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GUTE-NACHT/3558: Eine außergewöhnliche Bande - Teil 33 (SB)


Von Donner und Blitz werden die beiden Wanderer in der Bushaltestelle wach. Das ist wohl auch ganz gut so, sonst hätten die gleich eintreffenden Schulkinder die beiden vielleicht noch schlafend angetroffen. Paule zieht ein grimmiges Gesicht und sagt: "Hoffentlich hört der Regen bald auf. Sonst kommen wir nie hier weg und zu der Kirche in die Stadt."

Hugo sagt nichts dazu. Doch Paule weiß, daß er alles mitbekommen hat. Da kommen die ersten Schulkinder. Sie sind neugierig, was da für zwei Männer sitzen, die an anderen Tagen nicht hier mit ihrem Bus fahren. Einer der Jungen fragt: "Wollen sie auch mit dem Schulbus fahren?" - "Nein, nein, wir warten auf den Linienbus", entgegnet Paule und wünscht, er könnte sich einen Bus leisten. Ein ebenso interessiertes Mädchen wie der Junge sagt: "Der Schulbus ist auch der Linienbus." - "Ist schon klar", entgegnet Paule, "aber wir wollen in die andere Richtung. Wir stehen hier nur, weil es geregnet hat und auf der anderen Straßenseite ist ja keine Überdachung." Eigentlich war das ja alles ziemlich geschwindelt. Aber vor den Kindern, die sicher mehr Taschengeld in ihrem Ranzen haben als er und Hugo Geld zum Überleben bei sich tragen, ist es Paule schon ein wenig peinlich. Sie hätten eben einfach bevor die Kinder eintrafen weiterwandern sollen. Aber der Regen... Jetzt schaut Paule in den Himmel. Der Regen hat aufgehört und die Sonne schiebt sich zwischen den Wolken durch. Da kommt auch schon der Bus und hält. Die Kinder steigen ein. "Schönen Tag noch", wünscht der Junge und das Mädchen sagt: "Tschüß."

Paule winkt ihnen verlegen nach und dann macht er sich mit Hugo auf die Socken. Nein, er läuft nicht auf Socken. Das ist ja nur so eine Redensart. "Wo die wohl herstammt?" überlegt Paule und ihm fällt dabei sein Weggefährte Willi ein. "Vielleicht heißt, sich auf die Socken machen, darum so, weil wenn man viel läuft, die Schuhsohlen immer dünner werden. Und unsereiner kann davon ja ein Lied singen." Hugo hat Paule vor sich hinreden hören und er verdreht die Augen. "Nein, ich will nicht singen - keine Panik."

Paule kann sich noch gut an seinen letzten Gesang erinnern. Da saß Hugo den ganzen Abend da und hatte sich die Ohren zugehalten, weil er Paules Gebrumme nicht hören konnte.

Eine Weile sind Paule und Hugo jetzt schon gelaufen. Paule geht voran. Er erzählt und erzählt, bis er plötzlich feststellt, daß Hugo gar nicht mehr hinter ihm geht. Paule entdeckt ihn etwas zurück auf der Straße in der Hocke. "Was machst du?" Auf eine Antwort wartet er im Grunde nicht, denn er kennt Hugos schweigsame Art. Auch sieht er, daß Hugo sich die Schuhe bindet. Oder was soll das? "Du suchst doch nicht etwa schon wieder nach Ostereiern?"

Auch hier erhält Paule keine Antwort. Dann aber hält Hugo plötzlich etwas hoch. "Was willst du denn mit einem einzelnen Schuh?" fragt Paule gespannt. Hugo schweigt, kommt aber näher. Plötzlich erkennt Paule den Schuh wieder und ruft erstaunt aus: "Das ist doch Willis Schuh, der den wir gestern gesucht haben. Wie kommt der denn hierher? Den nehmen wir mit. Da wird sich Willi aber echt freuen. Und wenn es nicht Willis Schuh ist, dann fresse ich einen Besen mit Stiel oder ich putze die ganze Nacht den Mond sauber." Dazu wünscht ihm der sonst schweigsame Hugo eine:

"Guten Nacht."



zum 3. April 2012