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ORTHOPÄDIE/294: Meldungen vom Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (1) (DKOU)


DKOU - Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie - 22. und 25. Oktober 2010

→  Patientensicherheit durch Checklisten, Fehleranalysen und Risikomanagement
→  Menschenleben im Straßenverkehr schützen:
   Start der Kampagne "Runter vom Gas" für mehr Sicherheit
→  Patientenwunsch versus Finanzierbarkeit:
      Neue Operationstechniken bei Rissen im Schultergelenk


Freitag, 22. Oktober 2010

Schwerpunkt des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie

Checklisten, Fehleranalysen und Risikomanagement erhöhen Sicherheit und Zufriedenheit der Patienten

Berlin - Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Anzahl der Patienten wächst, die sich über medizinische Behandlungen beschwert. Neun der zehn häufigsten Diagnosen, die Betroffene veranlassen einen Antrag auf ärztlichen Behandlungsfehler zu stellen, sind aus dem orthopädisch-unfallchirurgischen Bereich. Orthopäden und Unfallchirurgen arbeiten deshalb seit Jahren intensiv daran mit, Risiken für Patienten zu minimieren und deren Zufriedenheit mit Behandlungsverfahren zu optimieren. Sicherheit für Patienten ist eines der Schwerpunktthemen des diesjährigen Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 26. bis 29. Oktober 2010.

In deutschen Krankenhäusern ist die Kommunikation zu Fehlern und Beinahe-Fehlern transparenter geworden. Eine der Folgen ist, dass sich Patienten häufiger beschweren, wenn sie der Meinung sind, etwas ist falsch gelaufen. "Die erhöhte Sensibilität und Ermutigung zur Fehlermeldung ist auch bei Ärzten und medizinischem Personal vorhanden", meint Dr. med. Daniel Frank, Tagungspräsident des DKOU 2010 und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC). Es wurden bereits viele verschiedene Verfahren in den täglichen Ablauf einer Klinik eingebaut, die die Abläufe sicherer machen sollen. Dazu gehören Checklisten, gemeinsame Analysen von Zwischenfällen sowie Trainingsprogramme, die gezielt auf chirurgische Eingriffe oder die Versorgung schwerverletzter Menschen unter Zeitdruck vorbereiten.

Eine chirurgische Checkliste verlangt beispielsweise, dass der Chirurg den Patienten nach seinem Namen fragt und sich das OP-Team untereinander einzeln vorstellt, um sicher zu gehen, dass alle Beteiligten beim richtigen Eingriff dabei sind. Im Team soll weiterhin vor dem Eingriff über mögliche Komplikationen während der Operation gesprochen werden. Nicht zuletzt müssen alle medizinischen Instrumente vorher und nachher abgezählt sein. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass kein Fremdgegenstand im Patienten verbleibt.

Das sogenannte CIRS (Critical Incident Reporting System) ist ein Verfahren, in welchem kritische Zwischenfälle im Nachgang analysiert werden, um Risiken künftig auszuschließen. Fehlerberichts- und Lernsysteme können auch online abgerufen werden. Ärzte haben dort die Möglichkeit, sich gezielt nach Fallbeispielen zu informieren oder eigene Missgeschicke zu berichten.

Kliniken, die ein solches Risikomanagement eingeführt haben, berichten von positiven Rückmeldungen von Patienten und sogar von einem Wettbewerbsvorteil. "Wir arbeiten jedoch darauf hin, dass alle orthopädisch-unfallchirurgischen Einrichtungen Sicherungssysteme einbauen", betont Frank. Mehrere Kongressveranstaltungen informieren deshalb, was sich in den vergangenen Jahren bewährt hat und jede Klinik heute tun sollte.


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Freitag, 22. Oktober 2010

Menschenleben im Straßenverkehr schützen
Start der Kampagne "Runter vom Gas!" für mehr Sicherheit

Berlin, Oktober 2010 - Das Motto der Unfallchirurgen: Leid vermeiden, Leid mindern! beinhaltet nicht nur, die vielschichtigen Folgen einer Verletzung zu mindern. Dazu gehört auch, alle Maßnahmen zur Verhinderung von Unfällen zu unterstützen, um Leid zu vermeiden. Deswegen arbeiten die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie und die Verkehrssicherheitskampagne des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) Hand in Hand. Der Startschuss dazu fällt auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 26. bis 29. Oktober 2010 in Berlin.

Rund 4500 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr bei Verkehrsunfällen. Etwa 30 000 werden schwer verletzt. Diese Zahl ist einerseits erfreulich, da sie rückläufig ist. Allerdings können weitere Maßnahmen im Straßenverkehr Menschenleben schützen. Die Kampagne wird auf die schweren Folgen von überhöhter oder unangepasster Geschwindigkeit im Straßenverkehr aufmerksam zu machen.

