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GEGENWIND/361: Von der K-Gruppe zur Interventionistischen Linken


Gegenwind Nr. 245 - Februar 2009
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

Netzwerke für eine solidarische, antikapitalistische Gesellschaft
Von der K-Gruppe zur Interventionistischen Linken

Von Klaus Peters


Das Spektrum linker, antikapitalistischer und Gruppen mit revolutionären Zielen ist vielfältig, dazu noch wechselnd und deshalb nur schwer zu überschauen. Seit einigen Jahren zeichnet sich aber eine Entwicklung zur Kommunikation, Kooperation und zur Bildung von Netzwerken ab. Obgleich die Gefahr gegenläufiger Trends bestehen bleibt, gibt es keine wirkliche Alternative.


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Strategien und Ziele (sehr kurz gefasst)

Die Linkspartei versteht sich als Reformpartei, strebt Systemänderungen an, hält revolutionäre Entwicklungen allerdings für utopisch. Ist der Auffassung, dass wegen der Fehlentwicklungen in sozialistischen Staaten, insbesondere unter Stalin, nur ein "demokratischer Sozialismus" vertretbar und vermittelbar sei.

Die MLPD orientiert sich eng an dem von Marx, Engels und Lenin entwickelten wissenschaftlichen Sozialismus. Sie ist der Auffassung, dass der Sozialismus in der DDR und in den osteuropäischen Ländern in einen "bürokratischen Kapitalismus" verwandelt worden ist Sozialistische Bewegungen wie in Venezuela oder Cuba werden wegen populistischer Tendenzen nicht als vorbildlich betrachtet.

Die DKP stützt sich ebenfalls auf den wissenschaftlichen Sozialismus. Der real existierende Sozialismus in der DDR wird aber grundsätzlich nicht als Fehlentwicklung interpretiert.

SAV und RSB vertreten trotzkistische Ideen. Trotzki, wie Lenin, Berufsrevolutionär, wurde von Stalin verfolgt, vertrat u. a. die These von der Notwendigkeit internationaler revolutionärer Entwicklungen. Die SAV unterstützt Teilziele der Linkspartei, lehnt eine Regierungsbeteiligung derzeit grundsätzlich ab.

Die Interventionistische Linke (II.) ist ein zum Jahreswechsel 2005 gegründetes Netzwerk mehrerer "linksradikaler und antikapitalistischer" Gruppen.


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Die auffälligsten Beispiele für die positive Entwicklung sind der Aufbau der Linkspartei, die seit 4 Jahren bundesweit in rund 100 Städten stattfindenden Montagsdemonstrationen gegen Sozialabbau, die Bildung der Interventionistischen Linken und die Organisation der Großdemonstration gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Daneben gibt es mehrjährige Bündnisse verschiedener Gruppierungen und Parteien auf lokaler oder regionaler Ebene wie Linkspartei und MLPD, DKP und Friedensforum.

Der Linkspartei ist es trotz ihrer vergleichsweise umfangreichen Mittel und Möglichkeiten bisher nicht gelungen, dauerhaft bestehende überparteiliche Bündnisse auf regionaler und nationaler Ebene zu initiieren. Die internen Klärungsprozesse sind, stärker noch als in anderen Parteien, zweifellos zeit- und energieraubend. Zudem leistet sich die Partei mit der Kommunistischen Plattform, der Antikapitalistischen Linken und der Sozialistischen Linken unterschiedliche eigene Gruppierungen mit einigen regionalen Arbeitsgemeinschaften. Hinzu kommen noch weitere Arbeitsgruppen zu verschiedenen Politikfeldern. Darüber hinaus sind die Linkspartei und ihre Mitglieder aufgrund ihrer relativen Stärke gegenüber anderen Parteien und Gruppen des linken Spektrums und ideologischer Vorbehalte auch selten bereit, sich massiv an anderen überparteilichen Bündnissen oder Aktionen zu beteiligen.

