Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FAKTEN


GESUNDHEIT/1352: Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 3/4 - März/April 2019 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 3/4 - März/April 2019


  • Studie belegt: Helmpflicht reduziert tödliche Fahrradunfälle in Australien auf die Hälfte
  • Wenn Kortison den Zuckerspiegel hebt
    IMPFTIPP
  • Frühlingszeit ist Zeckenzeit
    KIND UND GESUNDHEIT
  • Bloß nicht vor den Kindern?
  • Kinder müssen den Umgang mit negativen Gefühlen lernen dürfen
    WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
  • So klappt's: In Leistungssituationen die Nerven behalten
    JEDER KANN WAS TUN
  • Helfen Sie Hummelköniginnen beim Start in die Saison
    SERVICE

*

Studie belegt: Helmpflicht reduziert tödliche Fahrradunfälle in Australien auf die Hälfte

(dgk) Spätestens mit den milden Frühlingstemperaturen beginnt für viele die Fahrradsaison. Der Drahtesel sollte vor der ersten Fahrt auf Fahrtauglichkeit überprüft und repariert werden. Auch die Radfahrenden selbst sollten aufrüsten. Laut Deutschem Verkehrssicherheitsrat trägt nur jeder zehnte Radfahrer einen Helm.

Eine aktuelle Studie aus Australien liefert nun Daten, die Zauderer möglicherweise überzeugen können. Denn in Down Under, wo seit mehr als 20 Jahre Helmpflicht herrscht, hat sich die Zahl der tödlichen Unfälle fast halbiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Februar 2019 veröffentlichte Studie. Die Studienautoren konnten dabei belegen, dass der beobachtete Rückgang tödlicher Unfälle tatsächlich auf die Helmpflicht zurückzuführen war und nicht, wie Kritiker behaupteten, auf andere Ursachen, wie beispielsweise einem Rückgang der Fahrradnutzung oder einer Verbesserung der Radwege.

Das sollte uns hierzulande zu denken geben. Denn jeder achte Verkehrstote und jeder fünfte Verletzte auf Deutschlands Straßen ist eine Radfahrerin oder ein Radfahrer, so der Deutsche Verkehrssicherheitsrat. Im Jahr 2017 starben auf deutschen Straßen 382 Rad Fahrende, 14.124 wurden schwer verletzt.

Helme können zwar keine Unfälle verhindern, aber das Risiko schwerer Kopfverletzungen deutlich verringern. Kopfverletzungen sind laut Todesursachenstatistik bei über 50 Prozent der getöteten Rad Fahrenden die vorrangig todesursächliche Verletzung. Daten der Unfallforschung der Versicherer zeigen bei Kollisionen zwischen Fahrradfahrern und Kraftfahrzeuge für solche ohne Helm eine höhere Wahrscheinlichkeit für Kopfverletzungen (56 Prozent) als für diejenigen mit Helm (35 Prozent). Ungeschützte Fahrradfahrer erlitten zudem deutlich häufiger schwere Kopfverletzungen (18 Prozent) als die mit Helm (2 Prozent). Auch bei Unfällen ohne Kraftfahrzeugbeteiligung bietet ein Fahrradhelm Schutz.

"Helm auf" sollte besonders in der Stadt gelten: Rund 90 Prozent aller Radunfälle mit Personenschaden geschehen im innerstädtischen Bereich. Zusätzlich zum Fahrradhelm empfiehlt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat zur Erhöhung der Sicherheit u. a. das Tragen von heller bzw. reflektierender Kleidung, damit Fahrradfahrer besser gesehen werden.

Quellen:
1. Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V.: Sicherheit im Radverkehr verbessern, Beschluss vom 06. November 2018
www.dvr.de/dvr/beschluesse/2018-sicherheit-im-radverkehr-verbessern.html

2. Ärzteblatt online vom 11.2.2019: Australien: Helmpflicht für Radfahrer hat Zahl der tödlichen Unfälle fast halbiert
www.aerzteblatt.de/nachrichten/101029/Australien-Helmpflicht-fuer-Radfahrer-hat-Zahl-der-toedlichen-Unfaelle-fast-halbiert

*

Diabetes und Hormone
Wenn Kortison den Zuckerspiegel hebt

Mögliche Ursache für Diabetes kann ein Überschuss an bestimmten Hormonen sein. Produziert der Körper etwa zu viel Kortison oder müssen Patienten dauerhaft ein Kortisonpräparat nehmen, kann der Blutzucker entgleisen.

