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UMWELT/603: Interphone-Studie - Erhöht häufige Mobiltelefonnutzung das Gehirntumorrisiko? (h.e.s.e.)


h.e.s.e.-Projekt - Elektrosmognews, 11. Mai 2010

Hintergrundinformationen zur Veröffentlichungs-Ankündigung der Interphone-Studie


In dem von Louis Slesin geschriebenen Artikel "Interphone Results Due Out on May 18" (http://www.microwavenews.com/), wird "endlich" der 18. Mai 2010 als Termin der Veröffentlichung der Ergebnisse der "Interphone-Studie" angekündigt, wobei darauf hingewiesen wird, dass zuerst nur die zusammengefaßten Ergebnisse zu erwarten sind, der vollständige Text dürfte in der Juni-Ausgabe des "International Journal of Epidemiology" erscheinen.

Die vom "Internationalen Krebsforschungszentrum" (IARC http://www.iarc.fr/) der WHO in Lyon koordinierte und von der EU geförderte "Interphone-Studie" soll klären helfen, ob die häufige Nutzung von Mobilfunk-Telefonen über einen möglichst großen Zeitraum hinweg (möglichst > 10 Jahren) das Risiko erhöht, an einem Gehirn-Tumor zu erkranken. Um die erfaßten Fallzahlen zu erhöhen, konnte die Zahl der beteiligten Länder auf 13 erweitert werden, wodurch ca. 6500 an Hirntumoren Erkrankte erfaßt wurden. Im einzelnen wurden Hirnhauttumoren, Hirngewebstumoren, Hörnervtumoren und Ohrspeicheldrüsentumoren erfaßt.

Die Untersuchungsergebnisse der 13 beteiligten Ländern sollten bereits 2005 erscheinen, man konnte sich aber damals hinsichtlich der Gesamt-Bewertung der Einzelergebnisse nicht einigen, deswegen unterblieb die Veröffentlichung bis heute. D. h. 5 beteiligte Länder gaben ihre Einzel-Ergebnisse bereits nach und nach bekannt.

Weil keine gesicherten Erkenntnisse über Wirkmechanismen vorliegen, die für eine Hirntumoren auslösende Mobilfunk-Nutzung in Frage kommen, konnten keine konkreten Kausalhypothesen formuliert und in ein Studien-Design umgesetzt werden. Deswegen wurde die epidemiologische Befragungsforschung als Untersuchungsmethodik eingesetzt. Voraussetzung der Beteiligung der Betroffenen war der Ausbruch der Erkrankung und die Betroffenen berichteten, dass sie langfristig Mobilfunk-Telefone benutzten. Speziell wurde zusätzlich gefragt, ob eine Neigung zu bevorzugt einseitiger Handynutzung bestand, um zu ermitteln, ob ein Zusammenhang zwischen bevorzugter Handynutzung und der Seite des Hirntumor-Sitzes bestehen könnte. Die Untersuchungsmethodik schließt die Auswahl einer gleich großen Vergleichsgruppe von Kontrollpersonen ein, die ebenfalls ähnlich lange Mobilfunk-Telefone nutzen, bei denen aber keine Hinweise auf eine Tumor-Erkrankung vorlagen. Außerdem wurde auf weitere Ähnlichkeiten wie Geschlecht, Alter, etwaige berufliche Expositionen verschiedener Art geachtet.

Interessenten an einer gut lesbaren genaueren Beschreibung der Untersuchungen seien auf folgenden Beitrag der Schweizer Krebsliga hingewiesen:
G. Dürrenberger u. a., "Kommentar zur Interphone-Studie", Jan. 2009; zu finden im Internet unter:
http://www.mobile-research.ethz.ch/var/kommentar_Interphone_update01.pdf

Darin wird auch der Umgang von mit der Methodik verbundenen kritischen Problemen beschrieben. Denn die Methodik hat den Nachteil, dass man sich auf die Auskünfte der Betroffenen verlassen können muss und dass - bei erwiesenem langsamen Wachstum von Hirntumoren - nur diejenigen erfasst werden, bei denen zufällig oder auf Grund von Folgeerscheinungen die Existenz eines Tumors bereits erkannt worden ist. Außerdem werden zusätzliche Einflüsse aus der Lebensumwelt (Nahrung, Fein-Stäube, sonstige berufliche Expositionen), die sich z.B. häufig in Allergien äußern, nicht ausreichend genau genug miterfasst, um die möglichen Ursachenanteile isolieren zu können.

Deswegen sollte man an die Ergebnisse keine allzu hohen Erwartungen hinsichtlich ihrer Aussagekraft stellen. Die vorveröffentlichten Ergebnisse aus den einzelnen Länder wiesen denn auch sowohl auf "existierende Risiken" als auch auf "keine Risiken" hin, standen jedoch wegen zu kleiner beteiligter Fallzahlen in Frage. (Trotzdem sind solche Untersuchungen notwendig, um auf etwaige Entwicklungs-Trends aufmerksam zu werden.)

Berücksichtigt man zusätzlich, dass - nachgewiesenermaßen - die Ergebnisse und ihre Bewertung von den Interessen der Geldgeber der Forschungsmittel mitbestimmt sind, kommt eine weitere Fraglichkeits-Komponente ins Spiel. (Die Kosten stammen in diesem Fall von der EU, der Mobilfunk-Industrie (< 50%) und den an den Untersuchungen beteiligten Ländern!)

So dürfte der mit den Ergebnissen allein gelassene Laie auf die sich ausbreitende Empfehlung zurückgeworfen sein: "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott", also sprich: Trage selbst die Verantwortung für dein Verhalten, triff Vorsorge durch Zurückhaltung bei der Nutzung von Mobilfunk-Geräten, wie sie zunehmend von Verantwortlichen (z.B. Bundesamt für Strahlenschutz) geraten werden, oder: nimm keine Rücksicht auf deine eigene Gesundheit, beschwere dich dann aber nicht, falls sich eines Tages gesundheitliche Folgen bemerkbar machen!


Leser, die Interesse an den bereits veröffentlichten Einzelarbeiten haben, können eine Übersicht mit Internetadressen unter nachfolgendem Link finden,
http://www.hese-project.org/de/emf/Studien/StudienDiskussion/InterphoneStudie.php?lang=de&target=

Auch unter diesem nachfolgenden Link ist eine eine Übersicht zur "Interphone-Studie" zu finden.
http://www.ralf-woelfle.de/elektrosmog/redir.html?
und darin in die Such-Datenbank "Interphone-Studie" eingeben.

K. D. Beck
Co. Elektrosmognews.de


Diskussion-Kommentare siehe:
http://www.hese-project.org/Forum/index.php?story_id=6719&parent=0&forum_id=4

Quelle: http://www.elektrosmognews.de/index.html
Artikel-URL: http://www.elektrosmognews.de/news/20100510_175353.html


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Quelle:
Elektrosmognews, 11.05.2010
h.e.s.e.-project
E-Mail: webmaster@hese-project.org
Internet: www.elektrosmognews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2010