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GUTE-NACHT/3597: Der kleine Nachtwächter bricht das Siegel (SB)

Der kleine Nachtwächter bricht das Siegel

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Nebel breitet sich über den Wiesen aus. Eine lange Nacht liegt hinter den beiden. Die Laterne ist ausgeblasen, und die Taschenlampe steckt in der Jackentasche. Rebell läuft voraus und verschwindet im Nebel. Nur sein wedelnder Schwanz taucht hin und wieder über dem niedrigen Bodennebel auf.

Der kleine Nachtwächter stapft in Richtung Burg. Er ist müde und gähnt. Dann ruft er: "Rebell, nicht so schnell. Ich komme ja gar nicht mit." Flugs ist der Hund wieder zurück und trottet nun gemächlich neben dem kleinen Nachtwächter her.

Am Wegesrand steht Rainfarn mit seinen gelben knopfgleichen Blüten und es duftet nach Kamille. Die Kornäcker sind bereits abgemäht. Große runde Ballen Stroh warten darauf, mit dem Traktor abgeholt und nach Hause gebracht zu werden. Ein Teil der Äcker sind bereits wieder umgepflügt. All dies zeigt, daß der Herbst heran naht. Auch die große Schar von Krähen, die sich auf die umgepflügten Äcker stürzt, kündet davon.

Von all dem nimmt der kleine Nachtwächter keine Notiz. Er trottet hinauf zur Burg, wo ihn sein Bett erwartet. Schließlich hat er die ganze Nacht Wache gehalten und aufgepaßt, daß im Ort nichts geschieht.

Endlich ist die Burg erreicht. Aus der Burgküche holt sich der kleine Nachtwächter ein Glas Wasser und stellt auch Rebell einen Napf voll dem kühlen Naß hin. Dann geht er hinauf in sein Zimmer. Den Brief mit dem Siegel, der noch immer auf dem Tisch liegt, würdigt er keines Blickes. Rebell hingegen schnappt ihn sich vom Tisch und trägt ihn dem kleinen Nachtwächter hinterher.

"Ich komme wohl nicht darum herum, ihn zu öffnen!" Doch zuvor zieht der kleine Nachtwächter erst einmal sein Nachthemd an und legt sich ins Bett. Er ist so müde. Aber Rebell läßt nicht locker und stupst den kleinen Nachtwächter mit seiner Schnauze an, den Brief noch immer im Maul haltend. Der kleine Nachtwächter nimmt ihn entgegen und bricht das Siegel. Aber er ist so müde, daß die Nachricht des Briefes ihn nicht mehr erreicht. Seine Augen fallen zu und der Brief entgleitet seinen Händen.

Gute Nacht

zum 1. August 2012