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GESUNDHEIT/956: Ernährung wichtig für Darmflora - Schnelle Aufbaukur selten nötig (aid)


aid-PresseInfo Nr. 24 vom 15. Juni 2011

Ernährung wichtig für Darmflora

Schnelle Aufbaukur selten nötig


(aid) - "Die Darmflora von Vegetariern und Veganern unterscheidet sich deutlich von Menschen, die Fleisch essen", berichtete Juliane Schwille-Kiuntke von der Universität Tübingen auf der Fachtagung des Verbands für Unabhängige Gesundheitsberatung e. V. (UGB) anlässlich seines 30jährigen Bestehens in Gießen. Auch Japaner weisen in ihrer Darmflora eine Besonderheit auf. Ihre Darmflora enthält Bakterien, die schwer bekömmliche Algen verdauen helfen. Ein Vorteil, denn Japaner bereiten Sushi traditionell mit Algenblättern zu. "Der Einfluss der Ernährung auf die Darmflora ist groß, doch es scheint bei jedem Menschen eine Art Basis-Set an Darmkeimen zu geben. Dieses können wir von außen nicht beeinflussen, wie eine brandaktuelle Studie nahelegt", so die Medizinerin. Einem großen, internationalen Forscherteam unter Federführung des Heidelberger Wissenschaftlers Manimozhiyan Arumugam ist es gelungen, beim Menschen drei verschiedene Enterotypen zu identifizieren.

Diese unterscheiden sich durch die Menge bestimmter Bakterienarten im Darm. Manche dieser Bakterien ziehen aus Nährstoffen besonders effektiv Energie. Darin liegt möglicherweise das Geheimnis der guten und schlechten Futterverwerter. Auch das Phänomen, dass Menschen Medikamente unterschiedlich verwerten, könnte an den Enterotypen liegen. Ob alt oder jung, Mann oder Frau - die Enterotypen scheinen weder von Alter und Geschlecht noch von Ernährung, Geburts- oder Wohnort abzuhängen. "Das Spannende ist, dass die Studie Ausblicke für neue Therapien eröffnet", zeigte sich Schwille-Kiuntke erfreut. Gerade beim Reizdarm-Syndrom lässt sich immer wieder beobachten, dass manche Patienten auf Probiotika sehr gut ansprechen, andere nicht. Die Studie könnte hierfür eine Erklärung und einen Lösungsansatz liefern.

"Gesunde Menschen brauchen sich um ihre Darmflora keine Sorgen zu machen", so die Wissenschaftlerin. Auch benötigt der Darm keine Fastenpausen, um sich zu regenerieren. "Sie können so viel fasten wie Sie wollen, das individuelle Basis-Set an Keimen bleibt. Das konnte die Heidelberger Studie ja sehr schön zeigen", sagte die Medizinerin. Wird der Darm durch zu viel Fast Food, hastiges, schnelles Essen oder wenig Bewegung überstrapaziert, reißt ihn eine Woche Diät auch nicht heraus. Wer etwas für seinen Darm tun will: Obst, Gemüse, milchsaure Lebensmittel, wie Sauerkraut, Joghurt und Kefir schmecken ihm besonders gut. Die Darmflora aufzubauen ist nur in den allerwenigsten Fällen nötig. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder funktionellen Störungen wie Reizdarm kann es manchmal sinnvoll sein.

Irmingard Dexheimer, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 24 vom 15. Juni 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2011