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AUSLAND/1566: Indien - 30 Dollar als Anreiz für Geburten im Krankenhaus (DSW)


DSW [news] - Juli 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Indien - 30 Dollar als Anreiz für Geburten im Krankenhaus


Die indische Regierung steigert durch finanzielle Anreize die Zahl der medizinisch betreuten Geburten, um so die hohe Müttersterblichkeit in den Griff zu bekommen.


Die meisten Inderinnen auf dem Land bringen ihre Kinder seit jeher zu Hause zur Welt. Nach Ansicht der indischen Regierung stellt dieses Festhalten an althergebrachten Traditionen eines der größten Hindernisse bei der Senkung der hohen Müttersterblichkeitsrate dar. Diese liegt in Indien bei 254 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten und ist damit beispielsweise zehnmal so hoch wie in China.

Durch ein finanzielles Anreizprogramm will die indische Regierung schwangere Frauen dazu bewegen, ihr Kind in der sauberen und professionellen Umgebung eines Krankenhauses zur Welt zu bringen. 30 US-Dollar soll jede Frau für eine Entbindung im Krankenhaus erhalten. Dies entspricht für indische Landarbeiter dem Lohn für viele Wochen Arbeit. Neben der Entbindung im Krankenhaus wird den Frauen zudem nahe gelegt, sich auch im Anschluss an die Geburt dort versorgen zu lassen.

Der finanzielle Anreiz zeigt bereits erste Erfolge: In den zwei ärmsten Staaten Indiens, Bihar und Uttar Pradesh, ist der Anteil der Frauen, die ihr Kind in einer medizinischen Einrichtung zur Welt bringen von 20 Prozent im Jahr 2005 auf 50 Prozent im Jahr 2008 inzwischen deutlich gestiegen. Im Zusammenhang damit zeigt sich allerdings bereits ein weiteres Problem Indiens: Das Gesundheitssystem ist mit der nun deutlich gestiegenen Nachfrage überlastet. Es gibt nicht genügend medizinisches Personal.


Zusätzliches medizinisches Personal

Neben der Geldleistung will Indien deshalb auch die Versorgung mit Hebammen in ländlichen Gebieten verbessern und somit dem Vorbild von Staaten wie Sri Lanka und Thailand folgen, in denen sich dies als entscheidender Schritt zur Senkung der Müttersterblichkeit erwiesen hat. Vor allem zur Beratung und Unterstützung schwangerer Frauen kommen zudem in den einzelnen Dörfern lokale Gesundheitsarbeiterinnen, die so genannten Ashas (Deutsch: "Hoffnung") zum Einsatz.

Damit soll die Hürde in ein Krankenhaus zu gehen, gesenkt werden. Diese ist vor allem für die arme Landbevölkerung noch sehr hoch. Vielfach fehlt das Selbstbewusstsein oder das Wissen darüber, dass eine professionell betreute Geburt Leben retten kann.

Quelle: The Washington Post, 15. Juli 2010


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DSW [news] - Juli 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2010