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AUSLAND/1856: Uganda - Geburtenrate reduzieren - Freiwillige Berater unterstützen Familienplanung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. Juli 2012

Uganda: Geburtenrate reduzieren - Freiwillige Berater unterstützen Familienplanung

von Mantoe Phakathi



Kanungu, Uganda, 3. Juli (IPS) - Im Gesundheitszentrum IV in Kanungu im westlichen Uganda, 400 Kilometer von der Hauptstadt Kampala entfernt, herrscht an diesem Morgen Hochbetrieb. Wie immer, wenn sich der Arzt in dieser ländlichen Region zu seiner monatlichen Visite angesagt hat, warten Frauen und wenige Männer in langen Reihen auf Beratung und Behandlung. Wichtigstes Anliegen der Frauen sind Familienplanung und Geburtenkontrolle.

An gewöhnlichen Tagen kommen rund 100 Besucher. "Doch wenn der Doktor kommt, sind durchschnittlich 400 Leute hier" berichtete die Krankenschwester Kwesiga Muteisa.

Manche Frauen haben ihren Partner mitgebracht. Denn in dem ostafrikanischen Land haben Frauen und Männer häufig unterschiedliche Vorstellungen von der gewünschten Familiengröße. Auch die vierfache Mutter Twesigye Chrisente, mit der IPS vor der Gesundheitsstation IV in Kanungu sprach, möchte es bei der derzeitigen Familiengröße belassen. Für mehr reiche ihr Einkommen als Kleinbauern einfach nicht, meinte sie.

Ihr Ehemann Niwagaba Savio wünscht sich sieben Kinder. Doch nach einer Beratung akzeptiert er erst einmal, dass seine Frau in den nächsten drei Jahren verhütet. "Danach sehen wir weiter", grummelte er.

"Frauen, die mit ihren Partnern zu uns kommen, werden als Erste beraten", erklärte die für den Bezirk zuständige Gesundheitsbeamtin Rwabahima Florence. "Wir wollen die Ehemänner gezielt in die Familienplanung mit einbeziehen."

Bis auf fünf Prozent, die die Regierung beisteuert, finanziert der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) das Familienplanungsprogramm, das in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium und der Bezirksverwaltung von Kanungu organisiert wird. Die Arbeit stützt sich auf Teams von ausgebildeten freiwilligen Helfern, die sich in den Gemeinden für Familienplanung einsetzen. Jedes Team kümmert sich um 25 Familien. Die Aktivisten machen Hausbesuche, informieren über Verhütung, verteilen Kondome und empfehlen den Besuch eines der Gesundheitszentren, in denen man sich umfassend beraten lassen kann.

Während der ugandischen Erhebung für Demographie und Gesundheit (DHS) von 2011 zufolge landesweit 26 Prozent der Familien Verhütung mit modernen Mitteln praktizieren, sind es im Bezirk Kanungu 41 Prozent.


Erstmals geringer Rückgang des Bevölkerungswachstums

Uganda ist das Land mit dem weltweit größten Bevölkerungswachstum. Im Jahr 2011 waren es 3,2 Prozent. Frauen bekommen nach Angaben des DHS durchschnittlich sechs Kinder. 2006 waren es noch sieben. Diesen leichten Rückgang erklärte der Gesundheitsbeamte Saturday Nason, der im Bezirk Kanungu im Kihihi-Zentrum auch Kurse über Familienplanung durchführt, mit dem wachsenden Interesse der ugandischen Bevölkerung an einem kontrollierten Familienzuwachs.

"Wenn die Verhütungsmittel jedoch irgendwelche Nebenwirkungen auslösen, ist der Einsatz ausgebildeter kommunaler Helfer besonders gefragt", berichtete Florence. "Anstatt in den Gesundheitszentren um Rat zu fragen, sprechen die Betroffenen lieber mit anderen Frauen über ihre Probleme."

Wilfred Ochan, stellvertretender UNFPA-Vertreter in Uganda, schätzt, dass in Uganda das Interesse an Familienplanung zu 41 Prozent nicht angemessen berücksichtigt werden könne. Der Arzt kritisiert, es fehle an Geld, und die Berater seien schlecht ausgebildet. "Immerhin haben wir Fortschritte gemacht", räumte er ein. "Denn erstmals hat sich die Reproduktionsrate in diesem Land verringert." (Ende/IPS/mp/jt/2012)


Links:
http://www.unfpa.org/
http://www.ipsnews.net/2012/06/community-volunteers-convince-ugandan-families-to-have-fewer-children/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 3. Juli 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2012