(RaIA / dgk) Wenn Menschen an Diabetes erkranken, ist laut Ratgeber aus Ihrer Apotheke nicht immer der Lebensstil schuld. "Jenseits von Übergewicht, mangelnder Bewegung oder familiärer Veranlagung können die Ursachen dafür hormoneller Art sein", sagt Professor Matthias M. Weber, Leiter der Abteilung Endokrinologie der Universitätsmedizin in Mainz.

Häufig wird aufgrund der zu hohen Blutzuckerwerte zunächst nur ein Diabetes diagnostiziert. "Eine Hormonuntersuchung kann und sollte dann jedoch Klarheit über mögliche Ursachen bringen", betont der Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Wird dabei beispielsweise ein Überschuss des Steroidhormons Kortison festgestellt, könnte das sogenannte Cushing-Syndrom dahinterstecken. "Ursache für das Zuviel an Kortison ist meist ein gutartiger hormonproduzierender Knoten in der Hirnanhangdrüse. Diesen kann man heutzutage oft sehr gut operativ entfernen oder medikamentös behandeln", erklärt Weber. Diabetes und Gewichtsprobleme sind in diesem Fall durch eine Operation heilbar.

Tumore in der Hirnanhangdrüse können auch dazu führen, dass vermehrt Wachstumshormone ausgeschüttet werden. Bei Kindern kommt es dann zu schnellem Wachstum, das zu Gelenkschmerzen, starkem Schwitzen und hoher Körpergröße führt. Bei Erwachsenen verändert sich das Aussehen - Nase, Hände und Füße vergrößern sich, die Wangenknochen treten hervor. Diese Hormonstörung nennt sich Akromegalie. Sie schädigt innere Organe und kann auch zu Diabetes führen. Wenn der Tumor früh erkannt wird, sind die Heilungschancen sehr gut. 80 Prozent der Akromegalie-Patienten können durch die operative Entfernung des Tumors von ihren Beschwerden geheilt werden.

Kortison hemmt das Insulin
Kortison wird vom Körper selbst produziert. Er schüttet das Stresshormon in akuten Belastungssituationen sehr schnell in die Blutbahn aus. Kortison regt den Stoffwechsel an und wirkt entzündungshemmend. Gleichzeitig ist es aber einer der wichtigsten hormonellen Gegenspieler von Insulin und schwächt dessen Wirkung in den Zellen ab. Diese können daraufhin den Blutzucker nicht mehr optimal verwerten, der Zuckerspiegel steigt.

Ein Überschuss an Kortison kann auch durch die langfristige Einnahme von Medikamenten entstehen. Muss ein Patient beispielsweise wegen einer entzündlichen oder rheumatischen Erkrankung Kortison bekommen, hat das ebenfalls Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. "Zu den Nebenwirkungen von Kortison gehört eine deutliche Verschlechterung der Blutzucker-Stoffwechsellage. Das kann bis zum Auftreten eines Diabetes führen", so Professor Weber. Dann müssen Arzt und Patient gemeinsam Nutzen und Risiken abwägen. Wenn Kortison als Arzneimittel unverzichtbar ist, muss der Blutzuckeranstieg mit Diabetesmedikamenten oder Insulin reguliert werden. "Insulin ist das einzige Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt. Für die Diagnose eines Diabetes und eine optimale Behandlung müssen wir immer auch die Gegenspieler im Blick haben, also die Hormone, die für mehr verfügbaren Blutzucker sorgen. Nur so können auch seltene Ursachen gefunden und eine optimale Behandlung des Patienten erreicht werden", resümiert Weber. Auch wenn Cushing-Syndrom und Akromegalie relativ selten sind: Sie sollten als Verursacher erhöhter Blutzuckerspiegel in Betracht gezogen werden.

