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GUTE-NACHT/2228: Kopf ab (SB)


In einem fast völlig dunklen Raum sitzt Teddy auf einem Karton und kann es nicht begreifen. Wo ist er nur gelandet? Hier gibt es anscheinend kein Fenster und nicht einmal ein paar Sterne oder den Mond, die wie auf dem Dachboden durch die durchsichtigen Dachziegeln hereinblitzen. Teddy fragt sich auch, warum Lisa ihn gleich nach dem Wiedersehen schon wieder beiseite gelegt hat? Zuerst reißt sie ihm den Kopf ab - daran mag Teddy gar nicht denken -, und dann setzt sie ihn irgendwo in einen dunklen Raum ab. "Hat sie denn gar kein Herz?" überlegt Teddy.

Dann aber fällt ihm etwas ein. Es hatte schon einmal eine ähnliche Situation gegeben. Lisa hatte sich mit ihrer großen Schwester gestritten. Auch damals war Teddy dabei leider der Kopf und sogar ein Ohr abgerissen worden. Lisa war total traurig und gab den Teddybären ihrer Mutter zum Nähen. Das Ohr nähte sie gleich an. Aber beim Kopf wußte sie nicht Bescheid, wie sie es anstellen könnte, daß der Kopf sich nach dem Annähen wieder drehen konnte. Deshalb reichte sie ihn gleich an Lisas Vater weiter. Doch auch er bekam das Drehen nicht wieder hin. Seit damals sitzt Teddy's Kopf also fest auf dem Rumpf. "Das ist nicht ganz richtig!" denkt Teddy, nimmt seinen Kopf mit seinen beiden Pfoten etwas hoch und bewegt ihn nach rechts und nach links. "Wenn ich jetzt auch noch ein bißchen Licht hätte, wäre es gar nicht so schlecht", sagt Teddy zu sich selber.

Dann erinnert er sich. Damals, als Teddy kopflos war, schauten Lisa und er einen Film in dem Flimmerkasten von Lisa's Oma. Der Baron von Münchhausen war in diesem Film auf dem Mond gelandet. Die dort lebenden Bewohner konnten alle ihren Kopf vom Körper trennen. So konnte der Körper arbeiten, die Köpfe sich aber irgendwo zusammensetzen und plaudern.

Doch Teddy möchte seinen Kopf lieber wieder an seinen Körper angenäht bekommen. "Da fühle ich mich viel wohler!" denkt Teddy und hofft, daß bald der Morgen und das Licht wiederkommt.


Gute Nacht