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AUSLAND/1916: Brasilien - Temperaturanstieg von einem Grad, 45 Prozent mehr Dengue-Fälle (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Januar 2013

Brasilien:
Temperaturanstieg von einem Grad, 45 Prozent mehr Dengue-Fälle - Forscher berechnen Infektionsrisiko

von Fabiana Frayssinet



Rio de Janeiro, 9. Januar (IPS) - Dass die Überträgermücke des Dengue-Fiebers Wärme und Wasser braucht, um sich zu reproduzieren, ist Allgemeinwissen. Nun haben Wissenschaftler in Brasilien den Zusammenhang zwischen Niederschlagsmenge, Temperatur und Infektion berechnet. Das Dengue-Risiko steigt drastisch, sobald die Temperaturen auf mehr als 26 Grad Celsius klettern. Grund ist, dass sich die Moskitos Aedes aegypti bei höheren Temperaturen besser vermehren können.

"Der Zusammenhang zwischen Hitze, Luftfeuchtigkeit und Tropenkrankheiten ist hinlänglich bekannt. Aber wir haben diesem Wissen nun einen wissenschaftlichen Rahmen gegeben", sagte Adriana Fagundes Gomes, Mitautorin der Studie, die die Nationale Schule für Gesundheit herausgegeben hat. "Die Hypothese wurde mathematisch nachgewiesen".

Die Wissenschaftler haben Daten des Gesundheitsministeriums, des Nationalen Instituts für besondere Untersuchungen und des Bauministeriums zur Zahl der Dengue-Erkrankungen, zur Niederschlagsmenge und zu den Temperaturen in Brasilien der Jahre 2001 bis 2009 untersucht. So konnten exakte Erkenntnisse gewonnen werden. "Neu ist, dass wir nun sagen können, wie viel mehr Dengue-Fälle es pro Grad Temperaturanstieg gibt", sagte Alberto Chebabo, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Universitätskrankenhaus Clementino Fraga Filho.

Das Ergebnis: Wenn in Rio de Janeiro die Durchschnittstemperatur eines Monats um ein Grad gestiegen war, führte dies zu 45 Prozent mehr Dengue-Fällen im nächsten Monat. Bei zehn Millimetern mehr Niederschlagsmenge in einem Monat stieg die Zahl der Dengue-Erkrankungen um sechs Prozent. "Der Zusammenhang zwischen Temperatur und Dengue-Erkrankungen ist viel enger als allgemein angenommen", sagte darüber hinaus Gomes.

In den Sommermonaten Dezember bis März steigt die Niederschlagsmenge durchschnittlich um 1.000 Millimeter an. Die Gelbfiebermücke Aedes aegypti braucht sauberes Wasser, um ihre Eier darin abzulegen. Je höher die Temperatur, desto schneller schlüpfen die Larven und desto schneller werden sie zu ausgewachsenen Moskitos. "Deshalb gibt es in den feuchten Sommermonaten in Brasilien mehr Moskitos", erklärte Chebabo. Einer anderen Untersuchung zufolge treten alle Dengue-Fälle in diesen Monaten auf.

Die Autoren der Studie hoffen, mit ihrer Arbeit dazu beizutragen, dass künftig besser gegen Dengue vorgesorgt werden kann. Für Chebabo sind die traditionellen Vorsorgemaßnahmen noch immer die besten. "Man kann die Mücken am besten bekämpfen, indem man dafür sorgt, dass sie gar nicht erst Eier ablegt." Regierung und Bevölkerung müssen ihm zufolge zusammenarbeiten. Wasser dürfe nicht lange offen in Behältern wie beispielsweise Wasserflaschen herumstehen. Wassertanks müssen ordentlich zugedeckt und Müll regelmäßig abgeholt werden.


Gesundheitsministerium startet Kampagne gegen Dengue

Diese Maßnahmen sieht auch das Gesundheitsministerium vor. Es hat 2013 zu dem Jahr erklärt, in dem das Dengue-Fieber scharf bekämpft werden soll. Die Kampagne des Ministeriums hat den Titel 'Dengue ist leicht zu besiegen - man darf das nur nicht vergessen'. Die Informationskampagne soll von Januar bis Mai die Menschen dafür sensibilisieren, wie gefährlich das Fieber ist und wie wichtig sorgfältige Präventionsmaßnahmen sind. Die Kampagne soll den unterschiedlichen Regionen entsprechend angepasst werden.

2012 ist die Zahl der Dengue-Erkrankungen nach Angaben des Gesundheitsministeriums um 64 Prozent gegenüber dem Jahr 2011 gesunken. Gestorben am Dengue-Fieber sind den Angaben zufolge im Jahr 2012 49 Prozent weniger Menschen als im Vorjahr. Genaue Zahlen liegen für den Zeitraum von Januar bis zur ersten Novemberwoche 2012 vor. In dieser Zeit starben soweit bekannt 247 Menschen an Dengue. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 481 gewesen.

Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge leben 2,5 Milliarden Menschen in tropischen und subtropischen Weltregionen in ständiger Gefahr, sich mit dem Dengue-Fieber anzustecken. 60 bis 100 Millionen Menschen infizieren sich tatsächlich pro Jahr mit der Krankheit. Das Dengue-Fieber fordert jährlich 12.000 bis 15.000 Tote. (Ende/IPS/jt/2013)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2013