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ERNÄHRUNG/1190: Bunte Pillen für's gute Gewissen - Was bringen Nahrungsergänzungsmittel? (DGE)


Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. - 4. Dezember 2012

Bunte Pillen für's gute Gewissen - Was bringen Nahrungsergänzungsmittel?



(dge) Gerade in der kalten Jahreszeit hören und lesen die Verbraucher in Werbung und Medien, dass sie eine Extraportion Vitamine und Mineralstoffe bräuchten, um Bakterien und Viren abzuwehren und einem "Nährstoffmangel" vorzubeugen. Auch Schlagworte wie "Vitaminmangelland" und "Vitaminlüge" machen in der Publikumspresse in regelmäßigen Abständen die Runde. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat kürzlich die aktuelle Datenlage zur Vitaminversorgung der Bevölkerung geprüft und festgestellt, dass Deutschland kein Vitaminmangelland ist. Die überwiegende Zahl der Menschen ist hierzulande mit Vitaminen ausreichend versorgt. Und Vitaminmangelkrankheiten kommen äußerst selten vor. Studien haben bisher auch nicht den Nachweis erbracht, dass die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens durch Einnahme von Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden können, dennoch wächst der Markt mit Kapseln, Tabletten und Pulvern stetig. Auf einem Journalistenseminar der DGE Ende Oktober in Hamburg bringt Prof. Dr. Helmut Heseker, Präsident der DGE, es auf den Punkt: "Wir nehmen Nahrungsergänzungsmittel meist zur Gewissensberuhigung. Aber Ernährungsfehler lassen sich nicht durch Pillen ausgleichen. Und damit nicht genug: Dem fehlenden Nutzen der Einnahme von Vitaminpräparaten steht sogar das Gesundheitsrisiko durch zu hohe Zufuhrmengen gegenüber, insbesondere dann, wenn hoch dosierte Präparate über eine längere Zeit eingenommen und zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt werden."

Prof. Dr. Bernhard Watzl, Max Rubner-Institut, resümiert: "Nahrungsergänzungsmittel schützen Gesunde nicht vor Krankheiten. In den 1980er- und 1990er-Jahren reduzierte man die positiven gesundheitlichen Effekte von Gemüse und Obst auf bestimmte Inhaltsstoffe, insbesondere Vitamine. Heute wissen wir, dass vielmehr die Vielfalt biologisch aktiver Substanzen, die wir durch einen hohen Konsum von Gemüse und Obst aufnehmen, insgesamt positive Wirkungen auf die Gesundheit hat."

Auch die Einnahme von Antioxidanzien wie β-Carotin, Vitamin C und E oder Zink und Selen zeigt keinerlei positive Effekte. Prof. Dr. Marc Birringer, Hochschule Fulda, rät ebenfalls von Nahrungsergänzungsmitteln ab und appelliert an die Umstellung unseres Ernährungs- und Lebensstils. "Der Körper verfügt über zahlreiche körpereigene Antioxidanzien, die wir durch Bewegung und Sport, die Vermeidung von Übergewicht und eine abwechslungsreiche Ernährung aktivieren können."

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Quelle:
DGE-aktuell 09/2012 vom 04.12.2012
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)
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Telefon 0228/3776 - 600, Telefax 0228/3776 - 800
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2012