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GUTE-NACHT/2977: Hinter der Mauer - Besuch an der Eiche (SB)


Gute Nacht Geschichten


Die Geschwister Anselm und Solveig sind bei ihrer Oma zu Besuch. Oma hat einen großen Obstgarten. Auch ein Stückchen Grabegarten ist mit dabei. Der Garten ist von einer Steinmauer und einem Stück Hecke umgeben. Hinter der Mauer grenzt der Friedhof an Omas Grundstück. Die Kinder haben den Friedhof gleich am ersten Tag entdeckt. Heute wollte Oma eigentlich mit ihnen zum Grab der Urgroßmutter gehen.

"Daraus wird aber nichts", sagt Oma nach dem Mittagessen, "es hat geregnet. Da hat das Buschwerk auf den Gräbern genug Feuchtigkeit. Auch werden die Wege ganz naß sein. Laßt uns lieber morgen gehen."

Anselm ist enttäuscht. Einen echten Friedhof hat er noch nie gesehen. Nur gestern, als er sich bei dem Übergang von Mauer und Hecke durch den kleinen Spalt hinter der Tonne gedrückt hat, stand er plötzlich auf geweihter Erde, wie die alten Leute sagen. Am liebsten möchte er heute gleich wieder dorthin. Auch Solveig ist interessiert. Beide möchten Oma nicht verärgern, aber sie sind doch zu neugierig. "Vielleicht hat Oma wieder lange im Haus zu tun?", flüstert Solveig ihrem Bruder zu. "Dann könnten wir nochmal kurz durch die Hecke kriechen, nur um einen Blick auf den Friedhof zu werfen."

Doch dazu kommt es nicht. Oma hat andere Pläne. Im gleichen Ort, in dem Oma lebt, wohnt auch die Tante der beiden Kinder. Sie hat alle drei zum Nachmittagskaffee eingeladen. Es ist nicht weit bis zum Haus der Tante. In so einem kleinen Ort sind die Strecken von einem Ende zum anderen sehr kurz im Gegensatz zu den langen, manchmal kilometerlangen Straßen der großen Stadt, in der Anselm und Solveig leben. Dort fahren sie mit dem Auto, dem Bus oder der Straßenbahn wenn sie Freunde besuchen oder zur Schule gehen.

Oma hat noch einen alten Bollerwagen. "Ich kann euch ziehen, wenn ihr möchtet", schlägt Oma vor. Doch Anselm mag nicht. Solveig dagegen läßt sich gern ziehen, aber nur wenn es ihr Bruder übernimmt. Denn sonst kommt auch sie sich wie ein Baby in einem Kinderwagen vor.

Die Tante wohnt in einem kleinen Haus, direkt an einem Spielplatz. Vor dem Spielplatz steht eine über hundert Jahre alte Eiche. Zum Teil wirft sie Schatten auf den Spielplatz. So wird es den Kindern nie zu heiß, wenn die Sonne ordentlich vom Himmel herunter bruzelt. Nach einigen Runden mit dem Karussell, das von den Kindern selbst anzutreiben ist, und mehreren Rutschpartien auf der doch recht hohen Rutsche, erproben Anselm und Solveig sich noch auf dem Klettergerüst. Anschließend versucht Anselm zu erkunden, was hinter den Gebüschen zu sehen ist, während Solveig im Sandkasten buddelt. Eigentlich ist alles vorhanden an Spielgeräten, nur eine Schaukel nicht. Allerdings sehen die Gerätschaften schon sehr alt aus, nicht so frisch gestrichen wie die Geräte auf dem gerade neu errichteten Spielplatz bei den Kindern zuhause. Hier im Ort sieht eigentlich sowieso alles sehr alt aus.

Oma hat es geschickt angestellt. Nach dem Austesten aller Geräte auf dem Spielplatz haben die Kinder nun Durst und sind auch ein bißchen in Knabberlaune. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt die Tante zu besuchen. Den Kindern fällt es nicht schwer, ein bißchen an der Kaffeetafel still zu sitzen. Bald dürfen sie auch wieder aufstehen und mit den riesigen Katzen spielen. Die sind wirklich besonders groß, findet Solveig. "Wie heißen sie denn?", fragt sie ihre Tante. "Nun, da die beiden manchmal ganz schön frech sind, habe ich sie Max und Moritz genannt." Die beiden Kinder schauen sich scheu an. Sollten sie Max und Moritz kennen?

Oma hat den Blick der Geschwister aufgefangen. "Na, der Stoff für die heutige Gute-Nacht-Geschichte ist ja wohl klar. Max und Moritz und auch die vielen anderen Geschichten von Wilhelm Busch sollten die Kinder aber schon kennenlernen", beschließt Oma für sich.


(Kennt ihr die Bildergeschichten von Wilhelm Busch? Die kann man gern mehrmals lesen oder sich vorlesen lassen).

10. Juli 2009

Gute Nacht