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GESUNDHEIT/1251: Bei Grünem Star auch tagsüber mit Licht Auto fahren (DOG)


DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft - 29. September 2015

Wenn die Augen nicht mehr mitspielen
Bei Grünem Star auch tagsüber mit Licht Auto fahren

113. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
1. bis 4. Oktober 2015, Estrel Berlin


Berlin - Altersbedingte Makuladegeneration, Grüner Star und Morbus Alzheimer führen zu Einbußen bei der visuellen Wahrnehmung. Gestörte Reaktionsfähigkeit, falsche Einschätzung von Geschwindigkeiten, blinde Flecken im Gesichtsfeld sowie verminderte Sehschärfe bei Tag und in der Dämmerung sind häufige Folgen. Autofahren kann dann zur Gefahr werden. Was Betroffene und Angehörige tun können, um die Sicherheit im Verkehr zu erhöhen, erklären Experten anlässlich des bevorstehenden Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

Die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) mindert die Sehschärfe am Tag und beeinträchtigt das Sehvermögen in der Dämmerung und bei Nacht. "Das kann dazu führen, dass der Fahrer Geschwindigkeiten von anderen Verkehrsteilnehmern falsch einschätzt oder dritte Personen vollständig übersieht", sagt Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Kongress-Präsident der DOG und Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Tübingen.

Beim Grünen Star, dem Glaukom, zeigen sich darüber hinaus auch Defekte im Gesichtsfeld. Es entstehen gewissermaßen "Lücken" in der Wahrnehmung, die den Betroffenen selbst oft gar nicht bewusst sind, weil das Gehirn diese blinden Flecken automatisch mit Informationen aus dem Umfeld auffüllt. "Das kann zur Folge haben, dass Fahrzeuge, Fußgänger oder Radfahrer komplett übersehen werden", ergänzt Professor Dr. rer. nat. Dr. med. Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der DOG-Verkehrskommission. Studien belegen: Ist das Sehvermögen bei Dämmerung herabgesetzt, steigt das Risiko für Dunkelheitsunfälle. "Fahrer mit herabgesetzter Tagessehschärfe wiederum sind häufiger in Überholunfälle verwickelt, die leider oft tödlich enden", betont Lachenmayr.

Um diese Gefahren zu reduzieren, sollten Betroffene und Angehörige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. "Oftmals hilft es, nur noch tagsüber in bekanntem Umfeld zu fahren und auf Überholmanöver zu verzichten", berichtet Lachenmayr. Auch der Tipp, Brille und Windschutzinnenscheibe regelmäßig zu reinigen sowie auf getönte Frontscheiben zu verzichten, ist sinnvoll - zusammen mit ungünstigen Wetterverhältnissen können all diese Faktoren den Lichteinfall ins Auge um mehr als zwanzig Prozent verringern.

"Zusätzlich erscheint es sinnvoll, wenn die Betroffenen auch bei Tag mit Scheinwerferlicht fahren, am besten mit einem echten Tagfahrlicht", so Lachenmayr. Dadurch wird der Fahrer besser von anderen Verkehrsteilnehmern und Fußgängern wahrgenommen, was deren Sicherheit erhöht. Zusätzliche elektronische Hilfen wie Nachtsichtgeräte können dagegen schnell zu einer Überforderung des Fahrers führen, der ohnehin an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit operiert.

Verschlimmert sich die Kondition des Fahrers allerdings weiter und ist Gefahr in Verzug, muss der behandelnde Arzt ein Fahrverbot aussprechen. "Dem nachzukommen, fällt vielen Betroffenen schwer", berichtet Lachenmayr. Häufig mangele es auch an Einsicht, vor allem bei Alzheimer-Patienten. "Dann müssen Dritte wie Hausarzt und Familienangehörige mithelfen und Überzeugungsarbeit leisten", betont Lachenmayr. Im Extremfall kann der Augenarzt bei den Behörden ein Fahrverbot vorschlagen, die dann den Entzug der Fahrerlaubnis veranlassen.


DOG: Forschung - Lehre - Krankenversorgung

Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

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Quelle:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressemitteilung vom 29. September 2015
Pressestelle
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-552, Telefax: 0711 8931-167
E-Mail: voormann@medizinkommunikation.org
Internet: www.dog.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2015

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