Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3157: Pelz gegen kalte Zeiten (SB)


Gute Nacht Geschichten

"Edgar, was hast du uns mitgebracht?", neugierig blickt Benjamina, die Leseratte, in die Tüte auf dem Tisch. "Nicht so stürmisch!", mahnt der Student Edgar und schiebt Benjamina ein Stück beiseite. Dann holt er eine Laterne und ein Teelicht aus der Tüte. Er zündet das Teelicht an und stellt es in die Laterne. Das Türchen verschließt er gleich wieder. So kann nichts geschehen.

"Ist das nicht ein schönes gemütliches Licht?", stellt Edgar befriedigt fest. "Gibt es auch was zu futtern?", ist plötzlich ein Stimmchen zu vernehmen. Der Bücherwurm, durch die Geräusche und Stimmen aufmerksam geworden, ist aus seinem Zeitungsstapel hervor gekrochen. Heute trägt er eine Pelzmütze.

"Na, bist du gerade aus Rußland gekommen?", scherzt Edgar. "Nein, ich habe mich über das Wetter erkundigt und das bleibt die nächsten Tage noch immer kalt und verschneit. Da muß ich mich warm anziehen."

Benjamina verdreht die Augen. Edgar schaut auf den Stapel mit den Zeitschriften und sagt dann: "Du weißt, daß die Zeitungen aus der vorletzten Woche stammen." - "Ja und? Was soll ich mit Zeit anfangen?", möchte der Bücherwurm wissen. "Nun, so langsam wird es draußen wärmer", versucht Edgar dem Bücherwurm vorsichtig klar zu machen, daß die Wettervorhersage aus der Zeitung jetzt nicht mehr stimmt.

"Papperlapapp! Bring mir neue Zeitungen mit, dann erst wird es auch bei mir wärmer werden. Die Pelzmütze noch etwas tiefer ins Gesicht ziehend, zieht sich der Bücherwurm schnell wieder in die Kälte der vergangenen Wochen zurück.

Benjamina schaut wie gebannt auf die Kerze. "Das Licht ist sehr schön, nicht wahr", stellt Edgar fest. "Ja", bestätigt Benjamina, "es wärmt und lenkt ab." Edgar versteht nicht sofort, wovon das Licht ablenken soll. Dann aber hört er ein lautes Magengrummeln. Das war doch nicht sein eigener Magen? Er hatte zuhause ja noch Abendbrot gegessen. Da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Benjaminas Magen hatte dieses Geräusch von sich gegeben. "Das ist wohl dein letzter Hilfeschrei in der Not", sagt Edgar und greift noch einmal in die Papiertüte. Aus ihr zieht er jetzt ein belegtes Brot hervor: "Da, laß es dir schmecken!"

Benjamina freut sich riesig. So ein leckeres Brot hat sie schon lange nicht mehr zu essen bekommen. Ein kleines Stückchen beißt sie davon ab und legt es gleich zu dem Zeitungsstapel hin: "Vielleicht möchte der Bücherwurm auch etwas von dem Brot." - "Kann sein", gibt Edgar zurück, "aber heute werden wir ihn sicher nicht mehr zu Gesicht bekommen."


11. März 2010

Gute Nacht