*

IMPFTIPP

Frühlingszeit ist Zeckenzeit
Expertin rät zur Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

(dgk) Früher als in der Vergangenheit hat das Robert Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr Daten zur FSME-Situation im Vorjahr herausgegeben. Demnach wurde 2018 die bisher höchste Zahl an FSME-Erkrankungen gemeldet, nämlich 583 Fälle (Stand: 17.1.2019). Auffällig für das vergangene Jahr war zudem der sehr frühe Anstieg der Fallzahlen im April und Mai, womit Experten normalerweise erst ab Juni rechnen. Beide Beobachtungen korrelieren mit den Wetterdaten: Auf den winterlich kalten März folgte ein sommerlich warmer April, in dem die Zeckenaktivität sprunghaft stieg. Das anhaltend sonnige Wetter zog zudem viele Menschen nach draußen, die entsprechend stark den Parasiten ausgesetzt waren.

Fast alle Erkrankten waren nicht ausreichend geimpft
Ein Großteil der Erkrankungen wäre laut RKI wohl vermeidbar gewesen. 98 Prozent der 2018 erfassten FSME-Patienten waren nicht oder nur unzureichend geimpft! In Anbetracht der Tatsache, dass bei 56 Prozent der übermittelten Erkrankungen neurologische Manifestationen wie eine Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis angegeben wurden, sollte dies ein gewichtiges Argument für die Impfung sein.

Die FSME-Impfung ist gut verträglich
Impfen lassen sollten sich alle Personen, die in Risikogebieten leben oder sich zeitweise dort aufhalten und dann Zecken exponiert sind.

Die Impfung gilt als sehr gut verträglich, sagt Dr. Joanna Dietzel vom Deutschen Grünen Kreuz e. V. (DGK): "Am häufigsten treten Schmerzen und Rötung an der Einstichstelle auf." Seltener komme es innerhalb der ersten Tage zu Allgemeinreaktionen wie Temperaturerhöhung, Kopfschmerzen, oder Mattigkeit. Solche Symptome werden vor allem nach der ersten Impfung beobachtet, nach weiteren Impfungen werden sie seltener.

Immer wieder Fragen zur Auffrischung
Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfstoffdosen. Was die Auffrischimpfungen angeht, herrscht oft Unsicherheit, so Dietzel, die in der DGK-Impfsprechstunde immer wieder Fragen dazu beantwortet: "Nach erfolgreicher Grundimmunisierung sollte die 1. Auffrischung nach 3 Jahren folgen, und dann, wenn nötig, alle 5 Jahre." Allerdings gelte das nur bis zu einem gewissen Alter: Je nach Impfstoff-Hersteller werden die Auffrisch-Impfungen ab einem Alter von 50 bzw. 60 Jahren alle 3 Jahre wiederholt und damit häufiger fällig.

Bei der FSME-Impfung gilt wie bei anderen Impfungen auch: Jede Impfung zählt! Eine Grundimmunisierung muss also nicht von neuem angefangen werden, wenn der Abstand zwischen den einzelnen Impfungen länger als empfohlen ist.

Ein Beispiel: Sonja A. (35 Jahre) hat sich vor einem Urlaub in Österreich vor 6 Jahren zwei Impfstoffdosen im Abstand von 14 Tagen geben lassen. Die dritte, für die vollständige Grundimmunisierung notwendige Impfung hat sie allerdings nach dem Urlaub vergessen. Sie kann sich diese Impfung jetzt geben lassen und ist damit geschützt - bis die erste Wiederauffrischung ansteht, also nach drei Jahren.

Quellen:
1. Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 7/2019
2. Robert Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur FSME-Impfung (Stand 9.1.2019)

*

KIND UND GESUNDHEIT

Bloß nicht vor den Kindern?
Kinder müssen den Umgang mit negativen Gefühlen lernen dürfen

(dgk) Lisa K. ist bedrückt und traurig. Sie kümmert sich um ihre Freundin, die seit Wochen im Krankenhaus liegt. Vielleicht wird sie nicht mehr gesund. Vor ihren Kindern Sophia (12) und Max (10) verbirgt sie, was sie momentan bewegt. Die beiden kennen die Freundin kaum, und sie sollen nicht belastet werden.

