Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2485: Fluchtweg unter die Spüle (SB)


Den Tag über deutet nichts darauf hin, daß sich ein Mäuschen im Haus versteckt hält. Am Abend aber scheint Benny etwas Fremdes in Torbens Zimmer zu bemerken und bellt mehrmals. "Legen wir uns doch auf die Lauer", schlägt Torben seiner Mutter vor.

Mutter holt aus der Küche eine Plastiktüte und steckt etwas Käse hinein. Dann legen sich beide auf die Lauer. Doch das Mäuschen ist nicht interessiert an Käse. Ein Rascheln unter dem Schrank verrät, wohin es das Mäuschen zieht.

"Mal wieder ein bißchen Hundefutter naschen, schlaues Kerlchen. Das fällt nicht weiter auf", denkt Mutter. Vorsichtig und ohne Geräusche zu machen, steht sie auf und geht in Richtung Hundenapf. Dort entdeckt sie zum ersten Mal das Mäuschen. Das kleine Tier scheint sehr durstig zu sein. Denn nicht über den Freßnapf macht es sich her sondern über die Wasserschüssel. Gut, daß die einen breiten Rand hat, auf dem die Maus Halt findet, ohne in das Wasser abzurutschen. Mutter unternimmt keinen gegnerischen Angriff. Sie kann nicht anders, als dem Schauspiel "Maus beim Trinken" zuzusehen. Wie niedlich das aussieht. Jetzt entdeckt Mutter einen braunen Strich auf dem Rücken der Maus und denkt: "Das Nagetier scheint zu einer besondere Art von Mäusen zu gehören."

Zu laut gedacht? Plötzlich spitzt die Maus die Ohren. Sie scheint ihrerseits etwas wahrgenommen zu haben. Schnell huscht die Maus von dem Wassertopf herunter, mopst sich noch ein kleines Hundeleckerlie und verschwindet unter der Spüle. "Ah, hier bist du herein gekommen. Hier bist du auch genau richtig!" freut sich Mutter. Denn schließlich wird das Mäuschen wohl gerade wieder in seinem Mauseloch verschwinden. So kann Mutter das Loch neben den Abflußrohren zustopfen und dem Mäuschen den Zutritt zu Bennys Näpfen und Torbens Zimmer verwehren.

Schnell besorgt Mutter ein paar Lappen und stopft das Loch neben dem Rohr zu. Morgen wird sie Gips kaufen und diesen Eingang völlig versperren.

Nachdem das geschehen ist, holt sich Torbens Mutter den Tierführer aus dem Regal und schaut bei den Nagern nach, ob sie ein Mäuschen mit einem braunen Strich auf dem Rücken, der bis hinunter zum Schwanz verläuft, findet. Bei der Familie der Mäuse wird sie fündig.

Im Tierführer ist zu lesen, daß es sich bei dieser Art um eine Brandmaus handelt. Eigentlich tut es Mutter leid, das Mäuschen ausgesperrt zu haben. Es hätte gern ein bißchen von Bennys Hundefutter abbekommen können, gerade jetzt im Winter. Doch frei in der Wohnung herumlaufen lassen, das geht nicht, sonst wäre bald alles angeknabbert und würde nach Mäusepisse stinken. "Du wirst schon zurechtkommen", sagt Mutter zur Spüle schauend, "schließlich kommst du ja von dort draußen und bist kein Hausmäuschen und auch keine Maus aus der Stadt." Mit diesen Worten knipst Mutter das Licht aus und wünscht Torben und im Stillen auch der Brandmaus eine: "Gute Nacht."

22. November 2007

Gute Nacht