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GUTE-NACHT/2929: Stars der Stunde (SB)


Gute Nacht Geschichten


Dann am nächsten Tag klingelt gegen Mittag das Telefon. George und Gunnar sind seit ein paar Stunden einkaufen, während sich Nina um die Mäuse kümmert. Irgendwann muß der Käfig schließlich auch sauber gemacht werden. In den ersten Tagen, nachdem George die Babymäuse entdeckt hatte, legte er das Mäusehausdach gleich wieder zurück. Er wollte die Kleinen auf gar keinen Fall anfassen, damit die Mäusemutter sie nicht verstößt. Er hatte schon einmal gehört, daß Mäusemütter ihre Babys auffressen, wenn sie angefaßt wurden, wenn sie totgeboren werden oder wenn der Käfig für alle zu klein sein wird.

Jetzt aber begannen die Kleinen schon herumzukrabbeln und zu suchen. Sie blieben zwar noch in einem kleinen Bereich, aber sie konnten schon laufen. Behutsam hatte Nina sie in die Kuhle eines Handtuchs gelegt, während sie den Käfig säuberte.

Das Telefon hört nicht auf zu klingeln. "Ja, ich komme ja schon." Nina nimmt den Hörer ab. Im gleichen Augenblick hört sie einen Schlüssel sich in der Wohnungstür drehen. George und Gunnar sind vom Einkaufen zurück. "Ja, der kommt gerade. Einen kleinen Moment", spricht Nina ins Telefon und winkt George zu. Als er näher tritt, reicht Nina ihm den Hörer.

Am anderen Ende der Leitung ist die Tierärztin. Wie versprochen meldet sie sich jetzt. Denn sie hat inzwischen in Erfahrung gebracht, daß die zweite weiße Maus, die am gleichen Tag wie Sokrates oder Sokratine in der Praxis war, ihren Menschen ebenfalls irgendwie sonderbar vorkam. "Als ich dann ihre Vermutung erwähnte, die Mäuse könnten vertauscht worden sein, war die Frau ganz erleichtert, denn sie selbst konnte sich gar nicht erklären, warum ihre weiße Maus - sie heißt übrigens Lilly - ihr so völlig anders erschien und gar nicht mehr so zutraulich war."

"Was ist mit den Babys. Will sie diese auch zurück?", fragt George. Die Ärztin antwortet: "Davon habe ich noch gar nichts gesagt. Ich glaube es ist besser, wenn sie davon erst erfährt, wenn der Rücktausch stattfindet." - "Wann soll es denn sein?", fragt George. "Am besten so schnell wie möglich. Allerdings ist meine Praxis erst gegen halb drei wieder geöffnet. Also kommen sie doch gegen 14.00 Uhr mit den Mäusen und dem Käfig und klingeln sie. Ich werde öffnen. Ich bestelle die Kundin gegen Viertel nach zwei, so kann ich die Kleinen noch untersuchen. Schließlich ist wohl meine kleine graue Hausmaus nicht ganz unschuldig an diesem Dilemma."

"Was, sie halten sich eine Hausmaus?", ruft George in den Hörer. "Nunja, der arme Kerl war bei meinem Nachbarn in eine Mausefalle geraten und hatte sich den nackten Schwanz eingeklemmt. Ich konnte nicht anders als ihm zu helfen. Seitdem läßt er sich bei mir immer mal wieder blicken. Es ist ein schlaues Kerlchen und seit dem Vorfall nie mehr in eine Falle geraten. Also bis nachher."

George legt den Hörer auf und die drei Freunde lachen. Nina hatte den Knopf auf Lautstellen gedrückt und so konnten auch Gunnar und Nina alles mit anhören. "Eigentlich würde ich ja gern so ein kleines Mäuschen übernehmen", meint Nina. "Du nicht auch noch", sagt Gunnar, "dann kann ich demnächst auf zwei Mäuse aufpassen, wenn ihr mal keine Zeit habt und auf Studienreise geht." - "Keine schlechte Idee", findet Nina, "aber ich werde dir zu liebe, auf ein Mäuschen verzichten." Damit brechen die Freunde auf, den säuberlich geputzten, mit frischem Streu und leckerem Futter hergerichteten Käfig unter dem Arm. Die weiße Mäusemama Lilly und die vier kleinen grauen Mäusekinder sind ebenfalls mit dabei. Sie sind schließlich die Stars der Stunde.

9. Mai 2009

Gute Nacht