung langer Zeiträume und langer persönlicher Entwicklungen. Ich denke, Individuen sind weder psychologisch, noch soziologisch, noch politisch ausreichend bestimmt. Sie sind vor allem geschichtlich bestimmt. Es folgt ein Schritt auf den anderen. Wenn man sich so etwas anschaut, ist die Gewordenheit interessant, und zwar sowohl der individuellen als auch der kollektiven Protagonisten. Darüber läßt sich eine weitere Funktion sehr gut etablieren, die Literatur für mich hat, nämlich die einer Chronik. Auch wenn diese Chronik nicht unbedingt verallgemeinerbar ist, hat sie doch im besten Fall eine gewisse Wahrhaftigkeit und im allerbesten ist sie ein schlagendes Beispiel. Darin sehe ich eine Aufgabe der Literatur.

SB: Die jüngere deutsche Vergangenheit wird mitunter auf eine Weise okkupiert, daß man von einer regelrechten Geschichtsklitterung sprechen kann, bei der selbsternannte Experten mit Buch und Film die Deutungsmacht an sich reißen.

MW: Das trägt dazu bei, die herrschende Geschichtsinterpretation auszuformulieren und auszusteuern. Dagegen kann Literatur zweifellos vorgehen, wobei sie auch gar nicht auf die Breitenwirkung schielen muß, obwohl es natürlich sehr schön wäre, viele Leute zu erreichen. Aber wenn einzelne solche Bücher in die Hand bekommen, sie lesen und sich davon affizieren lassen, dann ist das super. Ich sehe vor allem unglaublich große gesellschaftliche Bereiche, die in der bundesrepublikanischen Literatur noch gar nicht behandelt worden sind. Nehmen wir einmal die K-Gruppen, die Streikbewegung zum Betriebsverfassungsgesetz und viele andere Dinge, so finden sich eine ganze Menge konfliktualer Situationen in sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, über die noch sehr wenig geschrieben worden ist. Literatur könnte sich in der Tat Verdienste erarbeiten, indem sie der gängigen Geschichtsinterpretation etwas entgegensetzt. Bei uns gibt es die ewig reproduzierbare Nachkriegsgeschichte, vielleicht noch 1968 mit der RAF, dann 1989/90 Mauerfall, Auflösung der DDR, und das ist es schon. Aber dazwischen hat auch eine Menge anderer Geschichte stattgefunden, die häufig genug ebenfalls dramatisch war. Wenn man sich einmal überlegt, wie viele Leute in den Hochzeiten der Anti-Akw-Bewegung durch die Gegend gezogen sind und wie viele Biographien das berührt hat, findet man darüber erstaunlich wenig literarische Bearbeitung.

SB: Wir tagen hier im Brecht-Haus und dürften uns einig sein, daß dessen Werk ungeachtet des wachsenden zeitlichen Abstands von Relevanz für die aktuelle Literaturdebatte sein kann. Fühlt man sich in der Rückschau trittsicherer als beim Ausblick auf die Erfordernisse von morgen?

MW: Na ja, der thematische Schwerpunkt dieser Tagung ist erst einmal die Zukunft. Und von daher werden wir uns jetzt noch ein bißchen an der Zukunft abarbeiten, die keiner kennt. (lacht)

SB: Michael, vielen Dank für das Gespräch.


Fußnoten:

[1] Michael Wildenhain: Zum Beispiel K., Rotbuch Verlag, Berlin 1983

[2] Michael Wildenhain: Die kalte Haut der Stadt, Rotbuch Verlag, Berlin 1991

[3] Johann Holtrop ist der Protagonist des gleichnamigen Romans des deutschen Schriftstellers Rainald Goetz aus dem Jahr 2012. Er schildert Aufstieg und Fall des Spitzenmanagers Dr. Johann Holtrop in den 2000er Jahren, wobei er zugleich ein zeitdiagnostisches Gesellschaftspanorama der Nullerjahre ist, wie es im doppeldeutigen Untertitel "Abriss der Gesellschaft" anklingt.


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15. Juli 2016


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