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GUTE-NACHT/2557: Die Rettung von Nili Manela - Verkäuferalltag (SB)


Verkäuferalltag

Wieder war der nächste Morgen da und das Kaufhaus öffnete seine Ladentore. Im dritten Stock in der Spielzeugabteilung räumte die Verkäuferin den Ramschtisch zurecht. "Manche Kunden wühlen alles so durcheinander, daß ein weiterer Kunden gar kein Interesse mehr an den Sonderangeboten findet", sagte die Verkäuferin bei sich. In diesem Augenblick griff sie zu dem weißen Kissen mit dem kleinen schwarz-weißen Kopf. Sie hielt Coco, den Pandabären, in der Hand.

"Bist du wirklich als letzter übrig geblieben?" fragte die Verkäuferin das kleine Wesen und sprach dann weiter, "dabei finde ich dich am niedlichsten von allen Kissen, die wir hatten." Die Verkäuferin suchte den Tisch ab und blickte auch darunter, dann sagt sie: "Du bist wirklich als letzter übrig geblieben." Die Verkäuferin wunderte sich. In der Weihnachtszeit waren die Kissen der reinste Renner. Dann aber passierte gar nichts mehr. Vier der Kissen - es waren das Nilpferd Nili Manela, die Schildkröte Schilda von Wittenwurz, die Eselin Emilia London und der Pandabär Coco Weißnichtwohin - blieben einfach in den Regalen sitzen. Doch jetzt, wo sie auf die Auslagetische zu vielen anderen Angeboten gelegt worden waren, da verließ ein Kissen nach dem anderen den Laden. "Was wohl so Besonderes an den Kissen dran ist?" fragte sich die Verkäuferin und überlegte weiter, ob sie nicht das letzte Kissen selber mit nach Hause nehmen sollte, um sich die Frage zu beantworten.

"Na, nichts zu tun?" fragte der Abteilungsleiter, der seine Mitarbeiterin ganz in Gedanken versunken an dem Ramschtisch stehen sah. "Doch, doch!" gab sie schnell zur Antwort und legte Coco Pandabär wieder auf den Tisch. Sie würde später nach der Frühstückspause wiederkommen, um den verbilligten Pandabären zu holen und ihn mit noch weiteren Prozenten Rabatt einzukaufen. Entweder sie würde das Kissen verschenken oder selber als Nackenstütze benutzen.

Die nächste Stunde verging und dann hatte die Verkäuferin Frühstückspause. Aus dem Aufenthaltsraum brachte sie sich anschließend ihre Geldbörse mit. Sie hatte sich wirklich dazu durchgerungen, sich das Kuschelkissen zu kaufen. Eigentlich war sie ja aus dem Alter für Kuscheltiere heraus, aber schließlich hatte dieser Pandabär auch die Funktion eines Kissens. Die Verkäuferin ging zum Auslagetisch. Aber der Pandabär war nicht mehr da. War es möglich, daß der Kleine wirklich gerade in der letzten halben Stunde das Kaufhaus verlassen hatte? Die Verkäuferin suchte nach dem Kissen, konnte es aber nicht finden.

Der Abteilungsleiter warf erneut ein Auge auf die junge Frau. "Haben sie etwas verloren?" fragte er sie. "Nein", gab sie zur Antwort. "Na, dann packen sie mal die neue Ware in die Regale. Von allein kommt sie nämlich da nicht hin!" Empört über ihren Chef und enttäuscht über das Verschwinden des Pandabären, öffnete sie die erste neue Kiste. Was sie nicht alles mit dem weißen Bären mit den schwarz-umrandeten Augen angestellt hätte und wie er sich toll auf ihrem Bett ausgemacht hätte, überlegte sie. Doch jede Kiste, die sie leerte, drängte die Gedanken an den Pandabären immer weiter zurück. Als endlich alle Kisten ausgepackt waren, war die Verkäuferin froh, ihr sauer verdientes Geld nicht für einen Pandabären verschwendet zu haben. Er war ja nicht einmal ein richtiges Kuscheltier gewesen. Er war nur ein Kissen und dazu noch ein ganz weißes, das man sicher nicht einmal in der Waschmaschine waschen konnte. Darauf hatte sie nicht einmal geachtet, als der Kleine ihr den Kopf verdrehte. Gut, daß er jetzt fort war.

Pandabär Coco Weißnichtwohin war wirklich fort.
Wo war er geblieben?

Gute Nacht



18. Februar 2008

Gute Nacht