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BILDUNG/737: Virtuelle Patienten bereiten Kinderärzte auf Notfälle vor (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 01.08.2011

Virtuelle Patienten bereiten Kinderärzte auf Notfälle vor

- Klaus Tschira Stiftung unterstützt einmaliges Schulungsprogramm des Universitätsklinikums Heidelberg
- Auszeichnung für innovative Einbindung elektronischer Medien in Weiterbildung


Selbst in großen Kinderkliniken wie dem Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg sind Notfälle - z.B. Herz-Kreislaufversagen bei einem Kleinkind - längst nicht alltäglich. Gerade junge Ärzte und Pflegekräfte haben die nötigen Maßnahmen zwar erlernt, fühlen sich im Ernstfall aber bisweilen unsicher. Hier setzt ein neuartiges und bisher einmaliges Schulungskonzept des Universitätsklinikums Heidelberg an: Damit können Kinderärzte und Pflegende am Computer an sogenannten Virtuellen Patienten, kombiniert mit praktischen Übungen, das Vorgehen bei verschiedenen Notfällen im Kindesalter trainieren. Das innovative Weiterbildungskonzept, das die Experten des Zentrums für Virtuelle Patienten sowie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin ausarbeiteten, wird von der Klaus Tschira Stiftung großzügig finanziell unterstützt.

Die Versorgung von Kindern in Notfallsituationen stellt hohe Anforderungen an das Behandlungsteam: Die kleinen Körpermaße erschweren lebensrettende Maßnahmen; Medikamente müssen trotz der gebotenen Eile exakt gewichtsabhängig dosiert werden. "Zudem werden Notfälle bei Kindern und Jugendlichen von Ärzten und Pflegern als psychisch besonders belastend empfunden", sagt Oberarzt Dr. Jochen Meyburg, ärztlicher Leiter der interdisziplinären Intensivstation des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin. "Eine optimale Vorbereitung ist daher Voraussetzung."

Gemeinsames Training verbessert Kommunikation im Team

Umfragen im Vorfeld der Studie zeigten, dass sowohl Ärzte als auch Kinderkrankenschwestern und -pfleger Bedarf für eine solche Weiterbildung sehen. "Häufig wurde zudem der Wunsch geäußert, die Kommunikation im Team während eines Notfalls zu üben", so Dr. Sören Huwendiek, der gemeinsam mit Professor Dr. Martin Haag von der Fachhochschule Heilbronn das Zentrum für Virtuelle Patienten leitet. Das neue Schulungsprogramm richtet sich daher gezielt an das gesamte Behandlungsteam: Nach einem vorbereitenden Selbststudium trainieren Ärzte und Pfleger beim eintägigen Praxisteil gemeinsam die Behandlung von Kindernotfällen und dabei auch die klare und zielführende Kommunikation.

"Ein solches Training existiert im Bereich der ärztlichen Weiterbildung bisher nicht, und erst recht nicht kombiniert für Ärzte und Pflegende", so Huwendiek. "Ohne die Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung könnten wir diese Weiterbildung nicht auf die Beine stellen", erklärt der Kinderarzt und Fachmann für medizinische Lehre. Besonders aufwendig ist die wiederholte Überprüfung der einzelnen Leitlinien und Virtuellen Patienten durch erfahrene Kinderärzte und Pfleger.

Die Teilnehmer erhalten über ein Internetportal Zugang zu aktueller Literatur, Leitlinien und jeweils 10 Virtuellen Patienten für Ärzte und Pflegende. Wie im Klinikalltag führen die Nutzer selbständig Untersuchungen durch, stellen eine Diagnose und leiten die Therapie ein. Das Programm gibt Rückmeldung über den Erfolg der Behandlung. Im Online-Forum können die Kursteilnehmer untereinander oder mit den Dozenten diskutieren.

Der Theorie folgt ein praktischer Trainingstag: Unter Anleitung didaktisch geschulter Experten üben die Teilnehmer unter realistischen Bedingungen z.B. die Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern mit epileptischem Anfall, Bewusstlosigkeit, Vergiftungen, allergischem Schock oder Herzstillstand. Zum Einsatz kommen dabei moderne Patientensimulatoren - realistisch gestaltete Puppen, die auch bestimmte Körperfunktionen und Krankheitssymptome imitieren.

Schon vor dem Start der Schulungen 2012 ist das kombinierte Trainingsprogramm auf dem 2. Internationalen Kongress "Research in Medical Education" (RIME) des Kompetenzzentrums für Hochschuldidaktik in Medizin der Universität Tübingen im Mai 2011 mit dem RIME-Award ausgezeichnet worden. Der Preis in der Kategorie "E-Media for Learner, Teachers and Examiners " ist mit 1.500 Euro dotiert.


Kontakt:
Dr. med. Sören Huwendiek, MME (Univ. Bern)
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg
E-Mail: Soeren.huwendiek@med.uni-heidelberg.de

Das Zentrum für Virtuelle Patienten des Universitätsklinikums Heidelberg
ist international führend auf dem Gebiet der Entwicklung, Gestaltung und curricularen Einbindung Virtueller Patienten und gewann bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen.
Weitere Informationen zum Zentrum für Virtuelle Patienten:
www.virtuellepatienten.de

Klaus Tschira Stiftung
Die Klaus Tschira Stiftung gemeinnützige GmbH fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer durch die Allgemeinheit beitragen. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für neue Formen der Vermittlung naturwissenschaftlicher Inhalte ein.

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Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 01.08.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2011