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AUSLAND/1887: Indien möchte per Gesetz das Ungleichgewicht der Geschlechter geraderücken (DSW)


Deutsche Stiftung Weltbevölkerung - DSW [news] - Oktober 2012

Indien möchte per Gesetz das Ungleichgewicht der Geschlechter geraderücken



Ein hohes Geschlechterungleichgewicht und die geringe soziale Stellung der Frau sind gravierende Probleme in Indien. Durch eine neue Gesetzesinitiative sollen Familienangehörige in Indien nun bis zu sieben Jahre Haft erhalten, wenn sie schwangere Frauen nötigen, weibliche Föten abzutreiben.

Geschlechtsspezifische Abtreibungen haben in Indien zu einem dramatischen Geschlechterungleichgewicht geführt. 2011 kamen in Indien auf 1.000 Jungen unter sieben Jahren nur noch 914 Mädchen. 50 Jahre zuvor waren es noch 976 Mädchen. Allein im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh leben bereits zehn Millionen mehr Männer als Frauen. Auch der Bundesstaat Odisha im Osten Indiens, hat mit einem hohen Geschlechterungleichgewicht zu kämpfen. In dem Staat mit 42 Millionen Einwohnern liegt das Verhältnis in mehr als einem Drittel aller Distrikte unter 900 Frauen pro 1.000 Männer.

Ministerpräsident Naveen Patnaik sagte gegenüber "The Pioneer", dass vor allem die patriarchalischen Sozialstrukturen zu Lasten von Frauen und Mädchen gehen: "Das Ungleichgewicht von Mann und Frau wird zu sozialen Unruhen führen. Wir müssen dafür sorgen, dass Töchter in unserer Gesellschaft den gleichen Wert haben wie Söhne." Töchter werden häufig als finanzielle Bürde angesehen. Viele Familien verlangen noch immer eine Mitgift, obwohl diese in Indien illegal ist.


Hohe Haftstrafen drohen bei Geschlechterbestimmungen

Vor der Geburt verwenden viele indische Familien Ultraschalltests, lassen das Geschlecht des Kindes bestimmen und entscheiden sich für eine Abtreibung, wenn der Fötus weiblich ist. Durch einen neuen Gesetzesvorstoß können Familienangehörige, die auf die Abtreibung weiblicher Föten drängen, mit Haftstrafen von bis sieben Jahren bestraft werden. Bereits unter der aktuellen Gesetzgebung sind Geld- und Haftstrafen für Mediziner vorgesehen, die Geschlechtsbestimmung per Ultraschall durchführen. Allerdings werden solche Strafen nur selten verhängt. Laut einer Beamtin des indischen Ministeriums für die Entwicklung von Frauen und Kindern hängt die Höhe der Strafe davon ab, ob Familien lediglich an der Geschlechterbestimmung oder auch an der Abtreibung beteiligt sind. Der indische Bundesstaat Maharashtra möchte geschlechtsspezifische Abtreibungen sogar als Mord einstufen, was mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe zu ahnden wäre.

Indien folgt damit dem Beispiel des Nachbarlandes China, das ebenfalls ein großes Geschlechterungleichgewicht verzeichnet (siehe DSW news Juni 2012) und mit harten Strafen gegen Geschlechterbestimmungen per Ultraschall vorgeht.


Quellen:

International Business Times: "Selective abortion of female fetuses in India creating gender imbalance crisis", 19. September 2012; The Pioneer (India): "India: Imbalance in child sex ratio to resist in social violence", 26. September 2012.


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Oktober_2012.pdf

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Quelle:
DSW [news] - Oktober 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2012