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SPORTMEDIZIN/224: Häufung von Vorhofflimmern bei hochtrainierten Langlaufsportlern (DGK)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Februar 2010

Neue Studie:
Häufung von Vorhofflimmern bei hochtrainierten Langlaufsportlern


Ergebnisse einer über 30 Jahre andauernden Studie zeigen, dass Marathon-Skilangläufer, aber auch andere Ausdauersportler ein ungewöhnlich hohes Risiko für Vorhofflimmern aufweisen. Die Häufigkeit ('Prävalenz') von Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung, betrug bei den regelmäßig untersuchten Athleten 12,8 Prozent. Zum Vergleich: in der Allgemeinbevölkerung sind nur 0,5 Prozent davon betroffen, erst ab 75 Jahren steigt die Rate auf ca. 15 Prozent an.

'Eine so hohe Rate an Vorhofflimmern war bislang noch nie bei Athleten oder normalen Personen im Alter unter 75 Jahren gezeigt worden', kommentiert Dr. Jostein Grimsmo von der Feiring Herz Klinik in Norwegen, der Studienleiter der Birkebeiner Studie. 'Obwohl kein sicherer Hinweis darauf gefunden wurde, welche Athleten eher zu Rhythmusstörungen neigen könnten, sollte man darauf hinweisen, dass anhaltendes Ausdauertraining über viele Jahre für das Herz nicht unbedingt förderlich sein muss.'

Die Studie wurde an Skilangläufern durchgeführt, die regelmäßig am Birkebeiner querfeldein Ski Marathon teilnahmen, und wird im European Journal of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation [1], einem Journal der European Society of Cardiology (ESC) [2], veröffentlicht. Das Birkebeiner Rennen geht von Rena nach Lillehammer, die Teilnehmer tragen ein Rucksackgewicht von wenigstens 3,5 kg. Gemessen wurden die Herzgrößen mit Ultraschall sowie das EKG in Ruhe und unter Belastung.

Die Analyse der Daten zeigt, dass 13 der 78 Athleten (16,7 Prozent) Vorhofflimmern zu wenigstens einem Zeitpunkt innerhalb der 28-30 jährigen Beobachtungszeit erlitten hatten. Die mittlere Prävalenz betrug 12,8 Prozent ohne sonstige erkennbare Herzerkrankung. Das mittlere Alter bei Auftreten von Vorhofflimmern lag bei 58 Jahren.

Die Untersuchungen fanden 1976, 1981 und 2004 bis 2006 statt, zum letzten Zeitpunkt standen von den ursprünglich 150 Studienteilnehmern nur noch 78 für Untersuchungen und Befragungen zur Verfügung, die meisten waren verstorben.

Prädiktoren für das Auftreten von Vorhofflimmern in dem Studienkollektiv waren langsame Herzfrequenz in Ruhe und ein vergrößerter linker Vorhof. In manchen Studien werden bei 20 Prozent der jungen Wettkampfathleten vergrößerte linke Vorhöfe beschrieben, bemerkte Prof. Rainer Hambrecht von der Bremer Herzklinik, der große Erfahrung mit Bewegungstraining auch bei Herzkranken hat.

Beide Befunde sind auch sonst häufig beschriebene Charakteristika bei Ausdauersportlern. Die Vergrößerung des linken Vorhofs bei ansonsten herzgesunden Personen stellt eine Anpassung an das Ausdauertraining dar und ist offenbar zusammen mit der trainingsbedingten langsamen Herzfrequenz in Ruhe ein Risikofaktor für das Auftreten von Vorhofflimmern bei Marathon Skilangläufern.

Das nächste Birkebeiner Ski Rennen wird am 20. März 2010 stattfinden.


Die European Society of Cardiology (ESC) [2] vertritt über 62.000 Kardiologen aus ganz Europa und dem Mittelmeerraum. Ihre Zielsetzung ist eine Senkung der Auswirkungen kardiovaskulärer Erkrankungen in Europa.

Contact:
ESC Press Office [3], press@escardio.org, European Society of Cardiology

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) [4] ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute mehr als 7000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder.

Die DGK ist eines der Gründungsmitglieder der European Society of Cardiology.

[1] http://www.escardio.org/journals/european-journal-cardiovascular-prevention-rehabilitation/Pages/about.aspx
[2] http://www.escardio.org
[3] http://www.escardio.org/ABOUT/PRESS/Pages/welcome.aspx
[4] http://www.dgk.org/
[5] http://eu.vocuspr.com/OptOut.aspx?517744x25185x44661x1x3976962x24000x6&Email=ma-verlag.redakt.schattenblick%40gmx.de


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
DGK Pressebüro
E-Mail: presse@dgk.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2010