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MELDUNG/453: Buch zur Darstellung alter Menschen im deutschen Kinofilm veröffentlicht (idw)


Universität Leipzig - 13.03.2013

Buch zur Darstellung alter Menschen im deutschen Kinofilm veröffentlicht



Die medialen Darstellungen älterer Menschen entsprechen häufig nicht der realen Lebenswelt des Alters oder bilden den Prozess des Alterns nicht lebensnah ab. Zu diesem Schluss kommt Nina Alexandra Roser - Absolventin der Universität Leipzig - in ihrem gerade erschienenen Buch "Inszenierung des Alter(n)s". Darin untersucht die Autorin die Darstellung von Senioren im deutschen Kinofilm. Die Publikation wird auf der Leipziger Buchmesse vom 14. bis 17. März vom Leipziger Universitätsverlag vorgestellt.

"Inszenierung des Alter(n)s" wird in der Reihe "Media Studien" von Prof. Rüdiger Steinmetz vom Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig herausgegeben und ist seit dem Jahr 1997 der 16. Band dieser Reihe.

"Durch eine Verdopplung der Lebenserwartung in Deutschland im Laufe der vergangenen 100 Jahre wird die Lebensphase des Alters heute mit neuen Erwartungen und Hoffnungen verknüpft. Ältere Menschen rücken damit ins Zentrum der Aufmerksamkeit, sowohl als wirtschaftlich interessante Zielgruppe als auch in den Medien", sagt Roser, die Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig studierte. Anlässlich ihres Studienabschlusses entstand die vorliegende interdisziplinäre Untersuchung.

In ihrer Forschungsarbeit beleuchtet Roser, welche typischen Aspekte und Themen die Lebenswelt älterer Menschen prägen und inwieweit diese innerhalb der untersuchten Filme aufgegriffen und in die filmische Realität integriert werden. Gegenstand der Untersuchung sind deutsche Kinoproduktionen, die in der Zeit von 1999 bis 2009 erstmals im deutschen Kino gezeigt wurden. Bei den fünf ausgewählten Filmen handelt es sich um "Jetzt oder nie - Zeit ist Geld" (2000), "Schultze gets the blues" (2003), "Kirschblüten - Hanami" (2008), "Wolke 9" (2008) und "Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!" (2009).

Der theoretische Teil der Arbeit stützt sich auf Erkenntnisse aus den Wissenschaftsdisziplinen Soziologie und Psychologie, die dazu beitragen, die Charakteristika der Lebensphase Alter zu systematisieren. Dabei werden Aspekte der Identität und Individualität im Alter, die Lebenslagen von Senioren sowie deren soziales Umfeld ebenso berücksichtigt wie mögliche Veränderungen in der Geisteshaltung.

Die verschiedenen Lebenslagen und -themen, die für Menschen innerhalb dieser Lebensphase relevant sind, wie beispielsweise der Übergang vom Berufsleben ins Rentenalter, die veränderten Rollen und Aufgaben im Familiengefüge durch die neue Position als Großeltern oder die Herausforderungen, die einer langjährigen Beziehung im Alter eigen sind, finden sich innerhalb der Filme wieder.

"Die filmische Realität orientiert sich an der Ausgangslage von Senioren und den typischen Themen des Übergangs in die Lebensphase Alter. Innerhalb der Filme angelegte Konflikte wurzeln in den Problematiken, die die Lebensphase Alter mit sich bringen kann", erklärt sie.

Die Autorin betont, dass in den Filmen meist Charaktere vorgestellt werden, die sich nicht nur voneinander unterscheiden, sondern auch innerhalb der Filme mit Figuren mit anderen Selbstkonzepten kontrastiert werden. Demnach zeigen die ausgewählten Kinofilme ihre älteren Protagonisten in den meisten Fällen als individuelle, dreidimensionale Charaktere.

Durch die Art der gefundenen Konfliktlösungen wird die individuelle Gestaltung des Lebensabschnitts Alter im Film noch zusätzlich betont. Es handelt sich hierbei nicht nur um Entwürfe, die nicht den Vorstellungen des Umfelds entsprechen, sondern häufig werden die Protagonisten im Verlauf des Films auch auf eine außergewöhnliche Reise begleitet - im Wortsinn wie im übertragenen Sinn. "Im Rahmen der für die Altersphase typischen Thematiken werden ungewöhnliche Schicksale der Protagonisten präsentiert und dementsprechend ausgefallene Lösungsstrategien für die angeführten Konflikte vorgestellt. Damit verfolgen die Figuren eine individuelle Wahlbiografie, die die Optionen von Senioren in der Realität meist übersteigt und zum Großteil nicht verallgemeinerbar ist", sagt Roser. Kinofilme seien jedoch im Allgemeinen nicht daran gebunden, Reales wiederzugeben, sondern folgen eigenen Gesetzen.

Häufig zeichneten sich die Inhalte von Unterhaltungsprogrammen für das Publikum gerade durch den Unterschied zwischen Fiktion und Alltag aus.

Publikation:
Nina A. Roser (2013): Inszenierung des Alter(n)s. Die Darstellung von Senioren in deutschen Kinospielfilmen von 1999 bis 2009.
Reihe Media Studien. Herausgegeben von Rüdiger Steinmetz.
Leipziger Universitätsverlag, Leipzig.
www.univerlag-leipzig.de/article.html;article_id,1387

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution232

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Susann Huster, 13.03.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2013