Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → NATURKUNDE

TIERE/080: Einblick in das Bienenleben (SB)


Die Honigbienen

Einblick in das Bienenleben

Foto: © 2012 by Schattenblick

Nektar und Pollen sind für die Bienen im Stock und für ihre Brut als Nahrung lebenswichtig. Im Spätsommer wachsen Jungbienen heran, die in der Lage sind, den Winter im Stock zu überleben. Sie leben viel länger, als die Bienen des Frühjahrs und Sommers. Um sich für den Winter zu rüsten, nehmen sie viel Pollennahrung zu sich. Damit legen sie sich ein Fett-Eiweiß-Polster zu.

Die älteren Bienen arbeiten solange sie noch können weiter, sammeln Pollen, Nektar und Kittharz, auch Propolis genannt. Dabei handelt es sich um Baumharz, welches die Bienen in ihren Pollentaschen in den Stock transportieren. Mit diesem Kittharz werden die Ritzen verstopft, um Zugluft und das Eindringen von kalter Winterluft zu verhindern. Zum Herbst hin schlüpfen immer weniger Bienen bis im Oktober das Eiablegen und Brüten ganz eingestellt wird. Die alten Bienen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch alle Arbeiten verrichtet haben, sterben nun und werden aus dem Bienenstock ausgeschieden.

Die verbleibenden langlebigen Bienen schließen sich im Stock zu einer Traube zusammen, der Wintertraube. Bienen halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe, die sie in dieser Formation verbringen. Dabei sind sie ständig in Bewegung, nur ganz langsam, aber stetig. Sie ernähren sich von den Vorräten. Durch ihre Bewegungen halten sie sich warm. Im Inneren der Traube ist es viel wärmer als an den Außenseiten. Dort ist es nur ungefähr 13°C warm. Wenn den Bienen, die sich weiter außen aufhalten, zu kalt wird, wechseln sie mit den Bienen aus dem Inneren der Traube ihren Platz. Dort können sie sich aufwärmen. Es findet ein stetiger Wechsel statt.

Ihren Kot sammeln die Bienen während der Winterruhe in ihrer Kotblase. Wenn sich die Temperatur draußen auf ungefähr 10°C erhöht hat, begeben sich die Bienen zum Koten hinaus. Ihre ersten Ausflüge sind also Reinigungsflüge.

Die Bienen, die die Winterruhe überdauert haben, sind nicht nur besonders langlebig, sondern auch in der Lage im Frühjahr sämtliche Tätigkeiten zu übernehmen. Normalerweise sind die Arbeiten auf viele Tiere unterschiedlichen Alters verteilt. Da noch keine weiteren Bienen vorhanden sind, ist es erforderlich, dass diese Langlebigen alles Erforderliche verrichten können. Sie bilden den Grundstock für die nächsten Generationen.


Die Honig- und Pollenvorräte werden verteidigt

Da die Honig- und Pollenvorräte für das Überleben eines Bienenvolkes ganz besonders wichtig sind, ist es nur allzu verständlich, dass die Vorräte kriegerisch verteidigt werden.

Wespen sind zum Beispiel lästige Räuber. Sie suchen gern das Innere des Stockes auf, um sich am Honig gütlich zu tun. Deshalb werden sie entweder schon am Eingangstor, dem Flugloch, getötet oder spätestens, wenn sie sich an den Waben zu schaffen machen. Die Bienen stechen sie zu Tode und transportieren ihre Kadaver nach draußen.

Auch Ameisen können Bienen gefährlich werden. Sie haben es mehr auf die Bienenbrut abgesehen. Sie töten die Maden oder noch nicht geschlüpften Bienen und zerren sie aus dem Stock in ihren Ameisenhaufen, um sie dort zu verspeisen. Ameisen können ein Vielfaches von ihrem eigenen Körpergewicht tragen. Sie sind zwar sehr klein, aber trotzdem im Bienenstock sehr gefährlich. Ein Bienenvolk sollte sich sicherheitshalber in größerer Entfernung zu einem Ameisenhaufens ansiedeln.