Die möglichen Aktionsformen sind weitgehend bekannt: Kundgebungen, Mahnwachen, Menschenketten, Demonstrationen, Sternmärsche, Streiks, Boykotts, Blockaden, Verteilung von Flugblättern, Sammlung von Unterschriften, Spendensammlungen, Einsatz von Transparenten, Fahnen und Tafeln, Erarbeitung von Analysen und Konzepten, versenden und veröffentlichen von Aufrufen, Herausgabe von Zeitungen, Mitarbeit in Gruppen, Pflege persönlicher Beziehungen, Gespräche (politische Kleinarbeit). Es kommt letztlich darauf an, die geeignetsten Aktionsformen zu den richtigen Zeitpunkten und Anlässen zu finden und möglichst viele Gruppen bzw. Menschen zu mobilisieren. Jährliche Treffen der relevanten Gruppen sind deshalb auch unerlässlich, zur Analyse, zum Erfahrungsaustausch, um über zukünftige Strategien und Aktionen zu beraten und Vereinbarungen zu treffen, dies selbstverständlich auch über nationale Interessen und Grenzen hinaus.

Aktionen sind notwendig, nicht nur um auf die Herrschenden Druck auszuüben, sich als Gruppe zu profilieren, um Frustrationen abzubauen und Bürger zu informieren, sondern auch, um die eigenen handelnden Personen zu motivieren, auf Handlungsbedarf aufmerksam zu machen. Alle Beteiligten müssen wissen, dass es keinen Königsweg zum Erfolg gibt; Fehler, Rückschläge und persönliche Enttäuschungen können nicht völlig ausgeschlossen werden. Abenteurertum kann jeder Gruppe, kann der ganzen Bewegung schaden. Die staatlichen Organe sind präsent, es gibt keine konkreten Anzeichen dafür, dass ihre Mitarbeiter nicht bereit wären, das bestehende System trotz seiner schweren Fehlentwicklungen und unverantwortlichen Versäumnisse bedingungslos zu sichern.

Für die Gruppenakteure besteht abgesehen von der Planung und konkreten Vorbereitung und Durchführung von Protestaktionen, die Herausforderung, frühzeitig im unmittelbaren Vorfeld möglichst umfassende Aufklärungs- und Motivationsarbeit zu leisten. Der Einfluss der Massenmedien, ideologische Prägungen und mangelnde dialektische Kenntnisse bilden große Hürden. Üblicherweise sind Menschen mit konkreter persönlicher Betroffenheit eher zu motivieren, gruppenegoistische Interessen folgen den persönlichen Interessen. Ein Grundwiderspruch liegt in der Tatsache, dass sich echte Teilreformen systemstabilisierend wirken. Interne Widersprüche ergeben sich u.a. durch Akteure mit hauptamtlicher Tätigkeit und Mandatträger einerseits sowie nichtbezahlter politischer Tätigkeit andererseits.

Der politische und organisatorische Gesamtaufwand zur Bildung von Netzwerken, zur Vorbereitung und Durchführung von Aktionen muss in einem vernünftigen Verhältnis zu den erwartenden Ergebnissen stehen. Allen Akteuren gegenüber sind immer auch mögliche Überforderungen zu vermeiden. Auch für Aktionen zu aktuellen Ereignissen müssen Kapazitäten vorhanden sein.


