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FINANZEN/579: Problematischer Alkoholkonsum macht Europas Volkswirtschaften krank (idw)


European Health Forum Gastein - 02.10.2013

EHFG 2013: Problematischer Alkoholkonsum macht Europas Volkswirtschaften krank



Problematischer Alkoholkonsum ist EU-weit für Produktivitätseinbußen in der Höhe von 74 Milliarden Euro verantwortlich, berichteten Experten/-innen beim European Health Forum Gastein. Kosteneffiziente, flexibel und einfach umsetzbare Maßnahmen zur Früherkennung und Kurzintervention am Arbeitsplatz helfen bei der Erkennung und Behandlung alkoholbedingter Krankheiten.

"Problematischer Alkoholkonsum verursacht nicht nur enorme gesundheitliche Schäden, sondern wirkt sich krankmachend auf Europas Wirtschaft aus. Problematischer Alkoholkonsum als psychische Erkrankung ist innerhalb der Europäischen Union für ökonomische Produktivitätseinbußen in der Größenordnung von 74 Milliarden Euro verantwortlich. Krankenstände und Arbeitsausfälle, die auf gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum zurückzuführen sind, sind zu einer massiven volkswirtschaftlichen Belastung geworden", sagte Don Shenker, Direktor des britischen Alcohol Health Network, heute beim European Health Forum Gastein (EHFG). Der psychischen Gesundheit als Motor und Voraussetzung für gesunde Volkswirtschaften ist auf dem diesjährigen EHFG-Kongress ein Schwerpunkt gewidmet.

"Resiliente und innovative Gesundheitssysteme in Europa" ist das Motto des diesjährigen EHFG. Mehr als 550 Teilnehmer/-innen aus rund 45 Ländern nutzen Europas wichtigste gesundheitspolitische Konferenz in Bad Hofgastein zum Meinungsaustausch über zentrale Fragen europäischer Gesundheitssysteme.

Bis zu 25 Prozent Betroffene in größeren Belegschaften

Wie virulent Alkoholprobleme in der Arbeitswelt und für die Produktivität der europäischen Gesellschaften sind, verdeutlichen die von der International Labour Organisation (ILO) ermittelten Zahlen: Demnach sind bis zu 25 Prozent des Personals in größeren Unternehmen von problematischem, gesundheitsschädigendem Alkoholkonsum betroffen. Zugleich stoßen gerade bei dieser psychischen Erkrankung Lösungsstrategien auf erhebliche Schwierigkeiten: Sei es aufgrund mangelnden Problembewusstseins innerhalb von Belegschaft, Unternehmensführung und Gesellschaft, oder wegen der Bagatellisierung des faktischen Alkoholkonsums und dessen bewusste Verschleierung aus Angst vor beruflichen Konsequenzen bis hin zu Arbeitsplatzverlust und sozialem Abstieg. "Oft fehlt es auch an den Rahmenbedingungen und geeigneten Instrumenten, um Alkoholprobleme frühzeitig zu erkennen", so Don Shenker.

Dabei fehlt es nicht an wirkungsvollen, leicht zugänglichen und zugleich kosteneffizienten Möglichkeiten, Alkoholprobleme und dessen Ausmaße am Arbeitsplatz zu identifizieren. "Dazu gehört der noch zu wenig genutzte AUDIT-Alkohol-Selbsttest, der als rascher und flexibler, international standardisierter Screening-Test eine Grundlage für den gezielten Einsatz von Kurzinterventionen bietet", sagte der Direktor des Alcohol Health Network.

Früherkennung spart Geld

Die Effektivität von standardisierten Maßnahmen der Früherkennung und Kurzintervention (Screening and brief intervention, SBI) bei problematischem Alkoholkonsum ist durch zahlreiche Studien belegt. In den USA durchgeführte Untersuchungen etwa haben ergeben, dass jeder Dollar, der in Strukturen für Früherkennung und Kurzinterventionen bei Alkoholproblemen investiert wird, Unternehmen eine Einsparung von vier Dollar bringt, weil alkoholbedingte Arbeitsausfälle und Krankenstände verringert werden können.

In Europa sind mehr als sieben Prozent aller Erkrankungen und frühzeitige Todesfälle auf problematischem Alkoholkonsum zurückzuführen. Beinahe die Hälfte der durch Alkoholprobleme verursachten volkswirtschaftlichen Kosten geht auf Produktivitätsverluste am Arbeitsplatz zurück.

"Vor diesem Hintergrund ist es offensichtlich, dass Früherkennungs- und Kurzinterventionsprogramme am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle bei der Lösung dieses Problems spielen müssen", so Don Shenker. Auf politischer Ebene müsse der Prävention von Alkoholproblemen am Arbeitsplatz noch mehr Priorität eingeräumt werden, forderte der Experte: "Sowohl auf EU-Ebene als auch in nationalen Strategien zur Reduktion Alkohol-bedingter Probleme am Arbeitsplatz fehlen klare Empfehlungen für Früherkennungs- und Kurzinterventionsprogramme, das sollte auch Teil einer neuen EU-Strategie zu Alkohol sein."


EHFG Pressebüro
Dr. Birgit Kofler
B&K Kommunikationsberatung GmbH
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
European Health Forum Gastein, Mag. Thea Roth, 02.10.2013
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2013