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GEGENWIND/754: 11. Bundeskongress der Medibüros und Medinetze in Kiel


Gegenwind Nr. 356, Mai 2018

Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

Das Medibüro Kiel e.V. lädt ein zum:

11. Bundeskongress der Medibüros und Medinetze in Kiel


Weiterhin wird in Deutschland die Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere durch die Angebote von zahlreichen Hilfsorganisationen übernommen. Gleichzeitig positionieren sich alle Beteiligten gemeinschaftlich gegen eine Parallelstruktur im Gesundheitsbereich und arbeiten auf politischer Ebene vehement darauf hin, die Versorgung von undokumentierten Menschen in das Regelsystem zu überführen. Am letzten Maiwochenende (25.-27.) findet im Vinetazentrum in Kiel-Gaarden zum 11. Mal das große deutschlandweite Austauschtreffen der Medbüros und Medinetze statt. Alle Organisationen, die mit Menschen ohne Papiere zusammenarbeiten, sind herzlich eingeladen, an der Vielfalt von Workshops und öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen und sich zu ihrer Arbeit sowie ihren Aktionen auszutauschen. Der Kongress bietet Raum, gemeinsame Arbeitsgrundlagen zu schaffen und eine bundesweite, übergreifende Vernetzung innerhalb der Hilfsorganisationen zu befördern.

Los geht es am Freitag, 25. Mai 2018, um 19:30 Uhr im Vinetazentrum in Kiel-Gaarden, Elisabethstraße 64, 24143 Kiel mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung. Alle interessierten Menschen sind eingeladen.


"Schwanger ohne Papiere"

- über dieses Thema diskutiert das Medibüro Kiel e.V. mit geladenen Gästen aus Wissenschaft, Politik und Praxis am 25. Mai um 19.30 Uhr.

Alle Frauen haben ein Recht auf unentgeltliche Betreuung während der Schwangerschaft sowie während und nach der Entbindung! Die Frauenrechtskonvention der Vereinten Nationen lässt keinen Zweifel, dass dieses Recht unabhängig vom Aufenthaltsstatus gewährleistet werden muss. Die Erfahrung der Medibüros und Medinetze zeigt, dass dieses Recht in Deutschland formal auch für Schwangere in der Illegalität besteht. In der Praxis ist dies jedoch mit der Gefahr einer Abschiebung verbunden und wird somit konterkariert.

Im Rahmen der öffentlichen Podiumsdiskussion sprechen spannende Gäste über die Gesetzeslage und die praktische Umsetzung, die UN-Frauenrechtkonvention, die Risiken mangelhafter Versorgung von Schwangeren sowie landesspezifische und kommunale Herangehensweisen, aber auch bundes- und europaweite Ansätze, zur Versorgung von hilfesuchenden schwangeren Frauen. Uns interessiert neben der bundesweiten Debatte auch die Erfahrung unserer Nachbarländer: Wir freuen uns darüber, dass PICUM (Plattform for international cooperation on undocumented migrants) aus europäischer Sicht zum Thema berichtet und exemplarische Versorgungsmodelle, aber auch Hindernisse, aufzeigt. Gemeinsam mit unterschiedlichen Akteur*innen aus Politik und Wissenschaft schauen wir auf die Lage in Deutschland. In Kiel wird die Versorgung von hilfesuchenden Schwangeren durch die Kooperation mit dem Gesundheitsamt, dem Land und einem Krankenhaus ermöglicht. Gerne möchten wir das "Modell" zur Versorgung in Kiel mit unseren Kolleg*innen teilen und weitere Gesichtspunkte dazu besprechen sowie Möglichkeiten einer Regelversorgung in den Blick nehmen. Die stattfindende Parallelversorgung von Menschen ohne Papieren ist mit großer Mühe, finanzieller Knappheit sowie langen Wartezeiten, aufwendigen Akutbehandlungen und grundlegend mit prekären Lebenssituationen verbunden.


Gemeinsam(e) Ziele in den Blick nehmen
Interne Workshop-Reihe der Medinetze und Medibüros

In den beiden darauffolgenden Tagen nach der Podiumsdiskussion wird es im Rahmen von Workshops und Plena die Möglichkeit geben, sich vertiefend zu dem Podiumsthema und weiteren relevanten Schwerpunkten unserer Arbeit intern auszutauschen und sich punktuell im Gespräch mit externe Referent/-innen in rechtlichen, gesundheitlichen, politischen, strategischen Inhalten weiter zu schulen. Aus der Medibüro und Medinetz-Reihe bringen unterschiedliche Kolleg*innen Erfahrungsberichte in die Workshops ein und berichten zu den Themen anonymisierter bzw. pseudonymisierter Krankenschein, Clearingstelle, Arbeitsbedingungen und prekäre Lebenslagen von Menschen ohne Papiere, Supervision und ehrenamtliche Arbeit, Netzwerk- und Lobbyarbeit sowie sprachliche Barrieren in den Sprechstunden.


Medibüro-Solikonzert

am Samstag, den 26. Mai 2018: Bewegungsfreiheit - Solidarisch mit Menschen ohne Papiere, Einlass 20.30 Uhr in der Räucherei - Live-Musik und Weitertanzen im Anschluss

Menschen haben Rechte: Gesundheit darf nicht zweitrangig sein oder auf Umwegen geschehen! Alle Unterstützer*innen und Interessierte sind eingeladen, sich nach Kiel-Gaarden zu bewegen und mit den 37 Medibüros und -netzwerken für das Recht auf Gesundheit zu tanzen und interessante aktive Menschen sowie unsere Arbeit kennenzulernen. Unter anderem wird die Live-Band Cochilokos (World music, Kiel) sowie im Anschluss die Djane's TineTheGun & LexiLove / Go On Grrrls unsere Anliegen musikalisch mit einem bunten Set aus spanischen, englischen, französischen, arabischen Tönen und Beats sowie vielen weiteren Sprachen unterstützen. Die Veranstaltung steht ganz unter dem Motto: TANZEN für Bewegungsfreiheit im medizinischen Bereich!

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Quelle:
Gegenwind Nr. 356, Mai 2018, Seite 32
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
Schweffelstr. 6, 24118 Kiel
Redaktion: Tel.: 0431/56 58 99, Fax: 0431/570 98 82
E-Mail: redaktion@gegenwind.info
Internet: www.gegenwind.info
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2018

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