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AUSLAND/2103: Pilippinen - Ein halbes Jahr nach Taifun Hayan verbessert sich die Situation täglich (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 9. Mai 2014

Ein halbes Jahr nach Taifun Hayan: "Die Situation verbessert sich täglich"



Vor einem halben Jahr ist der Taifun Hayan über die Philippinen hinweg gefegt. Er richtete schwere Schäden an. In den folgenden Monaten haben Teams von Ärzte ohne Grenzen die Menschen in den am schwersten betroffenen Gebieten mit medizinischer Hilfe unterstützt - sowohl bei Notfällen als auch bei alltäglichen Gesundheitsproblemen. Mitarbeiter der Organisation haben außerdem Trinkwasser aufbereitet und dabei geholfen, zerstörte Gesundheitszentren und das Abwassersystem wieder in Stand zu setzen. Während der Wiederaufbau anhält, hat Ärzte ohne Grenzen sich aus jenen Gegenden zurückgezogen, in denen keine Hilfe mehr benötigt wird. In Gebieten, in denen die Gesundheitsversorgung noch nicht wiederhergestellt ist, ist die Organisation weiterhin tätig. "Die Situation verbessert sich täglich", sagt Laurence de Barros-Duchene, Nothilfe-Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Guiuan. Die Stadt liegt in einer der am schwersten vom Taifun getroffenen Regionen. "Die Straßen wurden geräumt, die Versorgung mit Strom und Wasser wieder hergestellt, und überall sieht man Menschen, die ihre Häuser wieder aufbauen."

In Guiuan unterstützt Ärzte ohne Grenzen ein Zelt-Krankenhaus mit 50 Betten, das rund 110.000 Menschen eine Gesundheitsversorgung bietet. Die Organisation hat diese Klinik eingerichtet, um das zerstörte Bezirkskrankenhaus zu ersetzen, das nicht mehr repariert werden kann. In dem Übergangskrankenhaus arbeitet mehrheitlich philippinisches Personal; Ärzte ohne Grenzen unterstützt es mit einer Chirurgin, einem Anästhesisten und 12 philippinischen Krankenschwestern und -pflegern. Außerdem steuert die Organisation Expertise für den Betrieb des Krankenhauses bei. Dazu gehören auch die Wasser- und Stromversorgung sowie der Nachschub an Medikamenten und Ausrüstung.


Ein Krankenhaus aus Fertigteilen für die Regenzeit

Da die Zelte nicht für die Regenzeit geeignet sind, hat Ärzte ohne Grenzen in Guiuan mit dem Bau eines Krankenhauses begonnen, das aus Fertigteilen besteht. Es wird ebenfalls nur als Übergangslösung dienen, bis ein permanentes Krankenhaus gebaut werden kann. Das Fertigteil-Krankenhaus kann bis zu fünf Jahre benutzt werden. Dort werden sowohl stationäre als auch ambulante Behandlungen angeboten. Es wird auch eine Abteilung für Geburtshilfe und eine für Chirurgie geben. Der Bau soll bis Juni abgeschlossen sei. Ärzte ohne Grenzen übergibt das Krankenhaus nach der Fertigstellung an die Gesundheitsbehörden und zieht sich dann aus Guiuan zurück.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet auch an der Wiederherstellung des Abwassersystems und der Wasserversorgung in Guiuan. Diese Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende Mai abgeschlossen. Aufgrund der bevorstehenden Regenzeit werden zudem Präventionsmaßnahmen getroffen, um einen möglichen Ausbruch des Dengue-Fiebers zu verhindern, einer Krankheit, die von Moskitos übertragen wird.

"Auch wenn sich die Situation normalisiert - wir behandeln immer noch einige komplizierte Fälle", sagt Eveline Cua, Chirurgin bei Ärzte ohne Grenzen. "Vor Kurzem habe ich einen kleinen Jungen behandelt, der an chronischer Osteomyelitis litt, einer Entzündung des Knochens. Zuvor hinkte er und hatte ständig Schmerzen; dank der Operation und der anschließenden Behandlung kann er nun laufen."


Inzwischen überwiegen chronischen Krankheiten und Geburtshilfe

In der Provinz Leyte, die ebenfalls hart vom Taifun getroffen wurde, haben sich die wichtigsten medizinischen Bedürfnisse inzwischen von Notfallmedizin hin zur Behandlung chronischer Krankheiten sowie zur Geburtshilfe verschoben. Ärzte ohne Grenzen unterstützt hier den Wiederaufbau des Provinzkrankenhauses, das sich auf Hilfe bei Geburtskomplikationen spezialisiert hat. Ärzte ohne Grenzen hilft auch dabei, das Team im Krankenhaus zu verstärken. Ziel ist die Wiederherstellung aller Geburtshilfe-Aktivitäten, inklusive der Durchführung von Kaiserschnitten.

"Derzeit gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Gesundheitseinrichtungen, die bei Risiko-Schwangerschaften helfen können. Deshalb werden wir uns in den kommenden Monaten auf Geburtshilfe und Pflege von Neugeborenen konzentrieren", sagt Axelle de la Motte, die Programmleiterin von Ärzte ohne Grenzen.

Das aufblasbare Krankenhaus, das Ärzte ohne Grenzen in der Stadt Tacloban aufgebaut hat sowie das Zelt-Krankenhaus im nahegelegenen Tanauan sind inzwischen geschlossen. Dank der verbesserten örtlichen Gesundheitsversorgung war die Zahl der Konsultationen in den beiden Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen zurückgegangen.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2014