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AUSLAND/2059: Afghanistan - Statement zur humanitären Situation (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 20.02.2014

Zur humanitären Situation in Afghanistan sagt Frank Dörner, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland:



"Die medizinische Versorgung vieler Afghanen ist ungenügend. Viele haben keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung, besonders in den umkämpften Gebieten. Gleichzeitig hat die Zahl der Angriffe auf Zivilisten, besonders auf Frauen und Kinder, im Jahr 2013 deutlich zugenommen. Es ist zwar richtig, dass in den vergangenen zwölf Jahren viel in die Gesundheitsversorgung investiert wurde, und an vielen Orten hat sich die Versorgung verbessert. Manche allzu optimistische Erfolgsmeldungen zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung passen aber nicht zu dem, was unsere Teams vor Ort sehen und was die Patienten uns erzählen.

Vor allem Afghanen in den umkämpften Gebieten haben große Schwierigkeiten, behandelt zu werden, weil es keine funktionierenden Krankenhäuser gibt, weil sie zu teuer sind oder kaum erreicht werden können: Sie fürchten Querschläger und verminte Straßen, bleiben an Checkpoints hängen, werden bedroht oder haben kein Vertrauen in die Unabhängigkeit der Ärzte. Oft erzählen uns Afghanen in den Krankenhäusern, dass sie tage- und nächtelang bei verletzten Verwandten ausgeharrt haben, in der Hoffnung, dass diese die Zeit überleben, bis es sicher genug war, sie ins Krankenhaus zu bringen.

In den vergangenen Jahren haben die wichtigsten internationalen Geberländer - die auch Kriegsparteien sind - die Hilfe an ihrer Strategie zur Aufstandsbekämpfung ausgerichtet. Hilfsgelder wurden zu einem Werkzeug zur Bekämpfung der bewaffneten Opposition. Hilfe wurde als militärisches Instrument eingesetzt - dadurch kam die Hilfe oft nicht denen zugute, die sie am dringendsten gebraucht hätten. Politische und militärische Interessen dominieren über die Bedürnisse der Bevölkerung. Es ist dringend notwendig, dass humanitäre Hilfe und militärische Ziele wieder strikt getrennt werden."

Ärzte ohne Grenzen arbeitet mit 70 internationalen und 1.600 afghanischen Mitarbeitern in vier Krankenhäusern über das Land verteilt. Die Behandlung ist für die Patienten kostenlos. Die Organisation finanziert die Arbeit im Land nur durch Privatspenden und nimmt für die Projekte keine Regierungsgelder.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen - 20.02.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2014