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GUTE-NACHT/3430: Knopf und Knöpfchen in der Kiste (SB)




K N O P F   &   K N Ö P F C H E N

Wer wohnt denn in der Knopfkiste?


"Ah, helles Licht!", freute sich Knopf, der große Runde mit den vier Löchern durch den Bauch. "Oh, schöne frische Luft", ergänzte Knöpfchen, der Kleine mit den nur zwei Löchern durch den Leib.

Knopf und Knöpfchen wohnten, wie konnte es anders sein, in einer Knopfkiste. In dieser Kiste lebten noch viele andere Knöpfe. Es waren große und kleine, dicke und dünne, lange, runde oder eckige Knöpfe. Ihr Aussehen war einfarbig, aber auch bunt oder gemustert. Es gab glatte Knöpfe und solche mit Verzierungen. Einige Knöpfe hatten einen Zwilling oder gar eine kleine Schwester, die genauso ausschaute wie sie selber, nur eben kleiner. Es gab Paare und Drillinge, manchmal sogar Fünflinge. Doch die meisten Knöpfe lebten allein. Das war sehr traurig. Denn Knöpfe sind es gewohnt, immer mindestens zu zweit vorzukommen. Aber da die Knöpfe hier nicht in der großen Gesellschaft lebten, sondern ein spärliches Zuhause in dieser Knopfkiste gefunden hatten, machten sie alle das Beste daraus.

Einen Nachteil hatte die hölzerne Knopfkiste. Sie stand meistens geschlossen oben im Regal. Also war es bei den Knöpfen recht dunkel. Allerdings, schien die Sonne, blitzten durch die Ritzen einige Lichtstrahlen und erhellten das Innere der Kiste. Manchmal stand sie auch den ganzen Tag offen. Dann war ein Rattern zu hören. Der eine oder andere Knopf wurde sogar herausgeholt und verschwand für immer. Darüber ängstigten sich die Knöpfe sehr. Sie wußten ja nicht, was mit ihnen geschehen sollte, wenn der riesige Greifarm kam und sie aus der Kiste zerrte.

Doch eines Tages war Knopf geholt worden. Knöpfchen hatte bittere Tränen geweint. "Wo gehst du hin?", hatte er ihm nachgerufen. Aber Knopf konnte nicht mehr antworten. Er war in der riesigen Hand verschwunden.

Tagelang sprach Knöpfchen kein Wort. Dann geschah das Wunder.

Noch nie war ein Knopf zurückgekehrt. Ja, es kamen neue Knöpfe in die Knopfkiste und lebten von da an mit den anderen zusammen. Sie erzählten Geschichten aus ihrem Leben, lustige und traurige, aufregende und langweilige. Jeder neue Knopf gewöhnte sich schnell an die Enge der Kiste und kam bald mit seinen Nachbarn recht gut aus. Alle zehrten von ihren Erinnerungen, denn sie hatten schließlich in früheren Tagen so einiges erlebt. Nur das und ihr nacktes Leben war ihnen geblieben.

Doch wurde ein Knopf erst einmal wieder hier aus der Kiste herausgefischt, wußte keiner, wohin der Freund verschwunden war und ob es ihm gut ginge. Schließlich gab es keine Knopfpost. Doch vielleicht wird sie mal einer erfinden.

Ach ja, das Wunder. Ein paar Tage, nachdem Knopf ergriffen worden war, tauchte plötzlich der riesige Greifarm wieder auf, öffnete den Deckel der Kiste und warf Knopf unsanft zu den anderen zurück. Einige blaue Flecken hatte sich Knopf dabei geholt. Doch das war es ihm wert, endlich wieder bei den seinen zu sein!

"Erzähl schon! Wo warst du? Wie bist du wieder hierher gekommen? Ist es dir schlecht ergangen?" Tausend Fragen und mehr stürmten auf Knopf ein. So ging es viele Tage. Die Knöpfe konnten gar nicht oft genug die sonderbare Geschichte von Knopfs Rettung hören. Am liebsten hörte jedoch Knöpfchen diese Geschichte. Er bat immer wieder: "Erzähl mir, wie es dort draußen ist!" - "Heute habe ich dir die Geschichte schon zweimal vorgetragen. Morgen erzähle ich sie dir wieder. Jetzt schlaf erst einmal. Die Sonnenblitze sind auch schon zu Bett gegangen. Träum schön. Gute Nacht."



Knopf und Knöpfchen - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick


zum 17. Juli 2011