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MELDUNG/894: Paracelsus-Kliniken - nachhaltiger Fortbestand statt kurzfristiger Profitmaximierung (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 6. April 2018

Paracelsus-Kliniken: ver.di fordert nachhaltigen Fortbestand statt kurzfristiger Profitmaximierung


Angesichts des unmittelbar bevorstehenden Verkaufs der insolventen Paracelsus-Kliniken mit insgesamt 5.200 Beschäftigten präzisiert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ihre Forderungen an den Gläubigerausschuss. Ziel des Käufers darf nicht kurzfristige Profitmaximierung sein, sondern der nachhaltige Fortbestand des Konzerns. "Im Gesundheitswesen tummeln sich inzwischen private Konzerne und Finanzinvestoren, bei denen nicht die Versorgungsqualität im Mittelpunkt steht, sondern die maximale Rendite", kritisiert Sylvia Bühler, im ver.di-Bundesvorstand für das Gesundheits- und Sozialwesen zuständig. "Wir sehen in der Altenpflege, wohin das führt. Auch im Reha-Bereich haben wir schon reichlich Erfahrungen mit Hedgefonds und anderen Investoren gesammelt. Ein Verkauf der Paracelsus-Kliniken an einen Finanzinvestor oder einen Konzern mit kurzfristiger Profitorientierung ist mit Sicherheit nicht im Interesse der Beschäftigten und der Patienten".

Konkret fordert ver.di, dass der in Osnabrück ansässige Konzern als Ganzes eigenständig erhalten und weiterentwickelt wird. Auch müssen alle Standorte bestehen bleiben und der Konzerntarifvertrag weiter gelten. Eine weitere Unternehmenskonzentration zu Lasten der Beschäftigten und der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung lehnt ver.di ab. Deshalb darf es auch keinen Verkauf an Interessenten geben, die aus kartellrechtlichen oder anderen Gründen einzelne Standorten schließen müssten.

Die Gewerkschaft ver.di fordert zudem ein Bekenntnis des Käufers zur Mitbestimmung, und zwar sowohl betrieblich als auch im gesamten Unternehmen. "Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, aber Paracelsus hat sich da in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert", kritisiert Bühler. "Wir fordern eine Zusammenarbeit mit den Betriebsräten auf allen Ebenen und einen paritätisch besetzten Aufsichtsrat. Geschäftsführungen und Personalverantwortlichkeiten sind nur im Einvernehmen mit der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat zu besetzen."

Darüber hinaus kritisiert ver.di die bereits stattgefundenen betriebsbedingten Kündigungen. Stattdessen fordert ver.di ein Konzept zur Personalbindung und -gewinnung, das Fort- und Weiterbildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und persönliche Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten einschließt. Würden bei der Auswahl des zukünftigen Eigentümers die Belange der Beschäftigten nicht ausreichend berücksichtigt, käme es voraussichtlich zu einer "Abstimmung mit den Füßen", warnt Bühler. "Gerade in Zeiten eines größer werdenden Bedarfs an Fachkräften sind eine langfristige Perspektive für die Beschäftigten, eine angemessene Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen auch für den zukünftigen Eigentümer ratsam."

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Quelle:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Presseinformation vom 6. April 2018
Jan Jurczyk - ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
E-Mail: pressestelle@verdi.de
Internet: www.verdi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2018

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