Eltern-Kind Interaktion im Stresstest
Ähnliche Situationen kennen wohl alle Eltern. Sie meinen, ihren persönlichen Schmerz, Frust oder Stress vor ihren Kindern verstecken zu müssen. Doch das kann auch unerwünschte Folgen haben. Ein Team amerikanischer Wissenschaftlerinnen hat ein Experiment dazu unternommen. Sie luden Eltern mit ihren 7- bis 11-jährigen Kindern ein. Die Mütter und Väter wurden mit einem Stresstest unter spürbaren Druck gesetzt. Danach trafen sie ihre Kinder wieder und sollten diesen beim Bauen eines Legohauses helfen. Einer Hälfte der erwachsenen Probanden wurde vorher die Anweisung gegeben, ihre Gefühle vor den Kindern zu verbergen. Die anderen Eltern bekamen diese Anweisung nicht.

Eltern, die ihre Gefühle unterdrückten, reagierten weniger warmherzig
Diejenigen Eltern, die ihre negativen Emotionen unterdrücken sollten, zeigten sich beim Bauen weniger emotional empfänglich und weniger warmherzig gegenüber ihren Kindern und leiteten sie auch weniger an, so die Psychologinnen. Das übertrug sich auf die Kinder: Sie spürten, dass etwas nicht in Ordnung war und reagierten verhaltener auf ihre Eltern als die Kinder aus der anderen Gruppe.

Gefühle angemessen teilen ist besser
Kinder spüren, dass etwas unterdrückt wird, es gäbe Dutzende Studien, die das zeigen, so Sara Waters, eine der Autorinnen in der Pressemitteilung der University of California. Aber viele Eltern meinten, es sei richtig, schlechte Gefühle vor Kindern zu verbergen. Wenn Kinder das Gefühl haben, dass etwas Negatives passiert ist, die Eltern sich aber normal verhalten, ist das für sie verwirrend. Anstatt sie vor ihren Kindern zu unterdrücken, sollten Eltern negative Gefühle - in angemessener Weise - mit ihren Kindern teilen. Dabei sollten sie auch darlegen, was sie tun wollen, um das Problem zu lösen. Was aber, wenn es gar keine Lösung gibt? Wenn, wie in dem eingangs erwähnten Beispiel, die Freundin nicht mehr gesund wird? An beiden Situationen können Kinder wachsen. Sie lernen Probleme zu lösen und ihre eigenen Emotionen zu regulieren.

Quellen:
1. Spektrum der Wissenschaft online vom 3.12.2018: Bloß keine negativen Gefühle zeigen?

2. Washington State University. "Emotional suppression has negative outcomes on children: New research shows it's better to express negative emotions in a healthy way than to tamp them down." ScienceDaily, 26 November 2018.
www.sciencedaily.com/releases/2018/11/181126093158.htm.

*

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Wettkampf, Vortrag oder Prüfung?

So klappt's: In Leistungssituationen die Nerven behalten

(dgk) Gerade, wenn viel auf dem Spiel steht, versagen manchmal die Nerven. Und das, obwohl man gut vorbereitet ist auf die Prüfung, den Wettkampf oder den Vortrag. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen als "Choking".

Nun haben Wissenschaftler einen Trick gefunden, der helfen soll, in einer wichtigen Situation die Nerven zu bewahren. In einem Experiment baten die Forscher Versuchspersonen Aufgaben zu erledigen, die im Hinblick auf Motorik und Koordination anspruchsvoll waren. Haben die Teilnehmer die Herausforderung gemeistert, winkte ihnen Schritt für Schritt mehr Geld als Belohnung. Das aber erhöhte den Druck auf die Probanden - gab es doch immer mehr zu gewinnen und zu verlieren! Erwartungsgemäß kam es mit steigender Bürde häufiger zu "Choking", dem Versagen unter Druck.

