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STUDIE/029: Gesundheitswirtschaft - Das Wachstum wird weitergehen (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7-8/2016

Gesundheitswirtschaft
Wachstum wird weitergehen

Von Dirk Schnack


Dies erwarten zumindest die Autoren einer Studie zur Gesundheitswirtschaft. Jeder Teilmarkt hat jedoch spezielle Risiken.


Die Gesundheitsbranche in Deutschland wird in den kommenden Jahren auf einem überdurchschnittlichen Wachstumskurs bleiben - die Teilmärkte stehen aber vor unterschiedlichen Herausforderungen. Insbesondere in der Pflege besteht laut der im Juni vorgestellten Studie der HSH Nordbank zur Gesundheitswirtschaft ein erheblicher Konsolidierungsdruck. Aber auch andere Teilbereiche des Gesundheitswesens weisen einige Risiken auf.

"Die demografische Entwicklung in Kombination mit einem steigenden Gesundheitsbewusstsein lässt innerhalb aller Bevölkerungsschichten neue Absatzmärkte für Gesundheitsgüter entstehen", heißt es in der Studie. Speziell für den Pflegemarkt berichten die Studienautoren von zunehmenden Übernahmeaktivitäten, die von Finanzinvestoren forciert werden. Die Anbieter im Markt müssen sich mit Fachkräftemangel, niedrigen Gewinnmargen und immer größeren Wettbewerbern auseinandersetzen. Zwar sorgt die Alterung der Bevölkerung für steigenden Bedarf an Pflegeleistungen, doch besteht laut Studie "langfristig Unklarheit, wie stark steigende Pflegebedürftigkeit gesellschaftlich finanziert werden kann." Die Autoren schließen nicht aus, dass es zu einem regionalen Verdrängungswettbewerb kommen wird. HSH-Gesundheitsexperte Thomas Miller gibt auch zu bedenken, dass einige Unternehmen in der Pflege gegenüber Pharma oder Kliniken Schwächen in der Bonität aufweisen. Pflegeeinrichtungen mit effizienter Ausstattung sehen die Studienautoren aber auch künftig als "grundsätzlich attraktiv für privates Kapital".

Im Krankenhausmarkt sehen die Autoren kommunale Kliniken "qualitativ an der Spitze". Diese Position halten sie aber für gefährdet, weil den kommunalen Kliniken gegenüber der privaten Konkurrenz der Zugang zu frischem Kapital erschwert wird. Diesen Wettbewerbsvorteil nutzen die privaten Träger nach Beobachtung der Bank auch aus - "damit können sie modernisieren, digitalisieren und technisieren". Als Folgen stellten sich steigende Auslastung und Effizienz ein. Als weitere Nachteile der kommunalen Träger nennt die HSH u. a. unklare Zuständigkeiten, politisch getriebene Entscheidungen und geringe Veränderungsbereitschaft. Als Lösung empfehlen sie neue Wege in der Finanzierung, auch unbesicherte Instrumente. Als Problem für die Branche nennen die Studienautoren neben dem Kampf um knappe finanzielle Ressourcen u. a. regionale Überkapazitäten und geringe Spielräume bei der Preisfestsetzung.


Ein Säulendiagramm zeigt die stetig steigenden Gesundheitsausgaben in Deutschland von 2005-2014 in Mrd. Euro - Quelle Grafik: Statistisches Bundesamt

Quelle Grafik: Statistisches Bundesamt


Im Pharmamarkt sehen die Autoren Wachstumspotenzial. Ob Unternehmen dieses ausschöpfen können, hängt laut HSH von der eigenen Wettbewerbsfähigkeit, der Innovationskraft der Forschung und der Effizienz des Gesundheitssystems ab. Für die deutschen Unternehmen nennt die Bank fehlende Blockbuster und die im internationalen Vergleich geringe Größe als Nachteile. Als wesentliches Risiko wird der zunehmende Preisdruck angesehen. Insgesamt sprechen sie aber von einer "soliden Profitabilität" und erwarten ein zwar moderates, aber intaktes Marktwachstum. Hohe Wachstumschancen sehen sie im Biotech-Segment.


Ein Tortendiagramm zeigt die Gesundheitsausgaben 2014 (328 Mrd. EUR) nach Leistungsarten - Quelle Grafik: Statistisches Bundesamt

Quelle Grafik: Statistisches Bundesamt


Auch die Medizintechnik wird nach Einschätzung der Bank ein Wachstumsfeld bleiben. Neben dem technischen Fortschritt und der demografischen Entwicklung stützt auch die steigende Bereitschaft der Menschen, mehr Geld für Gesundheit auszugeben, diese Annahme. Risiken für die Medizintechnik sind u. a. der Fachkräftemangel und der Preisdruck.

Das Kreditvolumen der HSH in der Gesundheitswirtschaft betrug im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Euro, das Neugeschäft 2016 prognostiziert die Bank auf 400 Millionen Euro.

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7-8/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201607/h16074a.htm

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www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Juli/August 2016, Seite 21
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
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Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2016

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