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AUSLAND/1786: Weltweit mehr unsichere Abtreibungen - Verhütungsmittel Mangelware (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Januar 2012

Bevölkerung: Weltweit mehr unsichere Abtreibungen - Verhütungsmittel Mangelware

von Mathilde Bagneres


New York, 20. Januar (IPS) - Der Anteil unsicherer Schwangerschaftsabbrüche hat sich zwischen 1995 und 2008 aufgrund der ungedeckten Nachfrage nach Verhütungsmitteln von 44 auf 49 Prozent erhöht. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, der zufolge im Jahr 2008 28 von 1.000 Frauen weltweit einen Abbruch haben vornehmen lassen.

Insgesamt ist die Zahl der Aborte von 41,6 Millionen 2003 auf 43,8 Millionen 2008 gestiegen, heißt es in der vom 'Guttmacher Institute' und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in London vorgestellten Studie. Wurden in den Industriestaaten 600.000 weniger Abbrüche gezählt, waren es in den Entwicklungsländern 2,8 Millionen mehr.

Die WHO hatte in einem im März 2011 veröffentlichten Report Abtreibungen, schwere Blutungen und Blutvergiftungen als die Hauptursachen für die weltweite Müttersterblichkeit identifiziert.

Die Zahl der unsicheren Abtreibungen hat sich ebenfalls erhöht: von 19,7 Millionen auf 21,6 Millionen. Diese Entwicklung führt der Mitautor der Studie, Iqbal Shah, auf den Anstieg der weiblichen Bevölkerung im gebärfreudigen Alter (15 bis 44 Jahre) und die Tatsache zurück, dass dem dadurch bedingten zusätzlichen Bedarf an Verhütungsmitteln nicht entsprochen wurde.

Die WHO und die Autoren des neuen Berichts 'Induced Abortion: Incidence and Trends Worldwide from 1995 to 2008' definieren unsichere Schwangerschaftsabbrüche als Eingriffe, die unprofessionell oder in einem Umfeld durchgeführt werden, die medizinischen Standards nicht entsprechen.


Fortschritte im Südlichen Afrika

Die Studie weist aber auch auf Fortschritte hin. So seien in einigen Weltregionen wie dem Südlichen Afrika und Süd- und Zentralasien viel versprechende Bemühungen im Gang, das Problem zu lösen. Dazu meinte Gilda Sedgh vom Guttmacher Institute, dass in Südafrika eine Entkriminalisierung der Aborte die Ausbildung von Fachkräften vorantreibe, die die Eingriffe sicher durchführen könnten.

"Die Abtreibungsrate im Südlichen Afrika ist im Zeitraum 2003 bis 2008 von 19 auf 15 pro 1.000 Frauen in der Altersgruppe der 15- bis 44-Jährigen gesunken", berichtete Sedgh. Nirgendwo sonst auf dem schwarzen Kontinent sei der Rückgang so deutlich und die Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln so groß wie dort.

Abtreibungen sind in vielen Ländern des Südens verboten. Doch hat die Kriminalisierung der Eingriffe nicht zu einem Rückgang geführt. Der Trend könnte der Studie zufolge leicht umgekehrt werden, würde mehr Frauen der Zugang zu zuverlässigen und modernen Familienplanungsmethoden ermöglicht. Iqbal Shah zufolge besteht bei 215 Millionen Frauen in den armen Ländern ein Bedarf an Kontrazeptiva. (Ende/IPS/kb/2012)


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http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(11)61786-8/abstract
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=106488

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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Januar 2012