Nun kommt der Trick ins Spiel. Genau genommen handelt es sich dabei um eine Selbstsuggestion. Statt ständig daran zu denken, dass sie die Aufgabe meistern müssen, um die hohe Belohnung zu erhalten, sollten die Probanden sich vorstellen, sie wären bereits im Besitz des Geldes, und würden nun noch dafür arbeiten, es behalten zu dürfen. Der kleine Kniff sorgte dafür, dass die Versuchsteilnehmer häufiger erfolgreich waren.

Wer also eine Prüfung hat, kann sich vorstellen, sie bereits bestanden zu haben. Ein Fußballer sollte beim Elfmeterschießen den Ball schon im Netzt sehen, statt daran zu denken, dass er unbedingt rein muss. Und eine Person, die einen Vortrag hält, kann sich vorstellen, dass alle schon mit Freude zugehört haben. Wer so an die Aufgabe herangeht, hat gute Karten, die Nerven zu behalten.

HINTERGRUND
Das sogenannte Choking, Versagen in Leistungssituationen, gehört zu den Kernthemen der Sportpsychologie. Experten zufolge werden in Drucksituationen Aufmerksamkeitsprozesse verändert. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit weg vom Ziel der Aufgabe hin zur Bewegungsausführung, wobei technische Details der Bewegung fokussiert werden. Dabei wird die Bewegung aufmerksam kontrolliert. Da aber die Bewegung vorher eintrainiert und daher automatisiert wurde, kann es durch diese aufmerksame Kontrolle zu "Interferenzen" kommen. Als Folge wird die gut geübte automatisierte Bewegung durch die Kontrolle gestört. Abhilfe schafft demnach eine Intervention, welche die aufmerksame Bewegungskontrolle reduziert und somit ein "Fließenlassen" der Bewegung erleichtert.

Quellen:
1. Spektrum der Wissenschaft vom 30.01.2019: Wie wir unter Druck die Nerven behalten

2. Jürgen Beckmann, Peter Gröpel, Felix Ehrlenspiel & Christian Heiss, Technische Universität München: Interventionen zur Leistungsstabilisierung unter Druck; BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2008/09 vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft

*

JEDER KANN WAS TUN

Zuckerlösung für Ihre Majestät

Helfen Sie Hummelköniginnen beim Start in die Saison

(dgk) Wer jetzt eine Hummel sieht, hat es mit einer Königin zu tun! Denn alle Hummeln, die gerade auf Tour sind, haben königliches Blut und halten Ausschau nach einem geeigneten Nistplatz, um einen neuen Staat zu gründen. Dazu inspizieren die Tiere Löcher im Boden, Spalten in Mauern und auch Nistkästen.

Steinhummeln sind größtenteils schwarz, das Ende des Hinterleibs ist braunrot. Ihre Nester legen sie unter Steinhaufen oder Mauern an.

Während bei den Honigbienen immer auch einige Arbeiterinnen den Winter überleben, sterben bei den Hummeln außer der bereits begatteten Jungkönigin alle Tiere im Herbst ab. Die ersten Hummel-Arbeiterinnen schlüpfen später erst, etwa einen Monat nach Anlage des neuen Nestes.


Kältetolerante Frühstarter

Hummeln sind nach dem Winter "Frühstarter". Während Honigbienen erst ab einer Außentemperatur von etwa 10 Grad Celsius ausfliegen, sind Hummelköniginnen im bereits im Vorfrühjahr ab 2-3 Grad Celsius zu sehen. Dabei brauchen auch sie eine Betriebstemperatur, die um einiges höher liegt. Wie schaffen sie das?

• Sie besitzen eine körpereigene Heizung: Durch Vibration der Brustmuskulatur erzeugen sie Wärme, so dass sie auch bei Kälte fliegen können. Nach dem Aufwärmen müssen die Insekten allerdings sofort ihre Nahrungsquellen ansteuern, um "aufzutanken".

• Ihr massiger Körper weist eine relativ geringe Oberfläche auf und verliert somit weniger Wärme als der schlanke Körper einer Biene.

• Die dichte Behaarung hilft, Wärme und somit Energie zu
sparen.