Professor Dr. med. Norbert Südkamp, Tagungspräsident des DKOU 2010 und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), wird gemeinsam mit Dr. Andreas Scheuer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, die Kampagne auf der Pressekonferenz zur der Eröffnung des DKOU vorstellen. Diese findet Dienstag, den 26. Oktober 2010, von 11.00 bis 12.00 Uhr im ICC Berlin statt. Die Experten stellen Maßnahmen vor, informieren über die zukünftige gemeinsame Zusammenarbeit und geben einen aktuellen Überblick zur Versorgung Schwerverletzter in Deutschland.


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Montag, 25. Oktober 2010

Patientenwunsch versus Finanzierbarkeit:
Neue Operationstechniken bei Rissen im Schultergelenk

Berlin - Altersbedingte Abnutzungsprozesse im Schultergelenk sind häufig: Bis zu 50 Prozent der älteren Menschen haben kleine Risse im Schultergelenk, ohne es zu wissen. Liegt ein schmerzhafter Riss vor, muss operiert werden, um das Gelenk wieder bewegen zu können. Welche der verschiedenen Operationstechniken die besten Ergebnisse erzielt, ist zurzeit eine der aktuellen Fragen in der Unfallchirurgie, und eines der Schwerpunktthemen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 26. bis 29. Oktober 2010 in Berlin.

Vier Muskeln, die den Oberarmknochen in der Gelenkpfanne halten und für die Oberarmführung verantwortlich sind, bilden die Rotatorenmanschette. Sie ist der Schlüssel zu einem gesunden Schultergelenk, allerdings auch einem erheblichen Verschleiß in zunehmendem Alter ausgesetzt: Die meisten Betroffenen sind jenseits des 50. Lebensjahres. Der Riss der Rotatorenmanschette ist eine sehr schmerzhafte Verletzung und muss operativ behoben werden. Hier stehen bisherige offene Operationstechniken moderneren Verfahren, wie arthroskopischen Eingriffen, gegenüber. "Bis heute ist noch nicht abschließend geklärt, welche dieser Techniken tatsächlich vorzuziehen ist", erläutert Professor Dr. med. Norbert Südkamp, Tagungspräsident des DKOU 2010 und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Die Ergebnisse seien in beiden Fällen gleichwertig.

Betroffene wünschen meistens eine arthroskopische Behandlung: Ein solcher Eingriff bedeutet für sie ein geringeres Risiko für Blutverlust oder Infektionserkrankungen sowie kleinere Narben. Die Kliniken und Krankenhäuser haben damit jedoch ein Finanzierungsproblem. Zahlreiche Einmalartikel machen die arthroskopischen Verfahren im Vergleich zu offenen Operationen um etwa 900 Euro teurer. "Die Orthopäden und Unfallchirurgen stehen an dieser Stelle vor der Wahl", so Südkamp. "Entweder sie verlieren den Patienten oder sie verursachen nicht gedeckte Kosten." Die Fachärzte diskutieren in Berlin deshalb nicht nur über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Techniken, sondern auch darüber, ob und wie Kliniken solche Eingriffe finanzieren können.


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Terminhinweise:

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
26. bis 29. Oktober 2010, Berlin: www.dkou.de

Forum:
Patienten- und Implantatsicherheit in der Endoprothetik - Lernen aus Schadensfällen
Mittwoch, den 27. Oktober 2010, 14:30 bis 16:00 Uhr, Saal 7

Forum:
Patienten- und Implantatsicherheit in der Endoprothetik - Lernen aus Schadensfällen
Mittwoch, den 27. Oktober 2010, 16:30 bis 18:00 Uhr, Saal 7

Forum:
Patientensicherheit in O und U: konkret
Donnerstag, den 28. Oktober 2010, 09:30 bis 11:00 Uhr, Saal 9

Vortragsveranstaltung:
Die chirurgische Checkliste/CIRS
Donnerstag, den 28. Oktober 2010 14:30 bis 16:00 Uhr, Saal 10

Vortragsveranstaltung:
Frakturprothetik an der Schulter
Freitag, den 29. Oktober 2010, 09:30 bis 11:00, Saal 3

Vortragsveranstaltung:
Rotatorenmanschette und Instabilitäten
Freitag, den 29. Oktober 2010, 14:30 bis 16:00 Uhr, Saal 15.2    


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Quelle:
Geschäftsstelle DGOOC / Geschäftsstelle DGU
Langenbeck-Virchow-Haus, Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin
DGOOC - Telefon: 030/84 71 21-31, Fax: 030/84 71 21-32
DGU - Telefon: 030/20 21 54 90, Fax: 030/20 21 54 91
E-Mail: info@dgooc.de / office@dgu-online.de
Internet: www.dgooc.de / www.dgu-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2010