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GUTE-NACHT/3480: Der kleine Nachtwächter sammelt Holz (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter sammelt Holz



Am Nachmittag erwacht der kleine Nachtwächter durch den Regen, der gegen die Scheiben prasselt. Er dreht sich auf die andere Seite und will die Wärme des Bettes noch ausnutzen, bevor er sich in die kalte Schlacht wirft. Doch Rebell läßt ihm keine Ruhe. Einmal die Augen geöffnet, ist Rebell zur Stelle, wedelt mit dem Schwanz und erwartet einen Spaziergang. "Ist ja gut, ich stehe schon auf!"

Kaum hat der kleine Nachtwächter seine nackten Beine aus dem Bett gestreckt, will Rebell sie auch schon abschlabbern. "Untersteh dich!", schimpft das Herrchen. Je kälter es im Raum ist, um so schneller ist der kleine Nachtwächter angezogen. Doch er friert noch immer.

"Trotz des Regens müssen wir uns um Holz für den Kamin kümmern, und du hilfst mit!", entscheidet der kleine Nachtwächter.

Zuerst wird die Burg selber auf Brennholz abgesucht. Doch im Gewölbekeller ist kaum etwas zu finden. Dafür aber stehen dort zwei alte Tonkrüge, in denen früher Gurken und Sauerkraut für den Winter eingelegt wurden. "Hier unten ist es auch viel zu feucht, um Holz zu lagern", stellt der kleine Nachtwächter fest. Also stolzieren die beiden - mit Spinnweben im Haar und im Fell - zum Dachboden hinauf.

Hier liegen alte Bretter und sehr viel Staub. Die Bretter will der kleine Nachtwächter nicht verfeuern. "Vielleicht wollen wir uns ja ein Regal bauen oder einen kleinen Tisch. Dafür brauchen wir sie dann."

Also begeben sich die beiden auf den Hof. Dort macht der kleine Nachtwächter eine Entdeckung. Es gibt noch einen weiteren Kellerraum. Durch eine schräg gelagerte Klapptür, unter der eine Treppe nach unten führt, gelangt der kleine Nachtwächter in einen großen Kohlenkeller. Doch die anfängliche Freude weicht der Erkenntnis, daß auch hier nicht viel Brennbares - Briketts und Eierkohlen - lagern.

"Also suchen wir draußen im Hof, in den Ställen und im Garten nach Brennmaterial. Das wird ein ganz schönes Stückchen Arbeit", stöhnt der kleine Nachtwächter, der vor lauter häuslicher Arbeit, sich kaum noch seiner eigentlichen Aufgabe widmet, nämlich dem Nachtwächtern.

Im Stall haben die beiden Glück. Von hier, wo das Holz schön trocken lagert, trägt der kleine Nachtwächter einige volle Körbe hinauf in sein Turmzimmer. Auch neben den Kamin in dem großen Saal wird Holz aufgeschichtet. Rebell hilft fleißig mit, Stöckchen um Stöckchen zu transportieren.

Draußen wird es schnell dunkler. "Jetzt machen wir eine Pause und vertagen das Sammeln auf morgen. Mit dem bereits verstauten Holz zünden wir uns im Kamin ein Feuer an. Ah, Rebell, du hast aber ein schönes Stöckchen in den Pfoten. Das fängt bestimmt schnell Feuer und ist gut zum Anzünden", ist der kleine Nachtwächter begeistert und nimmt Rebells Stöckchen gleich mit an den Kamin. Rebell wufft empört. Alsbald ist das Feuer entfacht.

"In die Glut legen wir uns Kartoffeln", schlägt der kleine Nachtwächter vor und geht mit seiner Laterne hinunter in die Küche. Denn mittlerweile ist es richtig dunkel geworden. Rebell folgt. Es wäre ja möglich, daß er unterwegs ein neues Stöckchen findet. Dem ist leider nicht so.

In der Küche steht eine Schüssel mit Obst auf dem Tisch. "Na, davon nehmen wir uns auch gleich noch zwei mit. Dann können wir uns Bratäpfel zubereiten. In der Glut gebratene Kartoffeln und auf dem Rost gegrillte Äpfel. Das ist wie Himmel und Hölle. Mhm, dieses Gericht lassen wir uns schmecken."

Da sagt Rebell nicht nein. Auch wenn er sein Freßchen erst wieder abkühlen läßt.

Rebell vor dem Kamin - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 11. Oktober 2011