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NOTFALL/226: Deutschland hinkt beim Facharzt für Notfallmedizin hinterher (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 07.10.2009

Deutschland hinkt beim Facharzt für Notfallmedizin hinterher

400 Teilnehmer beim DGINA-Kongress vom 14. bis 17. Oktober 2009 in Weimar


(Weimar/Jena) Die Forderung nach einer Facharzt-Ausbildung für Notfallmedizin ist neben dem wissenschaftlichen Programm zentrales Thema des Kongresses der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme (DGINA) vom 14. bis 17. Oktober 2009 in der Neuen Weimarhalle in Weimar. Es werden mehr als 400 Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik sowie 90 Referenten, auch aus dem europäischen Nachbarstaaten und den USA, erwartet. Die Übernahme der Schirmherrschaft dieses Kongresses durch den Präsidenten der European Society for Emergency Medicine EuSEM, Dr. Gunnar Öhlen, widerspiegelt die internationale Unterstützung Deutschlands hinsichtlich dieses Themas, das unmittelbar mit der Qualität in der Notfallversorgung in Deutschland verbunden ist.

Die Anforderungen an die Notfallaufnahmen in Deutschland werden immer größer. Ursachen dafür sind steigende Patientenzahlen, höheres Alter der Patienten und die sinkende Zahl der niedergelassenen Ärzte. "Innerhalb kürzester Zeit müssen Ärzte und Pflegepersonal in einer Notaufnahme wichtige Entscheidungen zur weiteren Behandlung fällen. Dazu gehört ein umfassendes Wissen und viel Erfahrung", erläutert Raik Schäfer, leitender Oberarzt der Notfallaufnahme des Universitätsklinikums Jena und Kongresspräsident. Statt des interdisziplinär erfahrenen Arztes sind es jedoch oft Berufsanfänger, die den Betrieb in der Notfallaufnahme managen. Meist wird die Tätigkeit in einer Notaufnahme als unattraktiv eingestuft, da neben der hohen Arbeits- und Stressbelastung weder Lehre noch Forschung möglich erscheinen. Hinzu kommen die Arbeitszeiten im Schichtsystem. Die Rufe nach einer effizienten und patientenorientierten Reorganisation der deutschen Notfallaufnahmen werden zu Recht lauter - gerade auch, weil in den vergangenen Jahren das Wissen um die effektive und effiziente Behandlung in medizinischen Notfällen stark angestiegen ist.

An dieser Stelle setzt die DGINA an: Wir brauchen den Facharzt für Notfallmedizin - einer, der die Disziplinen beherrscht und methodisch vorbereitet ist. Im April 2008 stellte die DGINA den Antrag für eine entsprechende Facharztausbildung bei der Bundesärztekammer. Bislang ohne sichtbares Ergebnis. Obwohl Deutschland im Zugzwang sei, da bereits dreiviertel der europäischen Länder eine solche Ausbildung vorzuweisen haben.

Der nächste Woche stattfindende Kongress wird genutzt, um in einem Forum am Freitag, 16. Oktober, 14.00 Uhr, diesem Thema neue Impulse zu geben. Es diskutieren Vertreter von Fachverbänden und der Bundesärztekammer. Das Interesse bei jungen Ärzten für eine solche Ausbildung ist durchaus vorhanden. Sie sind während des Kongresses in der Weimarhalle mit einem eigenen Workshop-Teil unter der Überschrift "Young Emergency Doctor's Session" vertreten.

Das wissenschaftliche Programm widmet sich praktischen und juristischen Themen sowie dem Notfallmanagement. Unter anderen berichtet Dr. Heidi Cordi vom Columbia Presbyterian Medical Center aus New York von den Erfahrungen nach dem Terroranschlag am 11. September 2001. Der Mediziner und Jurist Dr. Helge Hölzer, Rechtsanwalt in Sindelfingen, wird anhand von Beispielen über juristische Fallstricke in der Zentralen Notfallaufnahme referieren. Das wichtige Thema Dekontamination bei hochansteckenden Viren spielt bei Prof. Dr. Tareg Bey (USA) eine Rolle. Beispiel ist die Sarin-Attacke in Tokio 1995.

Nicht zuletzt soll aufgezeigt werden, dass auch und gerade interdisziplinäre Notaufnahmen ein wichtiger Baustein bei der Bearbeitung komplexer wissenschaftlicher Fragestellungen sind.


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http://idw-online.de/pages/de/institution23


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Uta von der Gönna, 07.10.2009
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2009