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AUSLAND/2569: Mexiko - Coronavirus, Alarmstufe Rot in zapatistischen Gebieten (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Mexiko
Coronavirus: Alarmstufe Rot in zapatistischen Gebieten

Von Elio Henriquez


Aufgrund der lebensbedrohlichen Ansteckungsgefahr rät die EZLN zur sofortigen und vollständigen Schließung der zapatistischen Verwaltungssitze.

(San Cristóbal de Las Casas, 17. März 2020, La Jornada) - Die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) hat in ihren Dörfern und Gemeinden die Alarmstufe Rot ausgerufen. Aufgrund der wissenschaftlich erwiesenen lebensbedrohlichen Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus empfahl der EZLN den Räten der Guten Regierung und den autonomen Gemeinden die sofortige und vollständige Schließung der zapatistischen Verwaltungssitze, der Caracoles und der Zentren des Widerstands und der Rebellion.


Instrumentalisierung eines humanitären Problems

In einem Kommuniqué erklärte der stellvertretende EZLN-Kommandant Moisés, Hintergrund dieser Maßnahmen in den zapatistischen Gemeinden seien die weltweite mangelnde Ernsthaftigkeit der schlechten Regierungen im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie und das leichtfertige, verantwortungslose Handeln der Politik insgesamt. Statt die gebotenen Maßnahmen zu ergreifen, um die Gefahr abzuwenden, werde ein humanitäres Problem für gegenseitige Schuldzuweisungen instrumentalisiert. Dabei bestehe die Bedrohung für alle Menschen unabhängig von ihrer ethnischen, religiösen oder nationalen Zugehörigkeit, ihrem Geschlecht oder ihrer Sprache, ihrer gesellschaftlichen oder geschichtlichen Bedeutung und ihrem politischen Engagement. In dem Kommuniqué kritisiert Kommandant Moisés die Regierung und Politik dafür, nicht rechtzeitig und wahrheitsgemäß über das Ausmaß und die Schwere der Ansteckung informiert zu haben, und beanstandet das Fehlen eines wirklichen Plans, um der Bedrohung zu begegnen. Die ergriffenen Maßnahmen des EZLN seien nun Teil des zapatistischen Kampfs für das Leben.


Die übrigen Kämpfe nicht vernachlässigen

Der EZLN riet seinen zivilen Unterstützungsbasen und anderen zapatistischen Organisationsstrukturen, die in den zapatistischen Dörfern, Gemeinden und Gebieten vermittelten Empfehlungen und weitreichenden Hygienemaßnahmen zu befolgen. Angesichts der "Untätigkeit der Schlechten Regierungen" forderte er die Menschen in ganz Mexiko und in allen Ländern der Welt auf, "die gemäß wissenschaftlichen Erkenntnissen notwendigen Gesundheitsvorkehrungen zu ergreifen, um die Pandemie zu überwinden". Gleichzeitig rief Kommandant Moisés auch dazu auf, den Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen nicht zu vernachlässigen, die Verteidigung der zapatistischen Gebiete und der Mutter Erde fortzusetzen, weiter für die Verschwundenen, Ermordeten und Gefangenen zu kämpfen und insbesondere den Kampf für die Menschlichkeit hochzuhalten. Man solle nun den Kontakt zu den anderen Menschen nicht verlieren, sondern für den Zeitraum der Pandemiegefahr lediglich die Kontaktformen ändern, um einander weiterhin als Genoss*innen, Gefährt*innen, als Schwestern und Brüder begegnen zu können. Wo immer das Herz Wort und Ohr zueinander bringe, gebe es viele Wege, Formen, Zeitpunkte und Orte, um einander zu begegnen, und eine dieser möglichen Begegnungen könne der Kampf für das Leben sein", so das Kommuniqué des EZLN.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. März 2020

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