Die Jungköniginnen zehren auf der Suche nach einem Nistplatz zunächst noch von Vorräten aus dem Vorjahr, den sie in ihrem Magen eingelagert haben. Ist der Vorrat aufgebraucht, müssen die Tiere Nahrung in Form von Nektar aufnehmen. Doch so früh im Jahr ist das Blütenangebot nicht sehr groß. Und manchmal machen Schlechtwetterphasen den Hummeln zu schaffen - auch weil dann viele Pflanzen ihre Blüten nicht öffnen. Diese Zeit ist für Hummeln im wahrsten Sinne eine Zitterpartie. Findet sich nicht schnell genug Futter, droht der Hungertod.

So können Sie helfen: Auftanken und Starten lassen
So manch einer findet eine entkräftete Hummelkönigin. Den Tierchen lässt sich leicht helfen. Servieren Sie "Ihrer Majestät" einfach einen Nektar-Ersatz. Dazu einen halben Teelöffel Zucker gleich auf dem Löffel mit lauwarmem Wasser auflösen und anbieten. Mit etwas Glück können Sie beobachten, wie die Hummel ihren Saugrüssel wie einem Tankschlauch ausrollt und innerhalb weniger Minuten bis zu einem Drittel der Flüssigkeit aufnimmt.

Gestalten Sie Ihren Garten hummelfreundlich
Man kann noch mehr für die sympathischen Brummer tun. Vor allem hilft ihnen eine naturgerechte Gartengestaltung mit Pflanzen, die Nektar bieten. Bei Hummeln beliebte Blütenpflanzen sind Frühjahrsblüher wie Krokus, Schlüsselblume oder Lungenkraut - und natürlich Weiden. Im Sommer lieben Hummeln z. B. Klee, Glockenblume, Minze, Melisse, Gartensalbei, Thymian, Bechermalve, Stockrose, Lavendel, Lupine, Sonnenhut, Sonnenblume, Sommerflieder, Kugeldistel und Wicken.

Da sich die pelzigen Insekten nur langsam auf neue Nektarpflanzen einstellen können, kommt es den Tieren nicht auf die Vielfalt verschiedener Pflanzen an, sondern auf ihre Menge. Es ist also besser, einige wenige Arten von Nektarspendern anzupflanzen, davon aber dann gleich mehrere Exemplare. Hummelfreundliche Gärtner sollten zudem gänzlich auf Pestizide verzichten.

Übrigens: Obstbauern schätzen Hummeln sehr. Denn die fleißigen Tiere bestäuben ihre Bäume auch dann noch, wenn es im Frühjahr zu Kälteeinbrüchen kommt und Bienen nicht mehr fliegen können.

Erstaunlich: Hummelfriedhof unter Silberlinden

Hummeln legen keine Vorräte an. Nicht selten fliegen sie schon geschwächt und mit leerem Magen aus dem Nest. Finden sie dann nicht schnell genug geeignete Blüten oder bieten diese zu wenig Nektar, verhungern sie an Ort und Stelle. Jedes Jahr findet man daher manchmal Unmengen toter Hummeln unter den spät blühenden Silberlinden, welche die ausgehungerten Tiere zwar anlocken, dann aber nicht ausreichend Nahrung bieten.

Quelle:
NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V.: Zuckerlösung und Nistkästen für Ihre Majestät
unter www.nabu.de

*

SERVICE

Zu vielen Themen in dieser Ausgabe finden Sie weitergehende Informationen auf unserer Homepage unter www.dgk.de/Aktuelles

Haben Sie Fragen?
Für Rückfragen steht Ihnen unsere Pressestelle täglich (außer Mittwoch) von 8.30 bis 13.30 Uhr zur Verfügung:
Unter der Telefonnummer (06421) 293-140
Per E-Mail unter heike.stahlhut@dgk.de

*

Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
60. Jahrgang, Nr. 3/4 - März/April 2019 (DGK)
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Biegenstraße 6, 35037 Marburg
Redaktion dgk: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
- verantwortlich -
Telefon: (06421) 293-140; Telefax: (06421) 293-740
E-Mail: presseservice@dgk.de
Internet: www.dgk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang