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UMWELT/594: Protest gegen Siemens AKW in Belarus (Verein Leben nach Tschernobyl)


Verein Leben nach Tschernobyl e.V., Frankfurt am Main - 25. Januar 2010

Kein SIEMENS-Atomkraftwerk beim Hoffnungs-Zentrum für Tschernobyl-Kinder!


Der Verein "Leben nach Tschernobyl e.V." fordert die SIEMENS AG auf deren Hauptversammlung am 27. Januar auf, das Atomgeschäft einzustellen und nicht gemeinsam mit ROSATOM ein Atomkraftwerk ausgerechnet in der Nähe des Kindererholungszentrums "NADESHSA (Hoffnung)" in der Republik Belarus (Weißrußland) zu bauen. Ausgerechnet dort, wo wir seit 15 Jahren mit Partnern aus Belarus ein überregional anerkanntes und erfolgreiches Zentrum für die Erholung von Kindern aus der weiterhin verstrahlten Tschernobyl-Region betreiben, will SIEMENS ein riesiges Atomkraftwerk bauen, stellte das Vorstandsmitglied, Dr. Werner Neumann, fest. "Dieser Zynismus von SIEMENS ist kaum noch zu überbieten. SIEMENS muss nach dem Desaster seiner Atomaktivitäten in Finnland endlich damit aufhören. Dem Vorstand sollte keine Entlastung erteilt werden, er sollte abgelöst werden, forderte Neumann".


Hintergrund:

Der Verein Leben nach Tschernobyl e.V. besteht nun schon seit 19 Jahren. Seit 15 Jahren gibt es ein großes Kinderzentrum für die Erholung und medizinische Rehabilitation im Norden der Republik Belarus. Es können mehr als 300 Kinder zugleich betreut werden. Insgesamt konnten bisher über 42.000 Kinder und Jugendliche aus den weiterhin stark radioaktiv verstrahlten Gebieten im Südosten von Belarus betreut werden. Das Kinderheim trägt den Namen "NADESHDA", dies heißt HOFFNUNG, Hoffnung auf eine Zukunft ohne Atomenergie, ohne Atommüll, ohne Atomkatastrophen, ohne Gesundheitsschäden und Strahlenkrebs!

Nun plant die Republik Belarus den Bau von mindestens zwei großen Atomkraftwerken im Nordwesten von Belarus, etwa 80 km entfernt von unserem Kinderzentrum NADESHDA. Dieses Atomkraftwerke soll durch ROSATOM gebaut werden, die Firma, bei der SIEMENS nunmehr ins Atomgeschäft eingestiegen ist. SIEMENS plant also den Bau von Atomkraftwerken in Belarus in der Nähe des Kinderzentrums NADESHDA!

Vor dem Hintergrund unseres praktischen Engagements für die Linderung und Überwindung der Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl kritisiert der Verein Leben nach Tschernobyl die Planungen für den Bau des Atomkraftwerkes. Die Auswirkungen einer möglichen erneuten Reaktorhavarie würde das Kinderzentrum schwer treffen. Wir halten die Atomenergie nicht für eine zukunftsfähige Technologie, sie ist und bleibt letztlich nicht beherrschbar, für den Atommüll gibt es keine dauerhaft sichere Lösung.

Wir fordern SIEMENS auf, kein weiteres Atomkraftwerk mehr zu bauen. Der Bau eines weiteren gefährlichen Atomkraftwerks in der Nähe eines Kindererholungszentrums für die Opfer der Katastrophe von Tschernobyl ist ein blanker Zynismus. SIEMENS müsste eigentlich nach dem technischen und wirtschaftlichen Desaster des AKWs in Olkiluoto Finnland gelernt haben. Wir fordern daher den Vorstand von Siemens auf, kein Atomkraftwerk in Belarus zu bauen. Wir fordern SIEMENS auf, hingegen seine Technologien für Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung mit Gasturbinen und erneuerbare Energie gezielt in Belarus anzubieten.

Der Verein Leben nach Tschernobyl hat schon im April 2009 an den Vorstandvorsitzenden Peter Löscher geschrieben. Wir verweisen auf die Details dieses Briefwechsels. Die Antwort war unbefriedigend und in vielen Behauptungen falsch.

(Dokumentation des Briefwechsels auf www.leben-nach-tschernobyl-ev.de - Aktuelles. Dort finden Sie unter "Kinderzentrum Nadeshda" auch ausführliche Informationen über die Geschichte des Zentrums, den aktuellen Stand sowie Informationen über die Leistungen für die Erholung und Rehabilitation der Kinder und reichliches Bildmaterial.)

Falls der Vorstand von SIEMENS weiterhin das ethisch, technisch und auch wirtschaftlich nicht verantwortbare Atomgeschäft weiter betreibt, unterstützen wir die Anträge auf Nicht-Entlastung des Vorstandes und auf Ablösung des Vorstandsvorsitzenden Löscher.


Für den Vorstand des Vereins Leben nach Tschernobyl e.V.

Dr. Werner Neumann, Altenstadt


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Quelle:
Verein Leben nach Tschernobyl e.V.
Pressemeldung vom 25.01.2010
Ludolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt am Main
Internet: www.leben-nach-tschernobyl-ev.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2010