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GUTE-NACHT/3007: Auf dem Dachboden (SB)


Gute Nacht Geschichten


"Pah! Ist das ein Staub hier oben auf dem Dachboden. Und dann auch noch das feine Sägemehl der Holzwürmer. Die leisten ja ganze Arbeit. Wenn ich nicht bald etwas dagegen unternehme, stürzt mir noch irgendwann das Dach über dem Kopf zusammen. Doch zuerst räumen wir auf. Eigentlich wollte ich ja nur das Schwimmbad der Kinder suchen, um es aufzustellen, bevor sie kommen. Hoffentlich haben da nicht auch irgendwelche Tiere Löcher hineingefressen, vielleicht der Plastikwurm? Hab zwar noch nie von ihm gehört, aber bei so viel Plastikmüll, den wir Menschen produzieren, hätte eine solche Spezies keinen Hunger zu leiden."

Sandmann hebt mit seiner Schnauze etwas vom Boden auf.

"Was frißt du denn da? Gib ab. Ein Kauknochen? Wie kommt der denn hier auf den Dachboden hoch? Scheint noch ganz in Ordnung zu sein. Wenn er dir schmeckt, kannst du ihn haben."

Den Knochen im Maul sucht sich Sandmann ein ruhiges, aber ebenfalls staubiges Plätzchen.

"Lauter Kleiderkisten. Die zieht doch kein Mensch mehr an und die Kinder sind aus diesen Schuhen schon längst herausgewachsen. Aber ich kann die Sachen nicht einfach fortgeben oder gar in die Altkleidersammlung stecken. Sonst bekomme ich noch Ärger mit der Mutter meiner Kinder. Bei meiner Oma früher stand der ganze Dachboden mit Schränken und Kisten voll. Darin waren auch jede Menge alter Kleider, Schuhe und vor allem Mäntel mit Pelzkrägen. Meine Schwestern haben sich ständig verkleidet und sind in diesen hochhackigen spitzen Schuhen herumstolziert, aus denen sie fast herausgefallen wären. Oma konnte einfach nichts wegwerfen. Als meine Mutter dann später das Haus leerräumen mußte, nachdem Oma gestorben war, versuchte auch sie, den alten Kleidern noch einen gebührenden Platz zu verschaffen. Sie fragte in Museen nach und verschaffte einigen Kleidungsstücke sogar einen Platz im Fundus des Theaters in der nächsten Stadt."

Aus der offen stehenden Kiste schnappt sich Sandmann unbemerkt ein Paar Turnschuhe und begibt sich auf den Weg zum Erdgeschoß. Inzwischen hat Jan das Schwimmbecken gesichtet und dazu eine Kiste mit Schwimmflügeln, einem Rasensprenger, jede Menge aufblasbarer Bälle und sogar eine Wasserpistole. Das alles trägt er vom Dachboden hinunter in den Garten. Hier baut er das Schwimmbecken sogleich auf. Das Aufpumpen des Beckens dauert seine Zeit.

"Wie gut, daß es diese Tretpumpen gibt, sonst hinge mir bald die Zunge aus dem Hals heraus, so wie dir, Sandmann. Sandmann! Wo steckst du überhaupt? Sandmann? Oh, nein! Keine Tiere jagen."

Von einem Türchen zum Hasengehege flitzt Sandmann zum anderen Türchen.

"Das gibt es aber nicht! Komm ab ins Haus. Wir jagen keine Tiere!"

Es scheint, als sei Sandmann bereits so abgekämpft, daß er artig ins Haus folgt.

"Jetzt gibt es erst einmal Abendbrot. Schnell vorher noch Gesicht und Hände waschen, daß der Staub verschwindet und dann wird es gemütlich. Das Wasser lasse ich morgen in das Schwimmbecken einlaufen. Ich weiß gar nicht, ob du eigentlich gern badest. Wir sollten morgen mal hinunter zu dem kleinen Teich gehen. Dann werden wir es in Erfahrung bringen."

Mit seinem aufmerksamen Blick, bei dem Sandmann den Kopf hin und her wiegt, betrachtet er sein Herrchen.

"Ja, da kannst du dich schon einmal darauf freuen, auf den Spaziergang zum See."

18. August 2009

Gute Nacht