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INTERNATIONAL/158: Sexuelle und reproduktive Rechte in den Medien - 15 Journalisten ausgezeichnet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. März 2015

Frauen: Sexuelle und reproduktive Rechte in den Medien - 15 Journalisten ausgezeichnet

von Lyndal Rowlands


Bild: © Stella Paul/IPS

Tanzende 'Joginis', indische 'Tempelsklavinnen', während eines religiösen Festes
Bild: © Stella Paul/IPS

New York, 9. März (IPS) - Die Medienberichterstattung über die Rechte von Frauen, über die hohe Müttersterblichkeit und über Fragen der reproduktiven Gesundheit ist für die Umsetzung der internationalen Entwicklungsziele zur Armutsbekämpfung wichtig. Doch Journalisten, die solche Themen abdecken, sehen sich mit etlichen Herausforderungen konfrontiert. 15 von ihnen wurden nun als 'Stimmen von Frauen und Mädchen' geehrt.

Die internationale Organisation 'Women Deliver' mit Sitz in New York hat die Arbeit von Frauen und Männern gewürdigt, die sich um die Rechte, das Wohl und die Gesundheit von Frauen in zwölf Ländern Afrikas, Asiens, Nord- und Südamerikas verdient gemacht haben - darunter auch die IPS-Korrespondentin Stella Paul aus Indien, die sich mit Beiträgen zu Themen wie den indischen 'Tempelsklavinnen' und sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen für Frauen stark macht.

Paul berichtet nicht nur über Frauenrechte. Sie zeigt ihren Interviewpartnerinnen auch Mittel und Wege auf, wie sie erlittenes Unrecht bei den Behörden anzeigen und somit den Kreislauf der Gewalt durchbrechen können.

Hätte sich ihre Mutter nicht durchgesetzt, wäre die Journalistin selbst nicht mehr am Leben. "Als ich ein Baby war und krank wurde, beschlossen einige Familienmitglieder, dass ich sterben sollte, weil ich kein Junge war", berichtete Paul gegenüber Women Deliver. "Jahrzehnte später beflügelt mich der damalige Mut meiner Mutter und der Mut unzähliger anderer Frauen, geschlechtsspezifische Gewalt und Ungleichheit aufzuzeigen und zu beenden."

Tatsächlich sorgte ihr Bericht dafür, dass die Ausbeutung der Inderin Sri Lakshmi in der Stadt Hyderabad beendet wurde. Seit sie aus ihrem sklavenähnlichen Arbeitsverhältnis befreit wurde, muss auch ihre Tochter nicht länger als Haushaltshilfe arbeiten, sondern kann eine lokale Grundschule besuchen.


Frauenrechte sind keine 'Soft News'

Zu den 15 geehrten Journalisten gehört auch Mae Azango, die Undercover-Recherchen zum Thema Genitalverstümmelung in Liberia durchgeführt hatte. "Sie verdient den Pulitzerpreis", meinte die Geschäftsführerin von Women Deliver, Katja Iversen, in Anspielung auf die Gefahr, der sich Azango mit ihrem Bericht ausgesetzt hatte. Nach Morddrohungen musste sie mit ihrer Tochter untertauchen. Doch inzwischen ist die Beschneidung von Frauen und Mädchen kein Tabuthema mehr, sondern wird öffentlich diskutiert.

"In meinem Land war es lange Zeit eine gefährliche Angelegenheit, die Wahrheit über die weibliche Genitalverstümmelung zu sagen", so Azango. "Doch mein Leben zu riskieren, war mir die Sache in Anbetracht der Tatsache, dass so viele Frauen und Mädchen, sogar Zweijährige, aufgrund ihrer Beschneidung das Leben verloren, wert."

Es gibt eine Reihe weiterer Herausforderungen, mit denen sich Journalisten konfrontiert sehen, die über die Rechte von Frauen und Mädchen berichten wollen. Auf die Frage von Women Deliver, was denn getan werden müsse, damit solche Berichte auf den Titelseiten der Zeitungen veröffentlicht würden, erklärten die meisten Journalisten, dass es mehr Chefredakteurinnen bedürfe.

Ebenso hinderlich ist es, dass Berichte über die Rechte von Frauen meist als 'Soft Storys' abgetan werden. "Dabei sterben jeden Tag 800 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt. 31 Millionen Mädchen gehen nicht in die Grundschule, und in vielen Ländern sind Kinderehen nach wie vor ein Problem", so Iversen.

Wie die ugandische Journalistin Catherine Mwesigwa gegenüber Women Deliver erklärte, werden Berichte über die Gesundheit von Frauen und Mädchen es erst dann auf die Titelseiten der Zeitungen schaffen, wenn politische Entscheidungsträger und die Medien einen Zusammenhang mit der sozioökonomischen Entwicklung und Produktivität und der politischen Stabilität eines Landes herstellen.

Die weiteren Journalisten, die von Women Deliver am 8. März ausgezeichnet wurden, waren Florencia Goldsman aus Argentinien, Tareq Salahuddin aus Bangladesch, Comfort Mussa und Chi Yvonne Leina aus Kamerun, Lucy Maroncha aus Kenia, Farahnaz Zahidi Moazzam aus Pakistan, Rina Jimenez-David von den Philippinen, Maimouna Gueye aus dem Senegal, Rose Mwalongo aus Tansania, Brian Mutebi aus Uganda sowie Allyn Gaestel und Jina Moore aus den USA.

Leser haben nun die Möglichkeit, auf der Women Deliver-Seite für ihre Favoritin/ihren Favoriten zu voten. Die drei, die die meisten Stimmen erhalten, werden Fördergelder bekommen, damit sie die Women Deliver-Konferenz 2016 in Dänemark besuchen können. (Ende/IPS/kb/2015)


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IPS-Tagesdienst vom 9. März 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. März 2015

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