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GUTE-NACHT/3048: Begegnung mit einem Wurm (SB)


Gute Nacht Geschichten


Von grellem Licht angestrahlt, erwachte der Apfel. Um die Mittagszeit, wo die Sonne am höchsten stand, hatte die Bauersfrau ihn aus ihrer Schürzentasche herausgezogen. Sie gönnte sich endlich eine Pause und wollte gerade in ihren Apfel beißen, da rannte ein Lausbub über den Platz und um die Marktstände herum. Dabei verfehlte er die Kurve und stieß direkt gegen die Bauersfrau. Vor Schreck ließ sie ihren Apfel fallen und konnte nur noch aufschreien. Anschließend dachte sie nicht mehr an ihre kleine Mahlzeit, denn der Junge war auch gegen den Karren gestoßen und eine Menge Obst war dabei herunter gefallen. Diese las die Bauersfrau jetzt auf. Dabei schimpfte sie wütend vor sich hin.

Der Apfel, den die Bäuerin zu Mittag essen wollte, war beim Herunterfallen ins Kullern geraten und lag nun ein Stückchen abseits im Gras. Er wurde beim Aufheben von der Bäuerin übersehen und blieb so in seinem Versteck liegen. Der Apfel war genau neben einem Stückchen Baumrinde zum Liegen gekommen. Dieses Rindenstück stammte von dem großen Walnußbaum, der hier am Rande des Marktplatzes wuchs. Die Außenseite war zum Himmel gerichtet, während die Innenseite zum Boden zeigte. Der Apfel stellte dem Rindenstück Fragen, bekam aber keine Antwort von ihm.

Dafür aber sprach jemand anderer: "Falls du mit mir sprichst, dann sei doch so freundlich und hilf mir hier heraus. Ich stecke nämlich fest!" - "Wem soll ich helfen?", fragte der Apfel. "Nun mir! Kannst du nicht sehen, ich stecke hier in dem Loch in der Baumrinde fest." - "Wie bist du denn da hinein geraten?", wollte der Apfel wissen. "Ich fresse mich durch alles durch, das fault. Aber diese Rinde hier, gibt einfach noch nicht auf und bleibt fest!", kam die Antwort. "Ich kann dich gar nicht sehen", meinte der Apfel, "wo steckst du?" - "Sieh doch genau hin! Aus dem winzigen Loch schaut eines meiner zwei Enden heraus!" Ja, jetzt erkannte der Apfel den Wurm. Waren Würmer nicht seine Feinde? Fraßen sie nicht auch ihn auf? Wenn er den Wurm fragte, erhielt er sicher keine wirkliche Antwort. Darum war es zuerst einmal gut, daß der Wurm feststeckte. Vielleicht käme ja jemand vorbei und würde ihn, den Apfel, mitnehmen. Der Apfel blieb wachsam, während sich der Wurm abmühte aus seiner mißlichen Situation heraus zu kommen. "Warum erbarmst du dich nicht meiner?", fragte nun der Wurm. "Ich kann mich ja selbst gar nicht bewegen!", gab der Apfel zur Antwort, "ich kann dich nur warnen, wenn ein Vogel naht, damit dieser dich nicht aufpickt und du gefressen wirst." Im Stillen aber hoffte der Apfel, daß der Wurm schön lange in der Umklammerung der Baumrinde eingezwängt bliebe.

9. Oktober 2009

Gute Nacht