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GUTE-NACHT/3594: Der kleine Nachtwächter sucht einen Unterschlupf (SB)

Der kleine Nachtwächter sucht einen Unterschlupf

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Mit der Laterne in der einen und der Taschenlampe in der anderen Hand zieht der kleine Nachtwächter von der Burg aus hinunter in den Ort. Sein Hund Rebell läuft voraus. "Wie dunkel es um diese Zeit bereits ist", kopfschüttelnd stellt der kleine Nachtwächter dies fest. "Ja, der Sommer ist wohl vorbei. Wir hatten heute auch schon einen herbstlichen Wind und es sieht nach Regen aus."

Am Eingang des Ortes erwartet den kleinen Nachtwächter eine Überraschung. Nun, es ist keine schöne Überraschung. Große Rohre, in denen der kleine Nachtwächter sogar stehen und hindurch wandern kann wie durch einen Tunnel, liegen neben der Straße. "Wozu sind die denn gut?", fragt sich der kleine Nachtwächter. Wie zur Antwort hebt Rebell ein Bein und erledigt sein Geschäft.

"Mhm, dazu sind sie bestimmt nicht gedacht. Aber laß uns mal zum Rathaus gehen. Dort werden in einem Glaskasten stets wichtige Aushänge veröffentlicht. Vielleicht finden wir da auf meine Frage eine Antwort."

Durch die spärlich beleuchteten Gassen gelangen die beiden auf den großen Marktplatz. Hier gehen sie sogleich zum Rathaus hinüber. Wirklich erhalten sie eine Antwort: die Kanalisation soll erneuert werden. "Aha, dafür sind die riesigen Rohre gedacht."

Gerade will der kleine Nachtwächter sich schon abwenden, da entdeckt er eine weitere wichtige Bekanntmachung. Da steht, daß die Burg verkauft werden soll. Dem kleinen Nachtwächter verschlägt es den Atem. "Und was ist dann mit dir und mir?"

Rebell bemerkt die Aufregung in der Stimme des kleinen Nachtwächters. Das veranlaßt ihn zum Bellen. "Ruhig, wir wollen ja nicht alle aufwecken oder doch? Den Herrn Bürgermeister würde ich schon gern befragen, was jetzt mit uns geschieht."

Der kleine Nachtwächter blickt sich um, aber niemand ist noch auf dem Marktplatz zu entdecken, und auch die Straßen und Gassen sind menschenleer. Er seufzt: "Das werden wir wohl erst morgen in Erfahrung bringen können." Sein Herz wird ihm ganz schwer. Und als würde der Himmel dies bemerken, beginnt es langsam zu nieseln. Dann geht das Nieseln in leichten Regen über, und schon bald fallen dicke Tropfen herab.

"Wir brauchen einen schnell einen Unterschlupf, sonst werden wir klatschnaß", stellt der kleine Nachtwächter fest. Ein paar Schritte weiter bemerkt er, daß sie ganz in der Nähe der riesigen Rohre angekommen ist.

"Na siehst du, jetzt wissen wir, wozu die Rohre gut sind!" Schnell läuft er auf sie zu und steigt in eines hinein. Rebell folgt ihm und schüttelt sich die aufgefangenen Tropfen aus dem Fell.

Der kleine Nachtwächter setzt sich auf den Boden der Röhre und Rebell legt sich dazu. "Hier werden wir wohl eine Weile ausharren", meint der kleine Nachtwächter, "aber es ist gar nicht so ungemütlich hier mit unserer Laterne." Um sich die Zeit zu vertreiben wirft er mit seinen Händen Schattenfiguren an die innere Rohrwand. Rebell folgt ihnen mit den Augen. Und dann sind sie mir nichts dir nichts eingeschlafen.

Gute Nacht

zum 24. August 2012