Vor Hornissen müssen sich Bienen ebenfalls sehr in Acht nehmen. Hornissen kommen zwar nicht in den Stock, sondern jagen die Bienen während deren Sammelflügen und verfüttern die erlegte Beute an ihre junge Brut.

Noch sehr viel mehr Feinde hat die Biene. Beispielsweise Kleinstlebewesen, die sich in ihren Haare festhängen oder unter ihre Haut bohren und so in den Stock gelangen, befallen die kleinen Bienenmaden. Es ist daher für die Bienen lebenswichtig, ihren Stock rein zu halten, stets alles zu säubern und Unrat nach draußen zu befördern.

Der fermentreiche Speichel der Bienen, der dem Nektar hinzugemengt wird, wirkt antibakteriell. Das bedeutet, dass Bakterien, die den Honig schlecht werden lassen könnten, sich nur wenig oder gar nicht vermehren. Dadurch wird der Honig lange haltbar. Die Bienen sind im Allgemeinen gut vorbereitet. Von sich aus greifen sie keine anderen Tiere (z.B. Insekten) an. Doch sie verteidigen sich und ihren Bienenstock, sind aber keine Eroberer oder Räuber.

Jedes Bienenvolk braucht unbedingt eine Königin. Sie sorgt nicht nur für den steten Nachwuchs durch dauerndes Ablegen der Eier in die Brutzellen, sondern ist auch für den Zusammenhalt des Volkes zuständig. Von ihr geht ein Duftstoff aus und alle Bienen ihres Volkes finden ihn anziehend. (Die Wissenschaftler nennen solcherart Duftstoffe "Pheromone"). Anhand dieses einzigartigen Duftes erkennen die Tiere ihre Zugehörigkeit, sozusagen ihr Zuhause.

Noch etwas trägt zum Zusammenhalt des Bienenvolkes bei. Im Wechsel von Betteln und Anbieten von Nahrung füttern sich die Bienen gegenseitig. Dabei werden ebenfalls die Weiselpheromone (Duftstoffe der Königin) weitergegeben.

Eine Königin (sie wird auch Weisel genannt) kann zwischen 3 und 5 Jahren alt werden. Gab es im Herbst eine Königin, die gesund und kräftig genug war, so ist sie von den Bienen während der Winterruhe gut versorgt worden. Im Frühjahr soll sie wieder mit der Eiablage beginnen.

Eine Königin begibt sich nur ein einziges Mal in ihrem Leben auf den Hochzeitsflug. Während dieses Fluges wird sie von mehreren Drohnen (den männlichen Bienen) begattet. In einer Samenblase hortet sie die gesamte Samenmenge, die sie zur Befruchtung ihrer Eier benötigt. Die Königin kann nach der Winterruhe also sofort wieder für Nachwuchs sorgen. Es wachsen Arbeitsbienen und Drohnen heran. Allmählich beginnt wieder das Leben im Stock. Larven werden gefüttert, Waben gebaut, Nektar und Pollen gesammelt, der Stock gereinigt und all die erforderlichen Tätigkeiten nehmen ihren Lauf.

Auf dem Höhepunkt der Legetätigkeit (im Monat Mai) kann eine Königin pro Tag ca. 1000 Eier ablegen. Die Arbeiterinnen beginnen schon vorher, im späten Frühjahr, mit dem Bau von Waben für Arbeiterinnen- und Drohnenzellen. Letztere sind etwas größer. Wenn die Königin über die Wabe läuft, misst sie die Größe der Brutzellen und legt unbefruchtete Eier in die großen Zellen und befruchtete in die kleineren, aus denen dann die Arbeitsbienen schlüpfen. Sie kann bei der Eiablage kontrollieren, ob ein Ei befruchtet wird oder nicht. Dass überhaupt aus unbefruchteten Eiern männliche Bienen wachsen, ist erstaunlich. Doch die Wissenschaftler haben einen Namen dafür: Jungfernzeugung.

