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GUTE-NACHT/3615: Weihnachten in Kolumbien (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Weihnachten in Kolumbien

Es läutet. Opa öffnet. Der Postbote steht vor der Tür. Er hat mehrere Päckchen und Pakete auf die Bank vor der Tür gelegt. Enna ist hinter Opa getreten. "Hier", sagt Opa und reicht Enna die Briefe und die Zeitung weiter, "bring das mal in die Küche." Neugierig spät Enna zu den Paketen hin, kann aber nicht ausmachen, woher und für wen sie sind.

Selbst wieder in der Küche, sieht Opa die Briefe durch. Einen zieht er heraus und ruft: "Mutter, Post für dich, aus Kolumbien!" Schon öffnet sich Uroma Magdas Tür und sie kommt herbei. Post aus Kolumbien kann nur bedeuten, daß ihr der Enkel geschrieben hat. Denn der ist gerade für ein halbes Jahr dort.

Schon die Briefmarken auf dem Umschlag erwecken auch Ennas Neugier. "Was schreibt Florian denn?", möchte sie wissen. Uroma Kathie spannt die Urenkelin nicht lange auf die Folter, setzt sich an den Küchentisch und liest laut vor:

Liebe Oma!
Da ich an Weihnachten nicht zuhause sein werde, um mit euch um den Weihnachtsbaum herum zu sitzen, schreibe ich Dir ein paar Zeilen. Zuerst es geht mit gut. Ich bin gesund und die Arbeit hier macht Spaß.
Und nun, damit Du mich nicht wegen der Feiertage bedauern mußt, schreibe ich Dir, wie hier Weihnachten gefeiert wird. Am 16. Dezember beginnen in Kolumbien die Weihnachtsfeierlichkeiten. Es ist ein Tag zum Wandern für die ganze Familie. Auch Freunde dürfen mitkommen, um im Wald Moos für die Krippe zu sammeln. Denn genau an diesem Tag werden überall in den Familien die Krippen aufgestellt.
Am Abend wird gebetet, musiziert und Weihnachtslieder gesungen - ja eben gefeiert. Erst um Mitternacht ist die Feier zu Ende. Doch schon am nächsten Abend, wenn es dunkel wird, beginnt das Fest von neuem. So geht es jetzt allabendlich zu bis zum Heiligen Abend.
Am Heiligen Abend gehen alle zur Mitternachtsmesse in die Kirche. Anschließend wird wieder gefeiert, sogar mit Feuerwerk und Tanz auf der Straße, mit gutem Essen und Trinken.
Weihnachtsbäume sind nicht an der Tagesordnung. Sie sind höchstens in den Städten zu finden. Doch Geschenke gibt es, aber nur für die Kinder und nicht so üppige wie bei uns ...

Hier stoppt Uroma Kathie mit dem Vorlesen und überfliegt die nächsten Zeilen:

ACHTUNG: Jetzt nicht weiter laut vorlesen, wenn Enna dabei ist! Es handelt sich bei den Geschenken um Kleinigkeiten und Naschwerk, die die Erwachsenen in der Nacht zum 25. Dezember unter den Betten der Kinder verstecken. - Jetzt kann Enna auch wieder zuhören.

Uroma Kathie liest wieder laut vor:

Am nächsten Morgen, also das ist bei euch der erste Feiertag, gibt es kaum Langschläfer. Alle Kinder wollen schnell unter ihren Betten nachsehen, was denn da so Weihnachtliches versteckt ist. Sie freuen sich mit Sicherheit über jede Gabe, die sie finden und sei sie noch so klein.
So, jetzt wünsche ich euch zuhause ein schönes Fest. In Gedanken bin ich bei euch. Euer Florian


"Oma, warum hast du denn nicht alles vorgelesen?", fragt Enna. Doch Uroma Kathie verrät es nicht.

Gute Nacht


zum 21. Dezember 2012