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GESUNDHEIT/906: Gesunde Füsse - Schuh-Tipps für Kinder und Erwachsene (Securvital)


Securvital 1/2011 - Januar/Februar
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Schuh-Tipps für Kinder und Erwachsene
Gesunde Füße

Von Sybille Reichenbacher


Die meisten Erwachsenen - und noch mehr Kinder - tragen ungesunde Schuhe: Zu klein, zu breit, zu spitz, zu hoch. Den gequälten Füßen kann geholfen werden.


Der Mensch geht und steht auf einem Wunderwerk der Natur: Aus 26 einzelnen Knochen, verbunden durch 33 Gelenke, ist ein Fuß zusammengesetzt. Zwei Dutzend Muskeln und über 100 Bänder wirken zusammen, um den Fuß zu bewegen und zu stabilisieren. Sie sind so flexibel gebaut, dass sie zum Stehen und Gehen, zum Tanzen und Springen geeignet sind. Im Laufe eines Menschenlebens tragen uns die Füße durchschnittlich zwei- bis dreimal rund um die Erde.

Eigentlich hätten die Füße es verdient, gut behandelt und regelmäßig gepflegt zu werden, mit Massagen und Cremes und Sonnenlicht. Stattdessen ist es üblich, sie in unbequeme Schuhe zu zwängen. Nur jeder fünfte Erwachsene trägt Schuhe in der richtigen Schuhgröße, stellte eine bundesweite Untersuchung fest. 80 Prozent dagegen malträtieren ihre Füße mit unpassenden Schuhen. Männer kaufen oft zu breite oder zu lange Schuhe, Frauen tragen häufiger zu kleine Schuhe.


Alarm bei Kinderschuhen

Für Orthopäden ist die modische Dominanz bei Schuhen ein Gräuel. Ungesundes Schuhwerk ist die Ursache für 95 Prozent aller Fußbeschwerden. "Eine falsche Fußstellung wirkt sich über die Knie- und Hüftgelenke auf die Wirbelsäule aus", sagt der Chirurg Markus Huttel von der orthopädischen Klinik in Kassel. Besonders verpönt sind hohe, dünne Absätze und spitze, enge Schuhe. Sie verformen die Füße stark und schädigen Knochen und Bänder. Das trägt mit dazu bei, dass Frauen viel häufiger fußkrank sind als Männer.

"Schuhe, die man täglich trägt, sollten die richtige Größe, ein gutes Fußbett und eine stabile Sohle haben", betont der Münchner Orthopäde Dr. Martin Schier. Experten raten, Schuhe an immer nachmittags einzukaufen. Dann sind die Füße meist etwas breiter und dicker als morgens. Bei vielen Menschen sind auch die Füße rechts und links verschieden groß. Das kann durchaus eine halbe Schuhgröße ausmachen. Deshalb sollte man immer beide Schuhe anprobieren. Auf die angegebene Schuhgröße ist nicht immer Verlass. Sie kann je nach Hersteller unterschiedlich ausfallen. Außerdem sind Füße veränderlich: Mit steigendem Alter werden sie oft etwas länger und breiter, sodass die altgewohnte Schuhgröße nicht mehr passt.


Zwei Nummern zu klein

Bei Kinderschuhen liegt besonders viel im Argen. Alarmierend sind die Untersuchungen an Schulen und in Kindergärten: Das Sportinstitut der Universität Tübingen stellte bei der Hälfte aller Kinder fest, dass sie zu kleine Schuhe trugen. Eine Studie der Medizinischen Universität Wien ergab sogar, dass neun von zehn Kindergartenkindern zu kleine Schuhe trugen. Vergleichbare Untersuchungen von Krankenkassen in Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen bestätigen, dass nur eine Minderzahl von Kinderschuhen richtig passt. Kleine Kinder können den Unterschied oft noch nicht selbst spüren. Ihre Füße sind weich und biegsam und zudem schmerzunempfindlich für den Druck zu kleiner Schuhe. Umso langwieriger sind die Folgen, wenn Zehen und Knochen im Kindesalter deformiert werden.

"Dass unpassende Schuhe die Füße dauerhaft schädigen können, wurde lange vermutet. Wir konnten mit unserer Untersuchung nun erstmals einen direkten Zusammenhang nachweisen", sagt Wieland Kinz, Sportwissenschaftler und Mitautor der Wiener Studie. Er gibt weniger den Eltern als vielmehr der Schuhindustrie und dem Handel die Schuld an dieser Misere. "Im Rahmen unserer Forschung haben wir Tausende von Kinderschuhen untersucht, in 97 Prozent aller Fälle weicht die ausgezeichnete Schuhgröße von der tatsächlichen Innenlänge der Schuhe ab. Durchschnittlich sind sie zwei Nummern kleiner als angegeben."

Kinz rät den Eltern, beim Kauf von Kinderschuhen auf die Innenlänge zu achten. Dazu zeichnet man den Umriss beider Füße auf Pappe, addiert am längsten Zeh einen Spielraum von 12 bis 17 Millimetern und schneidet diese Umrisse aus. Passen die Schablonen locker in die Schuhe, sind sie lang genug. Außerdem ist bei Kinderschuhen die Flexibilität wichtig: Am Vorderfuß sollten sie biegsam sein, an der Ferse dagegen stabilen Schutz bieten.

"Den meisten Menschen werden ihre Füße nur dann bewusst, wenn sie weh tun", meint der Orthopäde Michael Neuhaus aus Wuppertal. Er empfiehlt, den Füßen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Damit sie ein Leben lang tagaus tagein ihre anstrengenden Aufgaben erfüllen können, wäre auch ein wenig mehr Pflege angebracht, zum Beispiel in Form von Gymnastik, Fußmassage und gelegentlichem Barfußlaufen. Das ist für Muskeln, Knochen und die Durchblutung der Füße eine Wohltat.

In der chinesischen und indischen Medizin haben die Füße einen höheren Stellenwert als in unserem Alltag. Dort geht man davon aus, dass Sohlen, Fußrücken und Zehen Verbindungen und Entsprechungen zu allen Körperorganen haben. Die gezielte Massage dieser "Reflexzonen" kann Kräfte stimulieren. So ist in China schon seit Jahrtausenden die Akupressur an den Füßen als Heilmethode bekannt. Und auch die abendländische Naturheilkunde sieht Zusammenhänge zwischen den Füßen und mancherlei Krankheiten. So hat beispielsweise Pfarrer Kneipp Kopfschmerzen, Migräne, Appetit- und Schlaflosigkeit mit kalten Güssen und Wassertreten behandelt. Auch das ist eine Wohltat für die Füße.


WEITERE INFORMATIONEN

• Christian Larsen: Gut zu Fuß ein Leben lang. Trias Verlag, 160 Seiten, 17,95 €
• Fritz Wagner: Reflexzonen-Massage. Gräfe und Unzer, 128 Seiten, 12,99 €


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Elegant und chic, aber ein Albtraum für den Orthopäden.
- Wer seine Füße liebt, gönnt ihnen Massagen und Bäder.


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Quelle:
Securvital 1/2011 - Januar/Februar, Seite 24 - 25
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Januar 2011