Nach 24 Tagen sind die Drohnen ausgewachsen, verlassen ihre Brutzellen und warten auf ihren Einsatz. Sie werden zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Drohnensammelplatz ausfliegen. Dort erwarten sie eine junge Bienenkönigin, die sie begatten können. Die junge Bienenkönigin sucht von sich aus diese Drohnensammelplätze auf. Nachdem sie von ca. 10 Drohnen Samen erhalten hat, den sie in ihrer Samenblase im Körper lagert, fliegt sie zurück zum Stock. Die Drohnen sterben nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt haben.


Woher kommen aber diese neuen, jungen Königinnen?

Wenn ein Bienenvolk eine bestimmte Größe erreicht hat, ca. 40.000 Tiere, verringert sich die Wirkung der Weiselpheromone. Die von der Königin weitergegeben Duftstoffe werden auf so viele einzelne Bienen verteilt, dass ihre Wirkung nur noch ganz schwach ist. Für den Zusammenhalt und die Orientierung eines Volkes ist ein wohldosierter Duft aber wichtig. Es ist jetzt an der Zeit, dass sich die alte, bisherige Königin mit einer großen Anzahl an Begleiterinnen auf die Suche nach einem neuen Zuhause begibt.

Doch zuvor hat sie noch eine Aufgabe zu erfüllen. Arbeiterinnen bauen am Rande der Waben eichelförmige Wachsbecher an. Dort hinein legt die alte Königin je ein befruchtetes Ei. Danach werden diese Brutzelle mit einem Wachsdeckel verschlossen. Es können zwischen 5 und 20 solcher 'Becherzellen' (Weiselzellen) entstehen. In ihnen wachsen die neuen Weisel (Königinnen) heran. Schon wenn die erste Weiselzelle ihren Deckel erhält, begibt sich die Königin mit ungefähr der Hälfte des Stockes auf Wohnungssuche.

Sie bilden einen Schwarm. Meistens lassen sie sich in der Nähe nieder, da die alte Königin nicht sehr weit fliegen kann. Beispielsweise hängen sie als Schwarmtraube an einem Baum. Von dort aus fliegen Kundschafterbienen aus, um eine Höhle, einen hohlen Baum oder einen anderen Ort für den Bau eines neuen Stockes zu finden.

Wurde ein geeigneter Platz ausfindig gemacht, wird die Königin in das neue Zuhause geleitet. Mit dem Bau der ersten Waben, der ersten Brutzellen, beginnt die Königin mit der Eiablage. Der Alltag im Bienenstock beginnt hier von neuem.

Die zurückgebliebenen Bienen im alten Stock umsorgen die Brut weiter und gehen ihren Beschäftigungen nach. Die erste Königin, die hier schlüpft, begibt sich nach kurzer Zeit auf den Weg, um die anderen Weisel zu töten. Es kann nur eine Königin geben - die anderen müssen sterben. Sie findet die anderen schnell, denn alle stoßen einen besonders lauten Ruf aus.

Die junge Königin kann aber nicht sofort mit der Eiablage beginnen. Sie muss erst den Hochzeitsflug absolvieren. Danach kann sie ihre Eier in die neu gebauten Brutzellen legen. Der Aufbau einer neuen Bienengeneration im Stock beginnt, ein neues Bienenvolk wächst heran.


Das Zusammenleben der Bienen ist sehr vielschichtig und sehr abwechslungsreich. Es sieht aus, als träfen sie ständig Entscheidungen. Ihre Tätigkeiten greifen ineinander und scheinen wie abgesprochen. Doch können die Bienen sich unterhalten? Können sie sich verständigen? Und wie sieht so eine Verständigung aus?

4. September 2012