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GUTE-NACHT/2871: Der Geist in Pantoffeln und das Kniffeln (SB)


Gute Nacht Geschichten


Irgendwie hat Mutter das Gefühl, ihre eigene Mutter und Paddy verheimlichen ihr etwas. Seit Tagen hocken sie zusammen und jedesmal, wenn sie selbst zur Türe hereinkommt, herrscht Totenstille im Raum. "Ob ich die beiden einmal zur Rede stellen sollte?", fragt sie sich. Doch dann will sie damit noch ein wenig warten. Vielleicht täuscht sie sich auch und bildet sich das alles nur ein.

An diesem Abend aber ist es wieder sofort still, als Mutter Großmutters Zimmer betritt. Paddy schieb sogar etwas unter das Bett. "Wieso haben die beiden Heimlichkeiten vor mir?", wundert sich Mutter und erinnert daran, daß sie ja alle drei noch Kniffeln wollten. Großmutter holt die Würfel und die Zettel zum Notieren der Punkte herbei. Irgendwie fehlen aber die Stifte. "Komisch, gestern waren die Stifte doch noch da. Wo stecken sie jetzt nur?", fragt Großmutter. "Vielleicht unter deinem Bett?", macht Mutter eine Anspielung auf die versteckten Sachen, die Paddy eben unters Bett geschoben hat. "Nein, nein, da lege ich keine Stifte hin. Ach, ich hole Neue aus dem Schrank. Die anderen werden sich schon wieder anfinden." - "Nun ja, außer wir haben Stifte fressende Geister im Haus, die sich in Schränken und unter Betten verstecken", spielt Mutter erneut auf die Dinge an, die Paddy eben unter das Bett geschoben hat. "Immer diese Neugierde", denkt Großmutter und versucht ihre Tochter davon abzulenken, Paddys geheimes Geistertheater zu entdecken. Schließlich ist das ein Geburtstagsgeschenk für sie.

Großmutter fragt: "Was hast du eigentlich an deinem Geburtstag vor?" Diesen Hinweis versteht Mutter zuerst nicht und wundert sich nur, warum Großmutter ausgerechnet jetzt nach ihrem Geburtstag fragt. Doch dann fällt der Groschen. Bestimmt hat Paddy etwas für sie gemalt und dies schnell verborgen. Nun weiß Mutter auch, warum die beiden immer zusammenstecken und still sind, wenn sie ins Zimmer kommt. Inzwischen hat Großmutter Stifte geholt und das Kniffeln kann beginnen.

Paddy hat Glück, sie würfelt gleich beim ersten Mal fünf Einser. "Das gibt 50 Punkte!", freut sie sich und notiert sie auf ihrem Zettel. Mutter hat weniger Glück. Sie versucht eine große Straße zu erhalten und bekommt nicht einmal eine kleine zusammen. So würfeln die drei den ganzen Abend, bis plötzlich das Licht ausgeht. "Auweiha. Was ist denn das?", stöhnt Mutter. Großmutter steht auf und tastet sich zum Schrank. Dort in der Schublade liegen Streichhölzer und Kerzen. Gut, daß Paddy jetzt bei Mutter und Großmutter ist und nicht allein in ihrem Zimmer. So ganz im Dunklen bekommt sie doch Angst. Wer weiß schließlich, was sich so alles im Dunklen herumschleicht, was sich im Licht nie zeigen würde.

"Wo hast du die Taschenlampe?", fragt Großmutter. Ihre Tochter meint, sie liege unten im Flur. Nun zündet Großmutter noch eine zweite Kerze an und reicht sie ihrer Tochter. "Kommst du allein klar?" - "Ich denke schon", meint Mutter, "bleib du bei Paddy." Es ist nicht das erste Mal, daß der Stom ausfällt. Doch jedesmal hat Paddy wieder Angst, wenn im ganzen Haus das Licht ausgeht. "Bei meiner Freundin zuhause geht nie das Licht einfach aus", beschwert sich Paddy. "Sag das nicht. Sicher bei uns hier in dem alten Bauernhaus ist es öfter der Fall. Doch auch in modernen Wohnungen fällt manchmal der Strom aus, zum Beispiel bei Gewitter oder Sturm."

Es dauert nicht lange, da hat Mutter die herausgesprungenen Sicherungen wieder eingeschaltet und das Licht geht wieder an. Schnell ist sie bei Großmutter und Paddy zurück. "Es war wieder die Waschmaschine, die den Stromkreis überlastet hat", erklärt sie. Wie spät ist es eigentlich." Großmutter schaut auf ihre alte Standuhr: "Es ist gleich zehn Uhr. Gut, daß ich mein altes Erbstück noch habe. Da macht es nichts, wenn der Strom ausfällt. Die alte Uhr geht immer richtig." - "Nur, wenn du nicht vergißt, sie aufzuziehen. Und jetzt ist es Zeit für dich Paddy ins Bett zu gehen", bestimmt Mutter und Paddy weiß, daß zu dieser Stunde keine Bettelei mehr nützt, um noch länger aufzubleiben. "Bringst du mich hoch?", fragt Paddy deshalb nur und ihrer Großmutter wünscht sie eine "Gute Nacht".

2. März 2009

Gute Nacht