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Systemkritische, antikapitalistische Organisationen, Parteien 
 und Gruppen
Antikapitalistische Linke, Arbeits- und Diskussionsplattform der Partei Die Linke (für Menschen in linken Zusammenhängen offen)
www.antikapitalistische-Linke.de
Schleswig-Holstein: www.akl-sh.de
Attac-Rat, strategischer Kern von Attac, www.attac.de
Bundesweite Montagsdemonstrationen
www.bundesweite-montagsdemo.com
DFG/VK, Deutsche Friedensgesellschaft/Verband der Kriegsdienstverweigerer
www.dfg-vk.de
Die Falken, Sozialistischer Jugendverband Deutschlands
www.wir-falken.de
DKP, Deutsche Kommunistische Partei
www.dkp.de
Jugendverband SDAJ, Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend
www.sdaj-netz.de
Wochenzeitung UZ
Emanzipatorische Linke, versteht sich als Diskussionsforum innerhalb und außerhalb der Linkspartei
www.emanzipatorische-linke.de
FDJ, Freie Deutsche Jugend
www.fdj.de
Grüne Linke www.gruene-linke.de
Interventionistische Linke (Netzwerk)
www.dazwischengehen.org
Kommunistische Plattform, Arbeits- und Diskussionsplattform der Partei Die Linke
www.die-linke.de/partei/Zusammenschluesse/kommunistische plattform
KPD (im Aufbau)
www.kpd-online.info
www.k-p-d.org
www.kapd.net
www.kpd-ml.net
KPD (Bolschewiki) www.kpdb.de
MLPD, Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands
www.mlpd.de
Wochenzeitung Rote Fahne
Rebell, Jugendverband der MLPD
www.rebell.net
MSB-Spartakus, Marxistischer Studentenbund
www.kritik-aktion.de
RSB/IV. Internationale, Revolutionärer Sozialistischer Bund
www.rsb4.de
Monatszeitung Avanti
SAV, Sozialistische Alternative
www.sozialismus.info
Solidarität - Sozialistische Zeitung, erscheint monatlich
www.sav-online.de
Solid, Linksjugend
www.linksjugend-solid.de
Sozialistische Linke, Die Linke
www.sozialistische-linke.de
VSP, Verein für sozialistische Perspektiven
SOZ, Sozialistische Zeitung, erscheint monatlich
www.soz-plus.de

Soziale Bewegungen

Gewerkschaften, Kirchen/Religionsgemeinschaften, Studentenorganisationen, Vereine, Verbände, Initiativen und Bündnisse (Erwerbslosenforum, Aktionsbündnis gegen Sozialabbau, Mehr Demokratie, Bahn für Alle, Sozialverband u. a.)

- www.dgb.de
- www.katholische-kirche.de
- www.ekd.de
- www.erwerbslosenforum.de
- www.buendnis-gegensozialabbau.de
- www.mehr-demokratie.de
- www.bahn-fuer-alle.de
- www.deutsches-sozialforum.de
- www.sozialverband.de


Bildung/Information
Rosa-Luxemburg-Stiftung (rls)
www.rosalux.de
www.gegeninformationsbuero.
www.nachdenkseiten.de

Veranstaltungen/Aktionen
Attac-Kongress "Kapitalismus am Ende?" vom 6. bis 8. März 2009 in der TU-Berlin
Demonstrationen/Aktionen zum Nato-Gipfel (60. Jahrestag) in Baden-Baden und Straßbourg am 3. und 4. April
Sozialismustage vom 10.-12. April 2009 in Berlin
Rosa-Luxemburg-Konferenz jährlich am 2. Sonnabend im Januar in Berlin, am 2. Sonntag Gedenkstunde und Demonstration
3. Deutsches Sozialforum vom 15. bis 18. Oktober 2009 im Wendland (Hitzacker und Dannenberg)
Oster-/Friedensmärsche in verschiedenen Orten
Kundgebungen und Demonstrationen zum 1. Mai
Jährliche Demonstration gegen Sozialabbau des Koordinierungskreises "Bundesweite Montagsdemonstrationen" im Herbst in Berlin

Literatur
Luciano Canfora: Eine kurze Geschichte der Demokratie (2007)
Georg Fülberth: G Strich - Kleine Geschichte des Kapitalismus (Neuauflage 2008)
Ernst F. Fürntratt-Kloep: Venezuela, Der Weg einer Revolution (2006)
Konrad Lotter / Reinhard Meiners / Elmar Treptow: Das Marx-Engels-Lexikon (2006)
Verlag Zweitausendeins: Karl Marx, Kapital und Politik (2008)

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Quelle:
Gegenwind Nr. 245 - Februar 2009, Seite 30-33
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
Schweffelstr. 6, 24118 Kiel
Redaktion: Tel.: 0431/56 58 99, Fax: 0431/570 98 82
E-Mail: redaktion@gegenwind.info
Internet: www.gegenwind.info und www.gegenwind-online.de

Der "Gegenwind" erscheint zwölfmal jährlich.
Einzelheft: 3,00 Euro, Jahres-Abo: 33,00 Euro.
Solidaritätsabonnement: 46,20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2009